Von Videokunst bei Julia Stoschek über coole Sneaker im NRW-Forum bis zum Punk-Universum von Mike Kelley im K21 – das sind unsere Museumstipps zum Wochenende in Düsseldorf
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15.05.2024
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen Düsseldorf, bis 9. Juni
Der 1980 im iranischen Shiraz geborene Behrang Karimi hat bis 2015 an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert und war Meisterschüler von Peter Doig. Man sieht eine gewisse Ähnlichkeit, denn auch bei diesem Maler geht es um die flüchtigen Momente des Erlebens und um den Alltag, der durch kleine, bemerkenswerte Beobachtungen für einen Moment außer Kraft gesetzt scheint. Doch sind es eben nicht die sonnendurchfluteten Farben von Doigs karibischem Karneval, die hier auf der Leinwand ihren Ausdruck finden, sondern Karimis Palette ist kälter, melancholischer, bleibt aber dennoch attraktiv. Verbunden sind seine Bilder in dieser Schau mit einer installativen Arbeit, die auch Soundelemente enthält: Wie hören ein verstimmtes Klavier, klapperndes Geschirr, die Stimmen von Karimis Kindern. Die Ausstellung weckt ein Gefühl der Sehnsucht, von dem man nicht genau sagen kann, worauf es sich eigentlich bezieht.
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K21, bis 8. September
Die ramponierten Stofftiere, die der Künstler Mike Kelley in den späten Achtzigerjahren so zahlreich auf amerikanischen Flohmärkten erwarb, symbolisieren in seinen Werken den Zustand einer nicht enden wollenden Verpuppung: Vorbei ist die Phase der unbesorgten Kindheit, das Selbst hängt nun im unbequemen Kokon der Pubertät fest. Die Chance, jemals die Trennmauer zur glamourösen Erwachsenenwelt zu durchbrechen, scheint gegen Null zu gehen. Mike Kelley beschäftigte sich genau mit diesem Zwischenbereich, dieser Wartezone im Leben. Er schaute wie durch ein Brennglas auf die Zeitvertreibe der amerikanischen Populärkultur, indem er Superman-Comics in Skulpturen verwandelte und High-School-Musicals oder Charaktere aus dem Kinderfernsehen in Videofilmen reinszenierte. Seine Ausstellung im K21 gleicht einer vielräumigen Kathedrale des Nerdtums, in der jedoch auch ernsthafte Themen wie Erinnerungsvermögen oder Ausgrenzung geschickt mitverhandelt werden.
NRW-Forum, bis 26. Mai
Kaum ein Kleidungsstück erfährt einen derart großen Hype wie Sneaker. In den 1980er-Jahren verhalf der praktische Schuh noch Basketballlegenden wie Michael Jordan zu sportlichen Siegen, heute wird die Fußbekleidung gehandelt wie ein seltenes Kunstwerk. Durch einen überdimensionierten Schuhkarton betreten die Besuchenden die Ausstellung, in der rund 250 Sammlerstücke, Designklassiker und Social-Media-Ikonen bestaunt werden können. Highlights sind etwa das 1989 im zweiten Teil des Films „Zurück in die Zukunft“ als Prototyp auftauchende Modell „Nike Mag“ oder die Kooperation zwischen Louis Vuitton und Nike, die im „Air Force 1“ mündete. Den Sportschuhen gegenübergestellt werden aber auch futuristischere und durchaus diskussionswürdige Objekte wie die in Sozialen Medien viral gegangenen „Big Red Boots“ des New Yorker Kollektivs MSCHF.
Julia Stoschek Foundation, bis 2. Februar 2025
Wie viel Selbstdarstellung ist eigentlich zu viel? 14 künstlerische Positionen aus den 1970er-Jahren bis heute nähern sich dieser Frage mit persönlichen Aufzeichnungen in Form von Videos, Fotografien oder Mixed-Media-Arbeiten und erkunden dabei die eigene Performativität inmitten einer von Bildern überfluteten Welt. Die teils sehr intimen Arbeiten zeigen die Künstlerinnen und Künstler in den eigenen vier Wänden oder bei privaten Gesprächen mit Freunden oder Liebhaberinnen. Die Konzept- und Performancekünstlerinnen Sophie Calle und Hannah Wilke kehren mit ihren Videotagebüchern den objektivierenden Blick auf Frauen um, indem sie die Kamera auf sich selbst richten. Weitere Werke von Kristin Lucas, Frances Stark oder Jota Mombaça stellen anknüpfend daran Geschlechterrollen infrage und widmen sich ironisch dem zeitgenössischen Phänomen von Online-Postings.
Kunsthalle Düsseldorf, bis 9. Juni 2024
Der Titel der Ausstellung ist eine Anspielung auf Jim Jarmuschs Film „Only Lovers Left Alive“, der die Geschichte einer romantischen Beziehung zwischen zwei Vampiren erzählt. In den Hauptrollen: Tilda Swinton und Tom Hiddleston. In der Kunsthalle fragt sich nun das Künstlerpaar Margarete Jakschick und Friedrich Kunath, was Romantik im Jahr 2024 bedeutet. Dabei greifen die beiden das Vermächtnis der deutschen Romantik auf, indem sie Sehnsuchtsmotive neu interpretieren. Ihre Kompositionen bewegen sich dabei stets zwischen Euphorie und Melancholie, gepaart mit Referenzen aus der amerikanischen Popkultur. Die Ausstellung umfasst ein buntes Sammelsurium an Fotografien, Gemälden und Installationen der beiden Kunstschaffenden.
photo+ Lab, bis 14 Juli
„Taxidermy, computer, RealSense cameras, Skype, CatchEye, sound“: allein die Angabe der Materialen macht bei diesem Werk der Künstlerin Natascha Sadr Haghighian neugierig. Was hat es wohl mit dieser seltsamen, an eine Computermaus erinnernde Plastik auf sich? Die Arbeit ist Teil der Ausstellung „Ways of Seeing“, die den Fokus auf Überwachungsbilder setzt und dabei eine sonderartige Bildform untersucht, die auch als neue, erkenntnisreiche Perspektive auf bestimmte Dinge verstanden werden kann. Der gewählte Titel ist eine Referenz an die berühmte BBC-Serie von John Berger, in welcher der britische Kunstkritiker den Betrachtenden und den Kontext – als entscheidend für die Kunsterfahrung – unter die Lupe nimmt. Ein Tipp zur Vorbereitung auf den Besuch: die Folgen sind komplett auf YouTube zu sehen.