Camille Claudel und Bernhard Hoetger in Bremen, ein neuer Blick auf Cimabue in Paris und Nordlichter in Basel – das sind unsere Ausstellungstipps für den ersten Monat des Jahres
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02.01.2025
Louvre, Paris, 22. Januar bis 12. Mai 2025
Zwei gute Gründe veranlassen den Pariser Louvre, Cimabue eine Ausstellung zu widmen. Der erste hat mit dem Erwerb eines Werkes des Malers und Mosaikkünstlers im Jahr 2023 zu tun: Die „Verspottung Christie“, in Tempera auf Pappelholz gemalt, hatte unerkannt an einer Küchenwand gehangen, war 2019 entdeckt und für 24,2 Millionen Euro versteigert worden, woraufhin der französische Staat einen Kulturgutschutzfall ausrief und der Louvre zum Ankauf vortrat. Nach einer Restaurierung wird das Gemälde erstmals ausgestellt, zusammen mit der schon in der Sammlung befindlichen „Maestà“. Diese wurde ebenfalls restauriert – das ist der zweite Grund diese Schau zu besuchen, die mit rund 40 Werken zeigt, dass es Cimabue war, der im 13. Jahrhundert erkannte, dass Heiland und Heilige keine flachen Symbolfiguren sind, sondern Menschen mit Körpern und Tiefe.
Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen, 25. Januar bis 18. Mai 2025
Die Wanderausstellung führt seit 1905 die beiden Kunstschaffenden Camille Claudel und Bernhard Hoetger erstmals wieder zusammen – zumindest deren Werke. Die beiden treffen zu Lebzeiten in der Kunstmetropole Paris gelegentlich aufeinander, wobei sie die Abneigung zur Skulptur Auguste Rodins, sowie das Streben nach Anerkennung vereint. Die Schau zeigt zentrale Werke der beiden Persönlichkeiten, sowie die bedeutende Abgrenzung vom viel gefeierten Rodin. Anschließend reist die Ausstellung nach Berlin in die Alte Nationalgalerie wo sie bis 28. September gezeigt wird.
Kunstmuseum Gelsenkirchen, bis 16. Februar 2025
Manche Karrieren verlaufen im Sande, und niemand weiß so recht, warum. Vor allem bei Künstlerinnen geschah und geschieht das nicht selten. Wie bei Marianne Aue, die zu Beginn der 1960er-Jahre eine wichtige Position im Umfeld europäischer Avantgardegruppen wie ZERO und den Neue Tendenzen einnahm. Nach ihrer Ausbildung an der Werkkunstschule in Krefeld währte ihre Schaffensphase nur zehn Jahre. In dieser Zeit leistete sie vor allem mit ihren monochromen Strukturreliefs aus feinen Holzstäben einen ganz eigenen und bis heute überraschenden Beitrag zur zukunftsweisenden Nachkriegskunst. Lange war sie vergessen, erst jüngst wurden Teile ihres Nachlasses durch den Kunsthistoriker Frederik Schikowski vor der Zerstörung gerettet. Nun widmet ihr das Kunstmuseum Gelsenkirchen ihre erste museale Einzelausstellung seit den Sixties – und bietet die Möglichkeit zur lange fälligen Wiederentdeckung dieser bedeutenden Künstlerin.
Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, 26. Januar bis 25. Mai
Passend zu den sinkenden Außentemperaturen wird es hyggelig in der Fondation Beyeler: Denn gemütlich, ja geradezu romantisch scheinen die Landschaftsbilder. Gemalt haben sie Künstlerinnen und Künstler der Moderne und Vormoderne in Skandinavien, Kanada oder Russland. Manches wirkt außergewöhnlich, wie die Ansicht eines Waldsees, die Hilma af Klint 1907 schuf, im selben Jahr also, in dem die Schwedin auch die abstrakte Malerei erfand. Das gelbe Licht lässt die Szenerie verwunschen wie ein Eingang zur Feenwelt erscheinen. Und auch der Farbberserker Edvard Munch überrascht in seinem Bild „Zugrauch“ (1900) mit ganz zarten Tönen. Im Abendhimmel mit gehauchtem Rosa, Gelb und Hellblau.
Museum Kurhaus Kleve, bis 9. März 2025
Der deutsche Maler und Bildhauer Ewald Mataré, Lehrer von Joseph Beuys und bekannt für seine Tierdarstellungen, zeigt sich in seiner Heimat mit seinem zeitlosen Œuvre. Von 1907 bis 1932 lebte er in Berlin, bis er schließlich eine Professur an der Kunstakademie in Düsseldorf übernahm. Doch nur sieben Monate später wurde er von den Nationalsozialisten des Amts enthoben und seine Kunst als „entartet“ diffamiert. Ein großer Teil seines Nachlasses ging an die Stadt Kleve, welche im Jahr 1988 das Museum im Kurhaus gründete. Bis heute trägt das Haus den Zusatz „Ewald Mataré-Sammlung“. Die aktuelle Ausstellung „KOSMOS“ bietet den Besuchenden einen umfassenden Einblick in das Werk des 1965 verstorbenen Künstlers.
Museum Voorlinden, Wassernaar, bis 23. März
Als Maler führt der Belgier Michaël Borremans den Pinsel in altmeisterlicher Manier. Seine Motive jedoch sind Rätsel der Gegenwart, die das Publikum herausfordern: Warum trägt der Porzellanaffe in „The Monkey“ menschliche Kleidung und warum der Mensch in „Large Rocket“ ein Kostüm, das aussieht wie ein überdimensionierter Teekannenwärmer? Die Antwort geben Borremans Bilder selbst, die das Museum Voorlinden im niederländischen Wassenaar aus 20 Schaffensjahren zusammengeholt hat: Es geht um Malerei, an die wir gern glauben wollen – und um unsere Verunsicherung, wenn dieser Glauben ins Wanken gerät.