Kunst in Berlin

Noch mehr Ausstellungen in Berlin

Von gallischen Helden bis zu surrealen Körperlandschaften, von stiller Malerei bis zu lauter Punk-Attitüde – was uns in den Berliner Museen derzeit fasziniert

Von Weltkunst Redaktion
17.04.2025
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 240

Uderzos Zaubertrank

Kommunikationsmuseum, bis 15. Juni 

Mit seinen Zeichnungen hat Albert Uderzo das Geschichtsbild ganzer Generationen beeinflusst, indem er zeigte, wie sich ein kleines gallisches Dorf mithilfe von Asterix, Obelix und einem dampfenden Kessel Zaubertrank gegen die übermächtigen Römer zur Wehr setzen kann. Der Comiczeichner Flix hat jetzt eine Schau im Kommunikationsmuseum kuratiert, die bis 15. Juni Uderzos ganzes grafisches Werk auffächert, nicht nur mit Asterix und Obelix, sondern auch mit anderen Comics, die seiner Feder entsprungen sind.

Asterix® Obelix® Idefix®/ © 2025 Les Éditions Albert René/ Goscinny-Uderzo Ausstellungen Berlin
Die Comics von Albert Underzo sind bis zum 15. Juni im Kommunikationsmuseum zu bestaunen. © Asterix® Obelix® Idefix®/ © 2025 Les Éditions Albert René/Goscinny-Uderzo

Give Peace A Chance

Gropius Bau, bis 31. August 

Im Sommer 1968 realisierte ein frisch verknalltes Paar ein wunderschönes Werk auf dem Gelände der kriegszerstör­ten Coventry Cathedral: Die tolle Konzeptkünstlerin Yoko Ono und der Hobbykünstler (und Rockstar) John Lennon pflanzten zwei Eicheln, aus denen Bäume als Symbol für Liebe und Frieden zwischen Ost und West wachsen sollten. Das Covermotiv des Katalogs zum „Acorn Even“ ist ein Exponat in Onos Einzelschau, die der Gropius Bau bis 31. August präsentiert.

© Keith McMillan/Yoko Ono Ausstellungen Berlin
Yoko Ono und John Lennon. © Keith McMillan/Yoko Ono

Lust und Schrecken

Fotografiska, bis 8. Juni 

Körperteile von Menschen und Tieren sind für die niederländische Fotografin Viviane Sassen, Jahrgang 1972, wie Bauteile in einer gut durchmischten Legokiste. Da kann ein knallrot gefiederter Ibis einen Arm ersetzen, und aus einem weit aufgesperrten Frauenmund schlüpft ein Geier. Sassen hat Modedesign studiert und selbst als Model gearbeitet, bevor sie Fotografin wurde. Sie definiert auf ihre ganz eigene Weise, was schön und was erotisch sein kann. Ihre Bilder und Collagen haben Witz – und können verstörend sein, wie die Serie „Cadavre Exquis“ von 2020, die sich mit fotografischen Mitteln am Lieblingsgesellschafts- spiel der Surrealisten orientiert. Fotografiska zeigt bis 8. Juni ihre Ausstellung „The Body As Sculpture“.

Viviane Sassen, „Cadavre Exquis“, 2020 Ausstellungen Berlin
Viviane Sassen, „Cadavre Exquis“, 2020. © Viviane Sassen

Berliner Jahre

Bröhan Museum, bis 1. Juni

Berlin habe ihn sensibilisiert, sagte Will McBride (1931–2015), „hier konnte ich sehen, wie ich wollte“. Als junger ameri­kanischer Soldat aus Chicago war er nach dem Krieg nach Deutschland ge­kommen, und er blieb. Das Bröhan Museum konzentriert sich bis 1. Juni auf „Die Berliner Jahre“ von McBride und zeigt, wie der junge Fotograf seit Mitte der Fifties seine Motive bei einer Jugend voller Aufbruchstimmung fand.

