Im Jahr 2025 locken die Museen wieder mit zahlreichen großartigen Ausstellungen. Wir zeigen, was Sie nicht verpassen sollten. Teil 2: April bis Juni
Von
30.12.2024
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 236
Amy Sherald
Whitney Museum of American Art, New York, 9. April bis August
Wer könnte den Riss heilen, der mitten durch die einst Vereinigten Staaten geht? Selbst verständlich die Künstlerin Amy Sherald! Denn sie malt in fotorealistischer Manier schwarze Männer auf Traktoren oder Dirtbikes und suggeriert so, dass die Liebe zu PS starken Motoren keine Frage der Hautfarbe ist. Das streichelt die amerikanische Seele. „American Sublime“ lautet treffend der Untertitel der Schau. Sheralds Porträt von Michelle Obama, das die Malerin 2018 weltberühmt machte, wird auch in der Schau gezeigt. Als ein riesiges „Waswärewenn …“!
Mamluken
Louvre, Paris, 30.4. bis 28.7.
Erstmals widmet sich der Louvre den Mamluken, jenen türkischen und kaukasischen Militärsklaven, die ab 1250 rund um das Rote Meer ein eigenes Sultanat begründeten. 300 Objekte aus dem Louvre Depot und dem Musée des Arts Décoratifs, darunter Textilien, verzierte Messingobjekte, Manuskripte, Malereien oder Elfenbeinschnitzereien, erzählen von dieser kulturellen Blütezeit.
Julie Mehretu
K21, Düsseldorf, 10.5. bis 12.10.
Pinselstriche sind wie individuelle Charaktere, die zusammen finden und gemeinsam eine explosive Dynamik entfalten: Diese Analogie von abstrakter Malerei und gesellschaftlichen Massenbewegungen sprach Julie Mehretu schon 2007 mit ihren „Black City“-Bildern an. Fast 20 Jahre später sind die Werke der New Yorkerin mehr denn je Ausdruck ihrer turbulenten Entstehungszeit, wie auch diese furiose Überblicksausstellung zeigen wird.
Richard Pousette-Dart
Museum Frieder Burda, Baden-Baden, 10.5. bis 14.9.
Will man von Planetenkonstellationen sprechen oder doch lieber von Zahnradkonstruktionen gigantischer Maschinen? Egal, was man in seinen Bildern sieht, Richard Pousette-Darts Beitrag zum Abstrakten Expressionismus war höchst originell. Er wurde leider nicht so berühmt wie Pollock oder Rothko. Umso mehr lohnt heute die Wiederentdeckung.
Lygia Clark
Neue Nationalgalerie, Berlin, 23.5. bis 12.10.
Kunst wird nur existent, wenn das Publikum sie berührt. Diese Idee kam Lygia Clark früh: Ab 1963 schuf die brasilianische Künstlerin Skulpturen in geometrischen Formen, die beweglich waren und von den Betrachtenden aktiv verändert werden sollten. Daraus entwickelten sich kollektiv-interaktive Performances, die Corpo Coletivo. Clarks Retrospektive würdigt ihre Geniestreiche. Anfassen (zum Teil) erlaubt!
Auguste Herbin
Lenbachhaus, München, 30.5. bis 19.10.
Alle Macht der Farbe: Wenn der französische Künstler Auguste Herbin zum Pinsel griff, dann knallte das Kolorit ins Auge – egal ob er um 1907 fauvistische Landschaften malte oder in den 1920-Jahren Kreise und Dreiecke. In Paris ist Herbin bereits wiederentdeckt. Jetzt kommt er nach München.
Abstract Erotic
The Courtauld Gallery, London, 20.6. bis 14.9.
Alles klar, ungegenständliche Kunst darf auch mal sexy sein. Dass die Courtauld Gallery zu diesem klischeehaften Titel nur Kunst von Frauen versammelt, ist dann allerdings peinlich. Vergessen wir den doofen Titel und freuen wir uns am Aufeinandertreffen dreier skulptural arbeitender Gigantinnen: Bei Louise Bourgeois’ üppigen Busen- und Phalliformen ist Eros noch nachweislich im Spiel. Aber in Eva Hesses Werken wie „Untitled (Three Nets)“ von 1966(u.) baumelnde Hoden erkennen zu wollen, würde ihre feinsinnigen Beiträge zur Minimal Art fehlinterpretieren. Gleiches gilt für Alice Adams, die mit abstrakten Stoffgebilden in deutliche intellektuelle Opposition zum harten Metallminimalismus der Machomänner ging.
Hier geht es zu Teil 1 unserer Ausstellungsvorschau für 2025.