Im Jahr 2024 locken die Museen wieder mit zahlreichen großartigen Kunstausstellungen. Wir zeigen, was Sie nicht verpassen sollten. Teil 4: Oktober bis Dezember
Von
15.01.2024
/
Erschienen in
222
Altes Schloss, Stuttgart, vom 26. Oktober 2024 bis 4. Mai 2025
Vor 500 Jahren brach in der Landgrafschaft Stühlingen am Schwarzwald der Deutsche Bauernkrieg aus, bei dem die Landbevölkerung vor allem im Süden Deutschlands gegen ihre Lehnsherren aufbegehrte. Es war auch ein Propagandakampf, bei dem dank moderner Drucktechnik das neue Medium der Flugschrift (mit Bildern) zum Einsatz kam. Als Auftakt einer Reihe von Ausstellungen wird in Stuttgart das historische Beispiel mit gegenwärtigen Protestbewegungen verknüpft.
Kunsthistorisches Museum Wien, vom 8. Oktober 2024 bis 12. Januar 2025
Als begabter Teenager lernte Samuel van Hoogstraten in der Werkstatt von Rembrandt, wie man Menschen in einer stimmungsvollen Hell-Dunkel-Malerei inszeniert. Nach seiner Ausbildung verlegte er sich aber bald auf Trompe-l’Œil-Stillleben, bei denen man förmlich meint, Briefe, Federn oder Siegelringe von der Wand pflücken zu können. Die Schau vergleicht in 50 Bildern den Lehrer mit dem Schüler.
Museum Wiesbaden, vom 11. Oktober 2024 bis 26. Januar 2025
Kann man eine Künstlerin schlecht finden, deren bedeutendstes Werk „Make a Salad“ (1962) heißt – und darin besteht, bei Ausstellungen mit einer großen Menge helfender Menschen sehr viel Gemüse zu schnippeln, zum Mixen auf Planen in die Luft zu werfen und dann zu servieren? Natürlich nicht. Also auf nach Wiesbaden, um sich bei der Fluxus-Queen Alison Knowles (hoffentlich) ein paar Vitamine abzuholen!
Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden, vom 9. November 2024 bis 23. Februar 2025
Der Kolonialhandel, vor allem mit Zucker, machte Antwerpen im 16. Jahrhundert zu einer der reichsten Städte der Welt. Dieser Wohlstand verhalf Hunderten von Malern zu einem Auskommen, wobei sich regelrechte Künstlerdynastien bildeten. Am berühmtesten sind heute Pieter Bruegel der Ältere und seine Nachkommen, aber auch Vater, Sohn und Enkel Francken bildeten seinerzeit eine populäre flämische Malerlinie.
Kunsthalle Mannheim, vom 22. November 2024 bis 9. März 2025
Einsame Topfpflanzen auf dem Fensterbrett oder mittelalte kahlköpfige Männer im Lehnstuhl gehören nicht zu den glamourösesten Bildmotiven. Aber für Künstler wie Xaver Fuhr oder George Grosz war eben ungeschönte Ehrlichkeit eine wichtige Tugend in ihrer Malerei. Die Kunstströmung der forthin sehr populären Neuen Sachlichkeit fand zwar erst 1925 zu ihrem Namen – diese Ausstellung feiert aber schon mal mit Verve ins Jubiläumsjahr hinein.
Alte Pinakothek, München, vom 26. November 2024 bis 16. März 2025
Lilien, Tulpen, Klatschmohn, Rosen, Passionsblumen. Herrlich! So üppig wie auf den Stillleben von Rachel Ruysch blüht es kaum andernorts in der Kunstgeschichte. Obwohl ihre Blumenbilder Zeit ihres Lebens heiß begehrt waren und heute in keiner Überblicksausstellung zur holländischen Barockmalerei, die etwas auf sich hält, fehlen, bekommt die Künstlerin zu selten eine eigene Bühne. Die kunsthistorische Leerstelle will nun die Alte Pinakothek füllen, indem sie die wichtigsten Werke zusammenholt und auch detailliert zur Biografie der 1664 geborenen Malerin informiert. So wird sich ein Kapitel der Schau mit dem Einfluss ihres Vaters Frederik Ruysch, dem ersten Direktor des botanischen Gartens in Amsterdam, beschäftigen.
Deichtorhallen Hamburg, vom 30. November 2024 bis 4. Mai 2025
Auf stille Art hat Franz Gertsch den Hyperrealismus in der Malerei gerettet. Denn im Gegensatz zu den protzigen Show-Effekten seiner amerikanischen Kollegen, wählte der 2022 verstorbene Schweizer stets Motive, die als Fotografie kaum bildwürdig waren: Porträts irgendwelcher Freunde mit ungekämmten Haaren etwa oder die Detailansicht eines Stücks Wiese. Minutiös in die Großformatmalerei übertragen, wurden solch rätselhafte Bilder plötzlich wahnsinnig interessant. Und sie sind es bis heute.
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt, vom 15. Dezember 2024 bis 16. Februar 2025
Zum Jahresausklang freuen wir uns auf jede Form von weißer Pracht – zumal, wenn sie so fein gemalt ist wie in Johann Sperls Aquarell „Kutterling im Winter“ (um 1900, o.) Und wer bei Paul Heys laternenlichtschummeriger Dorfstraßenszene „Christnacht“ kein warmes Herz bekommt, sollte unbedingt noch einmal Charles Dickens’ „Weihnachtgeschichte“ lesen.
Hier geht es zu Teil 1, Teil 2 und Teil 3 unserer Ausstellungsvorschau für 2024.