Kunsthandel

Peter Femfert: Mit Kunst um die Welt

„Die Galerie“ in Frankfurt feiert 40 Jahre ihres Bestehens

Von Lisa Zeitz
27.03.2019

Peter Femferts Leben ist so abenteuerlich verlaufen, dass man nur staunen kann. Bei einem Lunch um die Ecke von seiner Galerie, nur wenige Schritte vom Frankfurter Palmengarten entfernt, erzählt er von seinen Anfängen und kommt zögerlich darauf zu sprechen, was sein Leben als junger Mann erschüttert hat. Er war 23 Jahre alt, als er bei einem Flugzeugabsturz in Zypern mit 130 Mann an Bord nur einer von vier Überlebenden war. Kann es sein, dass sein Lebenshunger, seine Liebe zu den schönen Dingen, seine Lust am Reisen, seine Freude an der Kunst und am Umgang mit Künstlern durch das Geschenk des Überlebens auf besonders intensive Weise geweckt und angetrieben wurden? Wer würde sonst auf die Idee kommen, zum Beispiel allein mit einem Kamel 700 Kilometer durch die Sahara zu ziehen?

Sensationeller Auftakt von Femferts Kunsthandel

Friedensreich Hundertwasser lernte er beim Segeln in der Karibik kennen, als sein Boot neben dem des Künstlers im Hafen von Grenada lag und er zum Tee auf das alte Holzschiff „Regentag“ eingeladen wurde. Sicher war es auch dieser Kontakt, der Femfert dazu brachte, sich bald ganz der Kunst zu widmen.

Nach einigen Jahren als einer der Geschäftsführer von Avis Deutschland gründete er am 2. Januar 1979 in Frankfurt Die Galerie. Der sensationelle Auftakt: eine Grafikmappe mit Horst Janssen, Paul Wunderlich und anderen in Zehntausenderauflage. Dazu zählte je eine unikate Grafik von Hundertwasser, mit dem er einen Honorarvertrag über die stolze Summe von 1 Million DM abschloss. Die Mappe gab es im Subskriptionsangebot mit fünf Grafiken für 480 DM, das sechste Blatt von Hundertwasser wurde später geliefert. In kürzester Zeit, erinnert sich Femfert, waren alle 10 000 Mappen ausverkauft. Heute, fügt er stolz hinzu, werde allein das Blatt von Hundertwasser für 3000 Euro gehandelt.

Ein Netzwerk befreundeter Künstler

Grafik spielt mittlerweile für Femfert und seine acht Mitarbeiter nur noch eine untergeordnete Rolle, längst verkauft er Malerei und Skulpturen mit Millionenwerten an Privatsammlungen und Museen. Seinem guten Kunden Reinhold Würth vermittelte er nicht nur die Lufthansa-Sammlung mit 450 grafischen Werken von Max Ernst, sondern auch viele Max-Ernst-Skulpturen, darunter die vier Meter hohe Bronze „Habakuk“. Femfert hat ein gutes Verhältnis zur Enkelin von Ernst, Amy, – „Sie malt wie ihr Großvater!“ – und hegt überhaupt eine Leidenschaft für die Surrealisten. Allein vierzig Gemälde von André Masson zählt sein Inventar. Durch seine Freundschaft mit dem Künstler Corneille fand Femfert den Zugang zur Gruppe CoBrA, der er viele Ausstellungen und Publikationen gewidmet hat. Karel Appel gehörte zu seinen guten Freunden, wie auch K.O. Götz und, immer noch, Pierre Alechinsky.

Die Galerie international in Aktion

Der anspruchsvolle Messekalender bringt Femfert in diesen Tagen nach Brüssel, wo er einen Stand auf der Brafa hat, und im weiteren Verlauf des Jahres zur Armory Show nach New York, auf die Masterpiece nach London, nach Miami und Korea, wo er viele Jahre lang eine Galerie betrieb. Außerdem unterstützt er Museumsausstellungen mit Leihgaben, sei es die Johannes-Heisig-Tournee (ab 2. März im Osthaus Museum Hagen) oder die aktuelle Corneille-Schau im Stedelijk Museum Schiedam.

Ein Domizil im Süden

Dazwischen ist Femfert so oft wie möglich in Italien, denn er und seine venezianische Frau sind die glücklichen Besitzer eines Weinguts in der Toskana, das einst Michelangelo gehörte. Ihr ältester Sohn lebt dort als Winzer. Auch hier spielt die Kunst eine große Rolle: Künstler wie Yoko Ono, Joe Tilson und Allen Jones haben schon Etiketten ihrer Weinflaschen gestaltet, und die Ideen für zukünftige Jahrgänge gehen nicht aus.

Service

Dieser Beitrag erschien in

Weltkunst Nr. 153/2019

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