Eine Einzelausstellung in Hamburg zeigt Kathleen Ryans monumentale Skulpturen von verfaultem Obst. Wir sprachen mit der Künstlerin über Lebensmittelverschwendung, Verfall und Vergänglichkeit
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13.05.2024
Dieser Konflikt oder die Spannung zwischen dem, was man erwartet, was man assoziiert, und dem, was man vorfindet, ist für meine Arbeit sehr wichtig. Ich interessiere mich für diesen Bruch auf mehreren Ebenen: das Material betreffend, die skulpturale Form und das Bild oder die Sache, die das Objekt repräsentiert.
Ich werde eine Auswahl von 30 Skulpturen aus den letzten zehn Jahren zeigen. Die ältesten habe ich in der Kunstschule gemacht, und die neuesten habe ich gerade letzte Woche fertiggestellt. Kurator Jasper Sharp und ich haben Werke aus all meinen verschiedenen Serien ausgewählt, aber auch einzelne Arbeiten, die die Entwicklung meiner Ideen und Formen zeigen. Es wird Keramikvögel, schlechtes Obst, Betonballons, Bowlingkugel-Perlen, Werkzeuge, Autos, Gänseblümchen, Kristallkugeln und Austern geben. Ich habe es vermieden, an der Wand zu arbeiten: alles steht entweder auf dem Boden oder hängt von der Decke herab.
Überall – auf der Straße, auf Schrottplätzen, in Gebrauchtwarenläden, bei eBay, Craigslist, Facebook Marketplace, im Grunde überall dort, wo Menschen Dinge loswerden, die sie nicht mehr wollen. Manchmal suche ich ein bestimmtes Objekt, weil ich eine bestimmte Idee dafür habe, und manchmal stolpere ich über etwas, das mich anspricht, wie zum Beispiel eine Motorhaube. Wenn ich etwas zufällig finde und nicht sofort weiß, was ich damit machen soll, nehme ich es mit ins Atelier und lasse es eine Weile in Ruhe. Manchmal integriere ich ein Fundstück erst Jahre später in eine Skulptur.
Das hängt von der jeweiligen Arbeit ab. Oft wähle ich eine bestimmte Technik, weil meine Idee für die Skulptur sie erfordert, oder ich probiere verschiedene Ansätze aus, bis es Klick macht. Im Allgemeinen geht es um das Sammeln, Arrangieren, Nebeneinanderstellen und Experimentieren. Vielleicht bringe ich mir unterwegs eine neue Technik oder die Verwendung eines bestimmten Werkzeugs bei, aber hauptsächlich möchte ich von Anfang mit meinen Hände arbeiten.
Für mich hat es etwas Viszerales, den Raum mit einem Objekt zu teilen. Ich habe einen stärkeren Bezug zur Skulptur, weil sie wie ich einen Körper hat – sie ist aus denselben Dingen gemacht, aus denen die Welt besteht.
Ich bin zuerst auf das Material gekommen – ich war daran interessiert, mit Edelsteinperlen zu arbeiten, und sah die Fäulnis als Gegenstück zu den Steinen, als eine Möglichkeit, etwas kulturell und materiell Wertvolles für etwas zu verwenden, das als abstoßend oder abscheulich gilt. Die Ideen von Edelsteinen und Schimmel sind zwar gegensätzlich, aber sie ähneln sich. Deshalb funktioniert es. Themen wie Geburt, Verfall, Tod oder Zeit tauchen in meiner Arbeit immer wieder auf, aber bei den „Bad Fruit“-Skulpturen geht es mehr um materielle und assoziative Gegensätze und Spannungen.
Seit 2019 befindet sich mein Atelier in einem Lagerhaus in Jersey City, New Jersey, in einem Viertel mit Blick auf den Hudson River und Lower Manhattan. Das Gebäude wurde im neunzehnten Jahrhundert als Sodafabrik genutzt.
Ich denke, einer der Gründe, warum die Werke von „Bad Fruit“ so viel Anklang finden, ist, dass sie Themen berühren, die den Menschen wichtig sind – Lebensmittelverschwendung, Klimawandel, Alterung, Tod – sie sind in den Köpfen vieler Menschen präsent. Ich hoffe, dass dies eines der vielen Dinge ist, über die die Leute nachdenken, wenn sie die Arbeiten betrachten.
KATHLEEN RYAN,
Hamburger Kunsthalle,
17. Mai – 11. August 2024,