Jahresvorschau

Die besten Ausstellungen 2024: Teil 2

Im Jahr 2024 locken die Museen wieder mit zahlreichen großartigen Ausstellungen. Wir zeigen, was Sie nicht verpassen sollten. Teil 2: April bis Juni

Von Tim Ackermann
28.12.2023
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 222

April

Art of Drag: Kings, Queens & Crossdressing

Frans Hals Museum, Haarlem, vom 12.4. bis 13.10.

In der Kunst ist alles erlaubt, außer der Langeweile. Deshalb gehören Wechselspiele mit Geschlechterrollen seit jeher zum Repertoire von Künstlerinnen und Künstlern, sei es im Genre des Porträts oder im eigenen Erproben. Präsentiert werden Werke, die um 1900 das Crossdressing-Event Hartjesdag in Haarlem zeigen, aber auch moderne und gegenwärtige Kunst etwa von Kees van Dongen oder Sarah Lucas. 

Faszination Rom: Maarten van Heemskerck

Kupferstichkabinett, Kulturforum, Berlin, vom 26.4. bis 4.8.

Fünf Jahre verbrachte der Holländer Maarten van Heemskerck in Rom: Zwischen 1532 und 1537 skizzierte er dort die antiken Ruinen und Skulpturen. Anlässlich seines 450. Todestags breitet das Berliner Kupferstichkabinett seinen Schatz von rund 160 Zeichnungen aus, die aus van Heemskercks ehemaligem Skizzenbuch stammen. Dank dieser Studien wurde er zu einem Erneuerer der holländischen Malerei. 

Maarten van Heemskerck
Ein Blick in das römische Skizzenbuch von Maarten van Heemskerck. © Kupferstichkabinett, Berlin/SMB

Mai

LaToya Rubier Frazier: Monuments of Solidarity

Museum of Modern Art, New York, vom 12.5. bis 7.9.

Als schwarze Amerikanerin im Rust Belt in der sterbenden Stahlarbeiterstadt Pittsburgh aufzuwachsen, hat LaToya Rubier Fraziers Blick geprägt. Ihre Fotoserien wie das Mehrgenerationenporträt „The Notion of Family“ (2001–2014) sind Zeugnisse menschlicher Solidarität angesichts des ökonomischen Zusammenbruchs. Nun bekommt sie ihre erste Überblicksschau. 

LaToya Rubier Frazier
LaToya Rubier Frazier, „LaToya Rubier Frazier takes on Levi's“, 2010. © 2023 Art21/Courtesy of the artist and Gladstone Gallery

A Chair and You

Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, vom 8.5. bis 6.10.

Wenn der hochdekorierte Theaterregisseur Robert Wilson die Stuhlsammlung von Thierry Barbier-Mueller mit Licht und Ton beglückt, werden Sitzmöbel von Ettore Sottsass oder Ron Arad nicht nur inszeniert, sondern regelrecht zur Diva.

Ana Lupas

Stedelijk Museum, Amsterdam, vom 9.5. bis 15.9.

Engagement und ein langer Atem zeichnen die Künstlerin Ana Lupas aus: Ihr Werk „The Solemn Process“ dokumentierte über 40 Jahre die Herstellung von traditionellen Strohkränzen in ihrer Heimat Rumänien. Auch das zentrale Werk dieser Schau, „Coats to Borrow“ (1989), hat einen sozialen Aspekt: Lupas ließ Mäntel in ihrem Freundeskreis zirkulieren, wobei jeder Träger ein neues Etikett in die Kleidung einnähte. 

Ana Lupas
Ana Lupas, „Coats to Borrow“, 1989. © Courtesy Gallery P420. Collection Stedelijk Museum Amsterdam

Jenny Holzer

Guggenheim New York, vom 17.5. bis 29.9.

Geschichte wiederholt sich nicht. Aber manchmal, wenn man Glück hat, doch: Wer 1989 Jenny Holzers Ausstellung im Guggenheim nicht sehen konnte, darf sich jetzt auf eine „Reimagination“ der Schau freuen! Die Wortkünstlerin, die 1977 mit ihren sloganhaften „Truisms“ die Philosophie in die zeitgenössische Kunst brachte, ist während ihrer langen Karriere immer nur besser und bedeutender geworden. Wenn es im New Yorker Frühling ein nicht zu verpassendes Event gibt, dann ist es diese Ausstellung. 

Juni

Avantgarde and Liberation

Mumok, Wien, vom 7.6. bis 22.9.

Die Moderne fand nicht nur im Westen statt. Das haben die Museen lange ignoriert. Heute aber greifen Künstlerinnen und Künstler gezielt zurück auf ihre avantgardistischen Vorfahren in Afrika, Asien oder unter der schwarzen Bevölkerung in den USA und in Lateinamerika. Die Schau in Wien zeigt etwa 30 solch zeitgenössischer Positionen, darunter Yto Barrada, Faith Ringgold und Vivan Sundaram. 

William Blakes Universum

Hamburger Kunsthalle, vom 14.6. bis 8.9.

Wer Graphic Novels liebt, könnte sich auch in diesen Mystiker aus dem späten 18. Jahrhundert vergucken: Der Graveur und Illustrator William Blake wurde zeitlebens von Visionen ereilt, die seine fantastischen, oft freigeistig-religiös inspirierten Bilderzählungen stark beeinflussten. Dank vieler Leihgaben des Fitzwilliam Museums in Cambridge ist Blakes Eigensinn nach fast 50 Jahren wieder in Deutschland zu erfahren. 

Hier geht es zu Teil 1Teil 3 und Teil 4 unserer Ausstellungsvorschau für 2024.

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