Will McBride Ausstellungen Berlin
Will McBride, „Riverboat Shuffle“, 1959. © Estate Will McBride/Shawn McBride, Reproduktion: Hans Döring, München

Stille Hommage

Haus am Waldsee, bis 11. Mai 

Leise wirkt die Kunst von Ull Hohn. So wie in dieser gelben Landschaft ohne Titel aus dem Jahr 1989, in der er sich an seinem ehemaligen Lehrer Gerhard Richter abzuarbeiten scheint. Das Haus am Waldsee bietet bis zum 11. Mai der malerischen Selbsterforschung des 1995 an den Folgen von Aids gestor­benen Künstlers die große Bühne. Selbst wenn Hohn Muster aus Penisformen komponierte, schien das bei ihm irgend­wie ruhig und reflektiert.

Ull Hohn Ausstellungen Berlin
Ull Hohn, „ohne Titel“, 1989. © Stefan Korte/Courtesy Privatsammlung, Berlin

Realistinnen rein!

Haus am Lützowplatz, bis 9. Juni 

So geht Institutions­-Selbstkritik: Das Haus am Lützowplatz zeigt bis zum 9. Juni in einer Ausstellung 28 im weitesten Sinne realistische Werke. Das sind exakt so viele, wie am selben Ort anno 1971 der „1. Mai­-Salon. Ber­liner Realisten 71“ präsentierte. Man ahnt es: Bis auf ein Werk stammten damals alle von Männern. Bei der Neuauflage „Berliner Realistinnen“ sind jetzt der Ge­rechtigkeit halber nur weibliche oder weiblich gelesene Beteiligte ausgewählt, darunter Birgit Dieker mit dem Werk „Matrone“ (2018) und Barbara Keidel­-Schoenholtz, die einzige Künst­lerin aus der erste Realisten­-Schau.

Birgit Dieker, „Matrone“, 2018 Ausstellungen Berlin
Birgit Dieker, „Matrone“, 2018. © Jürgen Baumann/VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Die andere Käthe Kruse

Berlinische Galerie, bis 16. Juni 

Es zeugt von der Selbstironie dieser Punkerin, dass sie als Pseudonym den Namen der berühmtesten deutschen Puppenmacherin wählte. Andererseits wäre der 1958 in Bünde geborenen Elke Kruse sonst vielleicht nicht die Karriere geglückt, für die sie heute die Berlinische Galerie feiert. Als Mitglied der Kunst- und Musikgruppe Die Tödliche Doris mischte sie mit schrägen Auftritten das Mauerstadtleben der Achtziger auf (das Foto unten zeigt sie 1985 in ihrem Atelier im Künstlerhaus Bethanien). Die Retrospektive präsentiert bis 16. Juni viele Werke von Kruse, wie ihre unbrauchbaren, da in Leder eingeschlagenen Musikinstrumente oder vier Schriftbilder, die den Titel der Schau beisteuerten: „Jetzt ist alles gut“. 

Käthe Kruse Ausstellungen Berlin
Eine Foto von Käthe Kruse, aufgenommen in den Achtzigerjahren in Berlin. © Joachim Blank/VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Wiedereröffnung

Pfaueninsel, ab 25. Mai 

Es ist ein magischer Ort, ein preußisches Arkadien, in dem der Lauf der Zeit aufgehoben scheint. König Friedrich Wilhelm II. und seine Mätresse Wilhelmine von Lichtenau ließen auf der Pfaueninsel in der Havel ab 1794 ein hölzernes Lustschlösschen im Ruinenstil errichten. Im Inneren hat sich fast unverändert das frühklassizistische Interieur samt Mobiliar erhalten. Der Bau war marode und wurde seit 2018 mit großem Aufwand saniert. Ab 25. Mai ist das kleine Traumschloss wieder zugänglich.

© Reinhardt & Sommer/Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Ausstellungen Berlin
Blick auf die Pfaueninsel in der Havel. © Reinhardt & Sommer/Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

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