Kunsthandel

Günstige Gelegenheiten

Seit fünf Jahren bietet die „Affordable Art Fair“ in Hamburg Kunst zum Einsteigerpreis. Mit Erfolg: Obgleich die Obergrenze inzwischen verschoben wurde, gehen das Publikum und die Galerien mit.

Von Nadine Claudius
09.11.2016

Der entscheidende Schritt ist immer der über die Schwelle. Das gilt auch für Kunstmessen: Sammeln will gelernt sein, und Kunst eilt nicht unbedingt der Ruf voraus, für jedermann leicht zugänglich zu sein. Ein Hindernis für künftige Sammler? „In Deutschland zählen nur zehn Prozent der Bevölkerung zu klassischen Kulturnutzern“, weiß Oliver Lähndorf, Messe­direktor der Affordable Art Fair in Hamburg. Letztere öffnet bereits zum fünften Mal als einziger deutscher Ableger der internationalen „Kunstmesse für Einsteiger“ ihre Pforten in den Hallen der Messe Hamburg. Vertreten sind zeitgenössische Malerei, Fotografie und figurative Arbeiten, darunter von großen Namen wie Günther Uecker, Gerhard Richter oder Markus Lüpertz – deren Werke kaum mehr kosten als die weit weniger etablierten Künstler. 

Die Idee geht zurück auf Will Ramsay, der sich in den neunziger Jahren in seinem „Art Warehouse“ im Südwesten von London auf junge Künstler konzentrierte und nach ersten  Erfolgen eine Messe ins Leben rief, die heute Ableger in Metropolen, wie Amsterdam, Brüssel, New York oder Hongkong hat. Hamburg ist der einzige Satellit in Deutschland, dessen Angebot inzwischen weit über den reinen Kunstkauf hinausreicht. So gut es seit 2015 die Sonderausstellung „Hamburg Section“ und mit der Nachwuchsplattform „Emerging Arts Exhibition“ einen Ort für ganz neue Entdeckungen. Die Reihe „ArtTalk“ informiert über  zeitgenössische Kunst. In den „Collectors Club“ wird schließlich für ein Jahr lang aufgenommen und zu diversen Veranstaltungen eingeladen, wer ein Werk auf der Messe kauft.

 

Zu den rund 70 Ausstellern zählen national agierende Galerien wie Art Edition-Fils oder Corona Unger ebenso wie internationale Vertreter: Chiefs & Spirits aus Amsterdam, Editions Bucciali aus Frankreich oder der asiatische Kunsthändler Gallery Kitai aus Tokio. Zusätzlich bietet die Sonderschau „Hamburg Section“ sechs Galerien, wie Evelyn Drewes, 7 Türen oder Schimming, die Möglichkeit, sich als Kunstvermittler mit ihren Konzepten vorzustellen. Die Idee, Werke namhafter Künstler mit denen junger Talente zu vermischen und die Preise beide Male auf 7500 Euro zu begrenzen, hat sich laut Lähndorf bewährt: „Mir bestätigen die Galerien jedes Jahr erneut, dass sie auf der Messe Kunden gewinnen – auch solche, die vorher noch nie Kunst erworben haben.“

 

Service

Abbildung

Alexander Arundell: „Spiky Circle White on Pink“, Kupferstich, o.J. (Abb: Dreipunkt Edition)

Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST Nr. 122/2016

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