Der Kunsthandel Senger präsentiert ein Gemälde der Künstlerin Barbara Rosina de Gasc
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11.03.2019
Eine höfische Gesellschaft im Grünen. In seidenen, mit Spitze besetzten Gewändern bildet sie ein wenig steif einen Halbkreis vor einem bühnenhaften Rocaille-Brunnen und tiefer Blickachse über ein Wasserbecken mit Kanal. Die farblich brillante Rokoko-Szene zeigt ein Gruppenporträt mit bekannten Persönlichkeiten. Vielfache Blicke sind direkt auf den Betrachter gerichtet. Der ein wenig sperrige Bildtitel lautet „Markgraf Friedrich Heinrich und Markgräfin Leopoldine Marie von Brandenburg-Schwedt mit tanzender Barbarina und dem Selbstbildnis der Malerin“. Die Leinwand ist rückseitig bezeichnet, in Französisch, wie damals an deutschen Fürstenhöfen üblich, mit „peint par Rosine Matthieu née Lisiewska 174-„. Die letzte, unleserliche Ziffer des Entstehungsjahres haben Experten mit einer „7“ vervollständigt. Neun der zwölf Dargestellten sind benannt, anonym bleiben der Lautenspieler links, das rotgewandete Mädchen in Rückenansicht und der Träger des Sonnenschirms für die Markgräfin.
Als Schöne mit ungepudertem Haar und einfacherem Kleid blickt uns die Malerin Barbara Rosina de Gasc, rechts am Rand platziert, selbstbewusst an. Die Tochter des polnischen Porträtisten und preußischen Hofmalers Georg Lisiewski wurde wie ihre Geschwister in der Malerei ausgebildet und arbeitete eine Zeit lang beim berühmten Antoine Pesne; in diese Zeit fällt wohl auch die Entstehung ihres höfischen Gruppenbildes. Verheiratet war sie seit 1741 mit dem ebenfalls am preußischen Hof tätigen Maler David Matthieu, mindestens zwei ihrer Kinder folgten derselben Profession. Nach dem Tod ihres ersten Ehemannes wurde Barbara Rosina Hofmalerin unter Friedrich August von Anhalt-Zerbst, für den sie eine „Schönheitengalerie“ mit 40 Bildnissen malte. 1760 heiratete sie den Gerichtsassessor Louis de Gasc. Eine Professur ihres zweiten Gatten führte sie nach Braunschweig, wo sie wiederum als Hofmalerin zahlreiche Porträts der Herzogsfamilie schuf. Ihr Renommee drückt sich 1769 in ihrer Ernennung zum Ehrenmitglied der neu gegründeten Dresdener Kunstakademie aus.
Weniger ruhmvoll verlief das Schicksal von Friedrich Heinrich, dem letzten Vertreter der Nebenlinie Schwedt-Wildenbruch. 1722 heiratete der „Schöne Markgraf“ seine 22-jährige Cousine Leopoldine Marie von Anhalt-Dessau. Nachdem er sich in der Schlacht bei Mollwitz unrühmlich verhalten hatte, entzog ihm Friedrich II. seine Gunst. Heinrichs untreue Gattin wurde 1751 ins Exil verbannt. Der Markgraf tat sich nach seinem Herrschaftsantritt in Schwedt 1771 als Förderer der Künste hervor, während die gefeierte Balletttänzerin Barbara Campanini, genannt Barbarina, zur bestbezahlten Künstlerin am preußischen Hof aufstieg und 1789 in den Adelsstand erhoben wurde. Kurz darauf errichtete sie ein Stift zum Unterhalt lediger Damen aus dem schlesischen Adel, das weit über ihren Tod 1799 hinaus bestand. Ist es nicht wunderbar, dass sich in dem Gemälde Menschen mit ihren Schicksalen und die Zeitläufte spiegeln?
„Markgraf Friedrich Heinrich und Markgräfin Leopoldine Marie von Brandenburg Schwedt mit tanzender Barbarina“
Barbara Rosina de Gasc (1713–1783)
Öl auf Leinwand, um 1747
Höhe: 82 cm, Breite: 99 cm
Senger Kunsthandel
Karolinenstraße 8
96049 Bamberg
Tel. 0951 54030
480 000 Euro