Kunsthandel

Tefaf New York Fall

Nach mehreren Anläufen in New York, Basel und Beijing, feiert die Tefaf nun endlich Premiere in New York und präsentiert sich als Luxusmesse.

Von Peter Dittmar
12.10.2016

„New York, New York! It’s a wonderful town!“ Das weiß auch die Tefaf, konnte lange aber nur von ferne schwärmen. Ein erster Versuch, 1997 in New York Fuß zu fassen, scheiterte, weil man keinen geeigneten Partner fand – und die Idee, stattdessen nach Washington auszuweichen, wurde schnell als wenig Erfolg versprechend fallen gelassen. Zwischen 1995 und 1999 gab es die Tefaf Basel, aber das rentierte sich wohl nicht so recht. Und der Blick nach Peking, wo man gemeinsam mit Sotheby’s eine Tefaf Beijing veranstalten wollte, endete im Dezember 2013 mit der kargen Erklärung, die Zeit sei noch nicht reif.

In New York ist das nun anders. Nach Verhandlungen von knapp einem Jahr hat man sich mit Artvest, einer kommerziellen Kunstberatungsfirma mit weit reichenden Verbindungen zu Museen, Stiftungen und Sammlern, sogar auf ein Doppel geeinigt. Nach der Tefaf New York Fall findet im Mai die Tefaf New York Spring statt. Artvest konnte mit der Spring Masters und der International Fine Art & Antiques Show zwei Messen einbringen, auf deren Termine sich nun die Tefaf setzt.

Die entscheidende Morgengabe ist jedoch die Park Avenue Armory: Ihre gut 5000 Quadratmeter große Drill Hall war damals eine der größten freitragenden Hallen. Die 18 „Veteran Rooms“ in der ersten und zweiten Etage des Kopfgebäudes, die ebenfalls der Tefaf dienen werden, wurden seinerzeit von den bekanntesten Innenausstattern wie L. C. Tiffany, Stanford White, dem Architekten der Pennsylvania Station, oder den Herter Brothers, die damals die besten Häuser einrichteten, in einem Stilmix inszeniert, der aus dem Geist des Historismus alle denkbaren Anmutungen vergangener Zeiten aufnahm. Entsprechend gehört nun ein Collector’s Cabinet der Herter Brothers aus unterschiedlichen wertvollen Hölzern und mit Zierrat aus Silber, Gold, Perlmutt und Bronze (um 1880) bei den Hirschl & Adler Galleries (New York) zu jenen Messe­angeboten, die dem Genius Loci Reverenz erweisen. Genau wie eine „Wisteria Table Lamp“ von 1906 am Stand des New Yorker Tiffany-Experten Lillian Nassau.
Die Tefaf gibt sich in New York mit 93 Händlern als eine Luxusmesse, die Jahrtausende Kulturgeschichte überspannt und weitgehend ohne Bling-Bling auskommt – obwohl bei Siegelson das Halsband aus 566 Aquamarinen und 36 Rubinen, das Cole Porter 1935 bei Paul Flato für seine Frau erwarb, mit Glitzer nicht geizt. Zu den ältesten Stücken gehören ein Armreifen mit Ziegenköpfen (5. Jh. v. Chr.) oder ein römischer Cameo (3. Jh.) mit den Porträts von Philippus Arabs und seiner Familie bei Phoenix Ancient Art. Dem Mittelalter huldigt Dr. Jörn Günther Rare Books mit Frühdrucken und seltenen Karten unter dem Motto „The Age of Discovery – Mapping the Medieval World“.

Wer Silber liebt, findet interessante Arbeiten von Paul Storr bei Koopman rare art. Den Künstlern des amerikanischen Kontinents, mögen sie auch von Europa inspiriert sein, räumen Menconi + Schoelkopf mit der Hudson River School und dem amerikanischen Impressionismus – unter anderem Albert Bierstadt, Frederic Church, Mary Cassatt und Childe Hassam – gebührenden Platz ein. Und die Galerie Meyer Oceanic & Eskimo Art konzentriert sich nicht nur auf ihre Spezialgebiete, sondern zeigt dazu von Jean Lurçat, dem Erneuerer der Tapisserie, frühe Gemälde.
Die Tefaf-Premiere ist für New York allerdings kein Solitär. Ihr voraus gehen die Affordable Art Fair, The Armory Show und Volta NY. Und ihr folgen im November The Salon Art + Design und im Januar die Winter Antiques Show. Außerdem finden kurz zuvor die Frieze Masters in London und unmittelbar anschließend die Highlights in München statt. Händler wie die Blumka Gallery oder Julius Böhler, das Kunstkabinett Laue und Heribert Tenschert, die an beiden Messen teilnehmen, müssen die zeitlichen Überschneidungen organisatorisch bewältigen.

Nicht anders sieht die Konkurrenz für die Frühjahrsmesse aus, die sich auf die Moderne, Zeitgenossen und auf Design konzentrieren will. Denn da haben sich auch die Frieze New York, Pulse New York, Scope sowie die Art Pier 94 dieselben Tage ausgesucht. Erst danach wird sich wohl entscheiden, ob die beiden Tefaf-Messen eine Zukunft haben.
Denn die Direktorin der Park Avenue Armory, Rebecca Robertson, erklärte vergangenen Dezember in der New York Post, sie wolle das Haus, dessen Renovierung durch Herzog & de Meuron für rund 200 Millionen Dollar bis 2018 abgeschlossen sein soll, möglichst von allen kommerziellen Veranstaltungen freihalten. Die Art, Antique & Jewelry Show, der für November 2016 kein weiterer Termin zugestanden wurde, zahlte 2015 für fünf Tage immerhin 320.000 Dollar Miete. Eine Spende von 65 Millionen Dollar durch die Thompson Family Foundation soll es Robertson ermöglichen, die Park Avenue Armory in erster Linie für Konzerte, Vorträge und die unterschiedlichsten Formen experimenteller Kunst nutzen zu können. Für die Tefaf New York Fall bleibt (mit Billie Holiday gesprochen) deshalb offen: „Autumn in New York, why does it seem so inviting?“

MESSE

Tefaf New York Fall, 22. bis 26. Oktober 2016

Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST Nr.120/2016

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