Nach Hamburg, Greifswald und Berlin feiert nun Dresden Caspar David Friedrich mit einer großen Ausstellung. Über vier Jahrzehnte lebte er in der Stadt – und wurde zum Meister der deutschen Romantik
Von
21.08.2024
„Caspar David Friedrich. Wo alles begann“ – unter diesem Titel schließen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) den Reigen der Präsentationen zum 250. Geburtstag des Meisters der Deutschen Romantik. An zwei Orten, dem Albertinum und dem Kupferstich-Kabinett im Residenzschloss, sollen ab Samstag (24.8.) rund 180 Werke Einblick in das Schaffen und die Maltechnik von Friedrich geben; aber auch in seine Gefühlswelt sowie das Lebens- und künstlerische Umfeld.
Dabei zeigen die SKD bis Anfang Januar 2025 ihren Bestand an Gemälden und Zeichnungen des in Greifswald geborenen Künstlers, für den Dresden gut vier Jahrzehnte Lebensmittelpunkt war. „Alle Gemälde, die überhaupt von ihm existieren, sind hier entstanden“, sagt Kurator Wolfgang Birkholz.
Insgesamt sind im Albertinum 47 Gemälde zu sehen. Mit „Schiffe im Hafen am Abend“, der „Friedhof“ oder das „Große Gehege bei Dresden“ werden einige der bedeutendsten Landschaftsbilder nur in der Elbestadt präsentiert. Auch der „Tetschener Altar“ verlässt dafür seine feste Vitrine in der oberen Etage des Museums – und bekommt extra temporären Ersatz.
Auch unter den 30 Leihgaben sind Berühmtheiten. Zum Beispiel „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ aus der Hamburger Kunsthalle sowie „Mondaufgang am Meer“ und „Der Watzmann“ aus der Alten Nationalgalerie Berlin. „Es geht um die Hauptthemen, die für Friedrich eine wichtige Rolle spielen“, sagt Birkholz und zählt auf: Rückenfigur, politische Bilder, Friedhöfe, Erinnerungsbilder, die Farbe, Bäume und die Religion. Aus dem Kupferstich-Kabinett kommen Zeichnungen mit Motiven, die sich in Öl finden.
„Friedrich kommt 1798 nach Dresden, vor allem auch um die Kunstwerke in der Gemäldegalerie zu studieren“, berichtet Birkholz. Hier fängt er 1807 an zu malen und wird „zum wohl bedeutendsten Künstler der deutschen Romantik“. Er bleibt bis zu seinem Tod im Mai 1840 in der Elbestadt. Friedrich setzt sich mit Werken der Alten Meister auseinander, beteiligt sich an den zeitgenössischen Kunstdebatten, wandert in der näheren und weiteren Umgebung der Stadt, um sich von der Natur inspirieren zu lassen.
Und der Künstler, „der ja immer als so isolierte Figur gesehen wird“, gründet in der damaligen Residenzstadt Dresden eine Familie und knüpft ein großes Netzwerk.
Das Kupferstich-Kabinett beleuchtet parallel bis Mitte November den Zeichner Friedrich und dessen künstlerischen Denk- und Schaffensprozess. Dort sind etwa über 145 Werke versammelt, rund 60 davon aus Dresdner Bestand. Highlight ist das erst im Juli für 1,7 Millionen Euro erworbene „Karlsruher Skizzenbuch“, das im Sommer 1804 in Dresden und Umgebung entstand. Der Ankauf wurde gemeinschaftlich finanziert: von der Klassik Stiftung Weimar, den SKD, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder sowie weiterer Förderer.
Normalerweise lichtgeschützt im Depot bewahrte fragile Studien, Entwürfe und Zeichnungen zeigen, wie Friedrich Landschaften, knorrige Bäume oder schroffe Felsen mit Klarheit und Präzision, Bleistift und Feder festhielt – in Dresden, der Sächsischen Schweiz, auf Rügen oder im Riesengebirge. Zu den selten gezeigten Exemplaren unter den etwa 70 Leihgaben gehören „Das Felsentor im Uttewalder Grund“ aus Essen, „Hünengrab am Meer“ aus Weimar und die Werkreihe zum „Plauenschen Grund“.
In Hamburg und Berlin haben Sonderausstellungen mit herausragenden Werken von Caspar David Friedrich jeweils einen Publikumsansturm ausgelöst. In Berlin waren 300.000 Besucher gezählt worden, in Hamburg rund 335.000. Am Sonntag wurde in Greifswald die Schau „Sehnsuchtsorte“ eröffnet, die bis zum 6. Oktober im Pommerschen Landesmuseum läuft. Auch dort bildeten sich Schlangen. (dpa)