Im Jahr 2025 locken die Museen wieder mit zahlreichen großartigen Ausstellungen. Wir zeigen, was Sie nicht verpassen sollten. Teil 1: Januar bis März
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19.12.2024
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 236
Camille Claudel & Bernhard Hoetger: Emanzipation von Rodin
Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen, 25.1. bis 18.5.
Zwei Menschen, die dem großen Bildhauer August Rodin den Rücken kehrten: Camille Claudel war seine Partnerin und schuf auch nach der Trennung so ausdrucksstarke Skulpturen wie er. Bernhard Hoetger bewunderte als junger Künstler Rodin, ging aber später eigene Wege. Zwei unterschiedliche Lebenswerke werden in Bremen originell verknüpft.
Berlinde De Bruyckere
Bozar, Brüssel, 21.2. bis 31.8.
Stets leicht verstörend wirken die gesichtslosen Pferdeleiber aus Wachs und Tierhaar, die Berlinde De Bruyckere als gefallene Giganten ausstellt. Belgiens berühmteste Künstlerin erhält jetzt in ihrem Heimatland eine große Überblicksausstellung.
Glitzer
Museum für Kunst & Gewerbe, Hamburg, 28.2. bis 26.10.
Funkelnde Partikel auf Augenlidern, Nägeln oder anderen interessanten Körperpartien sind ein Zeichen des Protests gegen die Normalität des Alltags. Freuen wir uns also in Hamburg auf viele knallbunte Fotografien des glitzernden politischen Widerstands und eine „Hall of Glitter“, in der 100 Lieblingsobjekte vom Stickeralbum bis zur BlingBling Handyhülle versammelt sind.
Anselm Kiefer
Stedelijk Museum & Van Gogh Museum, Amsterdam, 7.3. bis 9.6.
Am Tag vor dem 80. Geburtstag des Mythenmeistermalers gratuliert ihm die Stadt Amsterdam mit der Doppelausstellung „Sag mir wo die Blumen sind“. Das Stedelijk zeigt seinen Gesamtbestand an Werken von Anselm Kiefer. Und im Van Gogh Museum treffen seine Stroh-auf-Leinwand-Kompositionen auf passende Bilder von van Gogh wie „Weizenfeld mit Krähen“. Bombastisch!
Jacqueline Mesmaeker
Museum der Moderne, Salzburg, 7.3. bis 14.9.
Ob abgerissene Bildertapeten oder Flecken auf Goldrahmen: Jacqueline Mesmaekers Arbeiten erzählen auf sinnliche und ästhetische Weise von der Vergänglichkeit. Die 2023 verstorbene Belgierin ist als Konzeptkünstlerin neben den Männern der Zunft wie Marcel Broodthaers immer noch sträflich unterbewertet.
Wolfgang Tillmans
Albertinum, Dresden, 8.3. bis 29.6.
Der 1968 in Remscheid geborene Fotograf ist ein großer Poet des Alltags: Nur Tillmans schafft es, vier Kartoffeln auf einem Fensterbrett in San Francisco so abzulichten, als hätten sie Gruppensex. Zu bewundern ist dieses Bild neben anderen neuen Fotografien aus Kalifornien, Taiwan oder der Mongolei.
Mama – Von Maria bis Beyoncé
Kunstpalast, Düsseldorf, 12.3. bis 1.6.
Als zwei Evangelisten die Geschichte einer Jungfrauengeburt populär machten, war Marias Hauptrolle in der christlichen Kirche und westlichen Kunst nicht mehr zu stoppen. Mit Werken ab dem 14. Jahrhundert illustriert die Ausstellung den sich wandelnden Blick der Gesellschaft auf die Mutterfigur. Hoffen wir, dass sich auch ein Kapitel mit den schwierigen Lebensbedingungen von Müttern im Kunstbetrieb beschäftigt.
L’art est dans la rue
Musée d’Orsay, Paris, 18.3. bis 6.7.
Die Kunst ist auf der Straße, mais oui! Und zwar seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als künstlerisch gestaltete Werbung die Boulevards von Paris eroberte. Ein Plakat für den „Bal du Moulin rouge“ von Pionier Jules Chéret hängt hier neben André Devambez’ gemaltem Zeugnis eines nächtlichen Polizeigroßeinsatzes – beleuchtet vom bunten Schein der Litfaßsäulen.
Egon Schieles letzte Jahre
Leopold Museum, Wien, 28.3. bis 13.7.
Als Egon Schiele im Herbst 1918 an der Spanischen Grippe starb, war er erst 28 Jahre alt und seine Schaffenskraft in voller Blüte. Wenn jetzt in Wien der Fokus auf seine letzten Jahre fällt, sind daher viele berühmte Werke zu sehen – auch wertvolle Leihgaben wie die „Sitzende Frau mit hochgezogenem Knie“ aus der Prager Nationalgalerie.
Schweizer Schätze
Wallraf-Richartz-Museum, Köln, 28.3. bis 27.7.
Des einen notwendige Sanierung ist des anderen Ausstellungsgelegenheit: „Schweizer Schätze“ locken nach Köln, denn das Museum Langmatt in Baden hat seine Sammlung temporär ausgeliehen. Werken wie den „Badenden“ (um 1895/1896) von Paul Cézanne oder der Ansicht „Boulevard Montmartre, Frühling“ (1897) von Camille Pissarro will wirklich niemand den Status als glanzvolle Kunstpreziosen der (post-)impressionistischen Malerei absprechen.
Laure Prouvost
Mucem, Marseille, 31.3. bis September
Ihr Unterwasserwelt-Märchen „Deep See Blue Surrounding You“ für den französischen Pavillon auf der Venedig-Biennale 2019 war ein Publikumsrenner. Den dazugehörigen Film hatte Laure Prouvost zum Teil in Marseille gedreht. Dorthin kehrt sie nun zurück, um im Mucem laut Ankündigung „unerwartete Orte“ zu bespielen. Freuen darf man sich, wie stets bei Prouvost, auf schräge Einfälle. Vielleicht steuert sie ihr Boot mit der Segelaufschrift „Here We Dream of No More Front Tears“ am Museum vorbei. Oder sie erzählt uns wieder die Geschichte, dass ihre Oma fliegen kann.