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Unsere Museumstipps fürs Ruhrgebiet

Von Karin Kneffel in Duisburg über Willi Baumeister in Essen bis zu Sören Aargaard in Recklinghausen – das sind unsere Ausstellungstipps zum Wochenende im Ruhrgebiet

Von WELTKUNST REDAKTION
04.06.2024

Willi Baumeister. Zeitzeichen

Museum Folkwang, Essen, bis 16. Juni

Bereits in den 1920er-Jahren begann das Museum Folkwang in Essen, Werke des abstrakten Malers Willi Baumeister (1889–1955) zu erwerben. Der jüngste Ankauf erfolgte im Jahr 2023 und ist nun Anlass für den Start des neuen Ausstellungsformats „Sammlungsgeschichten“, in dem das Museum Einblicke in die eigene Sammlungsgeschichte gibt. Das Gemälde „Montaru 2d“ von 1954 entstammt aus der letzten Schaffensperiode des Künstlers, der als Vorbild der „Generation der Gegenstandslosen“ gilt. Der Name „Montaru“ ist eine Erfindung des Künstlers selbst, die sich aus den den Worten „Mons“ für Berg und „Aru“ für den phonetischen Klang der verwendeten Primärfarben zusammensetzt. Baumeister schuf die Serie zwischen 1953 und 1955.

Karin Kneffel – Come in, Look out

Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, bis 1. September

Das Studium bei ihren Mentoren sieht man ihren Werken an: Die Gemälde von Karin Kneffel sind so plastisch wie die Skulpturen von Johannes Brus, zeugen von ähnlichem Mut zur Farbe wie in Norbert Tadeusz’ Malerei und lassen Gegenstände mit dem Hintergrund verschwimmen, so wie man es von Gerhard Richter kennt. Was Kneffel von ihren ehemaligen Lehrern abgrenzt, ist das Rätselhafte ihrer Motive. Niemand weiß, wohin der träge Dalmatiner auf dem verspiegelten Boden sieht, wie die Regentropfen auf das Bild mit dem Mehrfamilienhaus kommen oder was es mit dem traurigen Strichmännchen vor einer Akt-Skulptur auf sich hat. Geht der Blick durch eine Glasscheibe hindurch oder wird er von dieser reflektiert? In der Ausstellung fordern über 70 Gemälde und Aquarelle das räumliche Sehen der Besuchenden heraus und zeigen Kneffels vielschichtigen Umgang mit Perspektive, Farbe und Form.

Stranger Things

Neue Galerie Gladbeck, bis 30. Juni

Die Gruppenausstellung, deren Titel der amerikanischen  Science-Fiction-Mysteryserie „Stranger Things“ entlehnt ist, erforscht das Gefühl von Fremdheit und sucht dort nach dem Unbekannten, wo man es am wenigsten erwartet. Mit dabei sind Werke der Kunstschaffenden Toni Schmale, Jürgen Klauke, Joanna Piotrowska, Agata Ingarden und VALIE EXPORT, die alle auf ihre Weise versuchen, das Unbekannte zu ergründen. Denn Seltsamkeiten lassen sich überall finden. Sie bestimmen unser Verhalten und unsere Wahrnehmung. Sowohl historische Werke als auch zeitgenössische Positionen untersuchen in dieser strangen Schau das Verhältnis zwischen mentalen Prozessen und physikalischen Impulsen.

Joanna Piotrowska
Zwei Arbeiten von Joanna Piotrowska in der Ausstellung „Stranger Things". © Foto: Jana Buch, courtesy of the artists and Neue Galerie Gladbeck

Sammlung² im Museum Quadrat

Josef Albers Museum Quadrat, Bottrop, bis 1. September

Nach dem Tod von Josef Albers 1979 schenkte seine Witwe, die Künstlerin Anni Albers, seiner Geburtsstadt Bottrop ein Konvolut von mehr als 300 Werken. Das Museum, das kurz danach im Geist des großen Malers und Bauhaus-Lehrers entstand, ist ein modernistisches Kleinod mitten im Grünen. Vor zwei Jahren kam ein Erweiterungsbau hinzu. Derzeit sind dort Werke aus dem Depot von Raimund Girke, Pia Fries, Tobias Pils oder Ulrich Erben zu sehen, die nicht nur Zeugnis von der regen Sammlungstätigkeit des Museums in den vergangenen Jahrzehnten geben, sondern auch den Einfluss des großen Abstrakten Albers auf die Kunst von heute zeigen. Wem das noch nicht reicht, dem sei auch die hervorragende Albers-Werkschau im Hauptgebäude sowie die erste institutionelle Einzelausstellung von Catherina Cramer empfohlen, die sich bis 30. Juni im Museum Quadrat mit dem Kranksein beschäftigt.

Carlos Cruz-Diez, „Farbaddition B“ Ausstellung Bottrop Ruhrgebiet
Carlos Cruz-Diez’ Siebdruck „Farbaddition B“, 1988. © Carlos Cruz-Diez / Foto: Peter Gwiazda

Søren Aagaard bei den Ruhrfestspielen

Kunsthalle Recklinghausen, bis 4. August

Unter ihrem Direktor Nico Anklam zeigt die Kunsthalle in einem einstigen Hochbunker am Nordrand des Ruhrgebiets seit einigen Jahren ein abwechlungsreiches Programm zur Gegenwartskunst. In der Schau zu den diesjährigen Ruhrfestspielen widmet sich der dänische Künstler Søren Aagaard der Beziehung von Kunst und Essen. In seiner ersten musealen Einzelausstellung in Deutschland wird das Publikum regelmäßig zum konzeptuellen Speisen eingeladen, dargereicht werden unter anderem Pommes frites mit hausgemachter Sauce. Doch auch ernste Themen wir kulturelle Aneignung oder heutige Vertriebswege werde hier ästhetisch verhandelt.

 

Søren Aagaard, Kunstausstellung der Ruhrfestspiele 2024, Kunsthalle Recklinghausen
Installation von Søren Aagaard in der Kunsthalle Recklinghausen. © Foto: Caroline Schlüter

Im Herzen wild

Kunstmuseum Mülheim, bis 12. Januar 2025

Nach sechsjähriger Sanierung ist das Kunstmuseum in Mülheim an der Ruhr seit Ende Mai wieder geöffnet. 13.000 Werke kehrten in den vergangenen Monaten in das alte Postgebäude zurück. Gegründet 1909, befindet sich darin eines der ältesten Museen im Ruhrgebiet ist. Der Fokus der Sammlung liegt auf dem deutschen Expressionismus, die zweiteilige Sammlungspräsentation zur Wiedereröffnung bringt Highlights aus dem Umfeld von Bauhaus, Blauer Reiter und Brücke wie Jawlenskys „Infantin“ von 1912 mit aktuellen Positionen von Künstlerinnen zusammen.

Alexej von Jawlensky, „Infantin“, Gemälde, Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
Alexej von Jawlenskys „Infantin“ von 1912 im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr. © Foto: Alexander Voß

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