Der große Romantiker Caspar David Friedrich in Berlin, die Harlem Renaissance in New York und vergessene Protagonistinnen der Kunstgeschichte in London – das sind unsere Ausstellungstipps
ShareAlte Nationalgalerie, Berlin, bis 4. August
Nachdem Deutschlands Lieblingsromantiker schon Anfang des Jahres in Hamburg alle Besucherrekorde brach, muss die Alte Nationalgalerie keine große Werbung mehr machen: Die Tickets für die zweite Station des Caspar-David-Friedrich-Jubiläumsreigens verkaufen sich auch so rasant. Berlin bewahrt ohnehin einige Meisterwerke des Malers wie der „Mönch am Meer“ (1808–1810). Nun kann das Publikum dazu Leihgaben wie „Das Eismeer“ (1823/1824) aus der Hamburger Kunsthalle oder die „Kreidefelsen auf Rügen“ (1818/1819) aus dem Kunst Museum Winterthur vergleichend bewundern.
Museum Ludwig, Köln, bis 10. November
Seine kinetischen Skulpturen, die er „Meditationsmühlen“ nannte, beschäftigten Chargesheimer zum Ende seines nur mittellangen Lebens. Das Porträt des Künstlers, aufgenommen 1969 von seinem Kölner Kollegen Gerd Sander, bringt diese Faszination gut zum Ausdruck. Zuvor hatte sich Chargesheimer selbst Jahrzehnte als Fotograf betätigt und den Menschen der Rheinstadtmit Bildbänden wie „Cologne intime“ (1957) ein Denkmal gesetzt. Diese Schau zeigt nun alle Facetten seines Schaffens.
Metropolitan Museum of Art, New York, bis 28. Juli
In den Zwanzigerjahren begann in Harlem, im Norden Manhattans, eine unvergleichliche kulturelle Blütezeit, die bis heute ausstrahlt. New York war das Ziel von Millionen afroamerikanischer Menschen, die während der Great Migration von den Südstaaten in den freieren Norden aufbrachen. In Harlem fanden schwarze Kreative ihren Ausdruck in Literatur, Musik, Tanz, Theater und bildender Kunst (siehe William Johnsons „Woman in Blue“, ca. 1943). Bald schwappte die Harlem Renaissance auch nach Chicago und Paris über. Das Met widmet der vielgestaltigen Bewegung und ihren transatlantischen Verbindungen eine Schau mit 160 Werken von Fotografie und Film bis Malerei und Skulptur und lässt die große Energie dieses Aufbruchs spürbar werden.
Kunsthistorisches Museum Wien, bis 13. Oktober
Medaillen sind bildhauerische Kunstwerke im Miniaturformat. Doch nicht immer erhalten sie die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. Das Kunsthistorische Museum Wien öffnet nun die Augen für die Qualität der geprägten Kunst – indem es diese im Dialog mit Skulpturen zeigt. Denn die Habsburger Hofkünstler arbeiteten vielseitig: So schuf beispielsweise der Italiener Leone Leoni nicht nur um 1551 eine Ehrenmedaille für den deutsch-römischen König (und zukünftigen Kaiser) Ferdinand I., sondern um 1555 auch eine Bronzebüste von dessen Bruder Karl V., der noch bis 1558 die Kaiserkrone trug. Der Dialog in der Kunstkammer endet im Oktober, ein anderer Teil der Schau im Münzkabinett jedoch erst im März 2025.
Arken, Ishøj, bis 28. Juli
Wer kennt nicht dieses Gefühl der totalen Durchschnittlichkeit? Ismar Čirkinagić hat dafür ein passendes Kunstwerk erfunden: Er kopierte Bilddateien aus dem Internet, die verschiedene Landesflaggen zeigen, und rechnete sie am Computer so um, dass sie sich in Monochrome verwandelten. Deren zarte Pastellkolorite entsprechen dem Mittelwert aller Farben aus den jeweiligen Flaggen. Wer die Bilderserie „Ocean Europe“ (2016) neben den gut sechs Dutzend identischen Heliumballonhühnern von Benedikte Bjerre („Lisa’s Chickens“, 2016/2021) betrachtet, steckt schon mittendrin in der Schau „Gruppentherapie“: Betreten nur auf eigene Gefahr der Selbstdiagnose!
Tate Britain, London, bis 13. Oktober
Britische Künstlerinnen der Jahre 1520 bis 1920 in einer Ausstellung zu versammeln, so wie es die Tate gerade tut, spaltet das Publikum zwangsläufig in Fraktionen von pro und kontra. Ein Gegenargument ist, dass hier vieles über einen sehr groben Kamm geschoren wird. Für die Schau spricht wiederum, dass es erst einmal darum gehen muss, eine Ahnung von den Rezeptionsversäumnissen der Vergangenheit zu bekommen. Wem war etwa der Name von Clara Maria Pope präsent, die herrliche botanische Zeichnungen schuf, wie die „Pfingstrosen“ im Jahr 1821? Andere Protagonistinnen der Schau haben längst Einzelausstellungen – so wie Angelika Kauffmann noch bis 30. Juni in der Royal Academy. Davon dürfen es auch in der Tate noch mehr werden!