Ausstellungstipps

Die besten Ausstellungen im Februar

Wie kann man den letzten Wintermonat besser verbringen als im Museum? Unsere Ausstellungstipps: von Tania Bruguera in Berlin über Otto Piene in Basel bis zur den Maestras im Arp Museum

Von WELTKUNST Redaktion
30.01.2024

Otto Dix

Deichtorhallen, Hamburg, bis 1. April

Otto Dix (1891–1969) zählte zu den ersten Kunstprofessoren, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 entlassen wurden. Daraufhin kehrte er zurück an den Bodensee und malte nur noch vermeintlich Unpolitisches. Anstelle von Kriegsszenarien zierten seine Leinwände fortan düsterte Landschaftsdarstellungen oder altmeisterliche Auftragsporträts. Mit „Dix und die Gegenwart“ präsentieren die Hamburger Deichtorhallen eine Auswahl seines Œuvres, darunter auch Werke, die während der NS-Zeit als „entartet“ diffamiert wurden. Der zweite Schwerpunkt der Ausstellung zeigt die große Faszination, die sein Schaffen auf rund 50 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler ausübt.

Tania Bruguera

Hamburger Bahnhof, Berlin, 7. Februar (19 Uhr) bis 11. Februar (23 Uhr)

Wortreichen Widerstand leistete die Kubanerin Tania Bruguera, als sie 2015 wegen in ihrer politischen Kritik unter Hausarrest stand: 100 Stunden lang lasen die Künstlerin und Mitstreitende in ihrem Wohnzimmer aus dem Buch „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ der Theoretikerin Hannah Arendt vor – und übertrugen die Lesung per Lautsprecher auf die Straße. Das kommunistische Regime ließ dagegen Arbeiter mit Presslufthammern antreten und unterstrich damit erst recht die Absurdität der Zensur. Die 55-jährige Bruguera wiederholt ihre Performance nun Berlin: Mehr als vier Tage werden dem Totalitarismus in dieser Welt durchgängig die Leviten gelesen.

Tania Bruguera wird im Februar im Hamburger Bahnhof wortreichen Widerstand leisten
Tania Bruguera, „Where Your Ideas Become Civic Actions (100 Hours Reading The Origins of Totalitarianism)“, 2015. © courtesy of the artist, Foto / photo: Leandro Feal

Otto Piene

Museum Tinguely, Basel, 7. Februar bis 12. Mai

„Weg ins Paradies“ heißt die Ausstellung von Otto Piene in Basel. Das ist insofern richtig, als dieser Künstler zeitlebens daran gearbeitet hat, die Welt zu verbessern. Nicht mit einer umfassenden Revolution, sondern durch kleine Impulse, mit denen er die Fantasie der Menschen anstupste in der Hoffnung, dass sie ein harmonischeres Leben imaginierten. Seine Philosophie ähnelt damit der Jean Tinguelys, den er persönlich durch Ausstellungen im Umfeld der Zero-Bewegung kannte. Während Tinguely seine Skulpturen aus Schrott konstruierte, baute Piene seine Werke ab Ende der Sechziger vor allem aus Plastikhüllen und Luft. Sein riesiger Regenbogen bei den Olympischen Spielen in München ist immer noch ein Symbol für die kreative Kraft der menschlichen Gemeinschaft.  

Der Regenbogen von Otto Piene aus dem Jahr 1972
Otto Piene, Testinstallation Olypmpischer Regenbogen, 1972. © 2024 Pro Litteris, Zürich; Otto Piene Estate, Foto: Jean Nelson, Otto Piene Archiv/ VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Maestras

Arp Museum, Rohlandseck, 25. Februar bis 16. Juni 

Dass Frauen in der Kunstgeschichte häufig weniger Beachtung gefunden haben als ihre männlichen Kollegen, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Zahlreiche Museen entdecken derzeit die vielen bisher unsichtbaren oder vergessenen Künstlerinnen neu und machen ihre Werke der Öffentlichkeit zugänglich. Gemeinsam mit dem Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid präsentiert das Arp Museum nun Arbeiten von 46 Meisterinnen, die zwischen den Jahren 1500 und 1900 gelebt haben. Neben bereits bekannten Namen wie Artemisia Gentileschi oder Élisabeth Vigée-Le Brun ist auch die italienische Malerin Fede Galizia mit ihrem Gemälde „Judith und Holofernes“ in der Schau vertreten.

Judith und Holofernes von Fede Galizia datiert 1601 -10 aus der Ausstellung Maestras im Arp Museum
Fede Galizia, „Judith und Holofernes“, 1601–10. © Palacio Real de La Granja de San Ildefonso, Segovia, Patrimonio Nacional

Valie Export

c/o Berlin, bis 22. Mai

Die Zigarettenpackung, auf die Valie Export im Jahr 1967 ihr eigenes Gesicht und Logo klebte, gilt heute als das erste Kunstwerk der Österreicherin. Als die Künstlerin ihren alten Namen ablegte, nutzte sie die beliebte Zigarettenmarke „Smart Export“, um ihren neuen Namen zu präsentieren. Die kleine Schachtel ist heute im MoMA in New York ausgestellt. Vom Strumpfband-Tattoo auf ihrem linken Oberschenkel bis zur berühmten Aktion, bei der sie ihren Partner Peter Weibel an einer Hundeleine durch Wien führte, die heute 83-Jährige durchbricht seit jeher mediale Grenzen und künstlerische Kategorien. Nach Stationen in der Wiener Albertina und im Fotomuseum Winterthur ist ihre umfangreiche Retrospektive nun endlich auch in Berlin zu bestaunen.

Valie Export im c/o Berlin
VALIE EXPORT – SMART EXPORT, Selbstportrait, 1970, ALBERTINA, Wien – The ESSL Collection. © VALIE EXPORT, VG Bild-Kunst, Bonn 2024; Foto: Gertraud Wolfschwenger

Frans Hals

Rijksmuseum, Amsterdam, 16. Februar bis 9. Juni

Die formidable Ausstellung des niederländischen Malers Frans Hals in der Londoner National Gallery ist gerade zu Ende gegangen. Nun werden seine prächtigen Barockgemälde verpackt und nach Berlin geschickt, wo die Gemäldegalerie sie ab Mitte Juli zeigt. Zuvor machen die Bilder von gut aufgelegten Musikanten und lachenden Kavalieren jedoch auf halben Weg Station in Amsterdam. Und nun kommt der Internet-Routenplaner ist Spiel: Wer in Deutschland westlich der Achse Hamburg-Kassel-Würzburg lebt, für den ist der Weg ins Rijksmuseum an der Singelgracht vermutlich näher als die Gemäldegalerie am Potsdamer Platz. Zudem lässt sich in Amsterdam ein Stadtbild erkunden, das aus demselben Goldenen Zeitalter stammt, in dem auch Hals seine Bilder malte. Zwei gute Gründe. Sorry, Berlin!

Frans Hals im Rijksmuseum in Amsterdam
Frans Hals, „The Merry Lute Player“, um 1624. © Harold Samuel Collection, Mansion House, City of London

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