In der großen Düsseldorfer Schau zu Hilma af Klint und Wassily Kandinsky wird auch das Werk der lange vergessenen Malerin Wilhelmine Assmann gewürdigt
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19.07.2024
In Düsseldorf präsentiert das K20 noch bis 11. August „Hilma af Klint und Wassily Kandinsky. Träume von der Zukunft“: Darin ist nebenbei auch das Werk von Wilhelmine Assmann zu entdecken. Vor mehr als 100 Jahren war sie für kurze Zeit als „Malmedium“ berühmt und geriet dann in Vergessenheit. Ich habe zum ersten Mal von ihr gehört, als ich den Psychologen und Sammler Elmar R. Gruber, Gründer der Collection of Mediumistic Art (CoMA), kennengelernt habe, der sich schon seit Jahren um ihre künstlerische Anerkennung bemüht. 1862 in einem sächsischen Dorf geboren, arbeitete Wilhelmine Assmann in Halle als Dienstmädchen und Garderobiere in einem Theater, bevor sie heiratete und einen Sohn auf die Welt brachte. Als er mit einem Jahr starb, fiel sie in eine tiefe Depression. Trost brachten ihr schließlich spiritistische Sitzungen, in denen sie sich als Medium fühlte und Zeichnungen anfertigte, bei denen sie meinte, ihr verstorbener Sohn führe ihre Hand. Korallen- und blütenartige Formen füllen die Formate – immer wieder stand Wilhelmine Assmann nachts mit dem unwiderstehlichen Drang zu zeichnen auf, und sie füllte in ihrer Trance in stundenlanger Arbeit das Papier mithilfe von Bleistiften und Wachsmalstiften.
Schon bald wurden ihre Bilder in Ausstellungen gezeigt, zum Beispiel 1909 im Kunstsalon Emil Richter in Dresden zeitgleich mit Werken der Brücke, auch in Belgien und den Niederlanden, und sogar die New York Times berichtete. Mit dem steigenden Interesse an Bizarrem und Übernatürlichem wurde sie in gewisser Weise auch ein Opfer ihres Erfolgs. Sie trat im Berliner Passage-Panoptikum vor Tausenden von sensationshungrigen Zuschauern auf und versuchte sich täglich von 11 bis 13 Uhr und von 15 bis 19:30 Uhr in Trance zu versetzen. Um eine Ecke gibt es eine konkrete Verbindung zu Kandinsky: Er erhielt eine Postkarte mit Assmann-Motiv von seinem Freund, dem Schriftsteller Karl Wolfskehl: „Was halten Sie von dieser Ausstellung?“ Zu gerne hätte man gewusst, was Kandinsky ihm geantwortet hat, aber das ist nicht überliefert.