Kunsthandel

Bamberger Stolz

Walter Sengers Kunsthandel feiert 50. Geburtstag. Mit den Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen prägte der Traditionshändler den internationalen Ruf der Welterbestadt

Von Gloria Ehret
21.05.2020

Seinen 75. Geburtstag wollte Walter Senger gar nicht so sehr in den Vordergrund rücken. Doch dass Senger Bamberg in diesem Jahr das 50-jährige Firmenjubiläum feiern kann, erfüllt den Kunsthändler mit Stolz und Zufriedenheit. Damit nicht genug, finden im Sommer die Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen zum 25. Mal statt, die er mit aus der Taufe gehoben hat. Überhaupt ist es in erster Linie Walter Senger zu verdanken, dass das kleine Bamberg einen internationalen Ruf als Antiquitätenstadt genießt.

Anfänge im väterlichen Tapeziergeschäft

Er selbst hat das Rüstzeug zu seinem kunsthändlerischen Werdegang im 1890 eröffneten väterlichen Tapeziergeschäft erworben: Seit damals zählen fränkische Adelshäuser zu den Kunden. Und seit dem 1966 in Bamberg abgehaltenen Deutschen Katholikentag kamen immer wieder kirchliche Auftraggeber hinzu. Auch Walters Ehefrau Marianne steht seit dieser Zeit an seiner Seite.

Durchbruch mit der Sammlung Hermann Schwartz

Als Generalist vertritt Senger ein vielseitiges Programm mit aufwendig gearbeiteten Möbeln von der Renaissance bis zum Biedermeier, mit einer Bildergalerie von den alten Meistern bis in die Gegenwart – darunter immer wieder Gemälde von Lucas Cranach oder Alfons Walde. Auch klassisches historisches Kunsthandwerk mit kostbaren Silber- und veritablen Kunstkammerobjekten ist breit vertreten. Sein internationaler Durchbruch gelang Senger 1990 mit dem Erwerb der mittelalterlichen Skulpturensammlung Hermann Schwartz aus Mönchengladbach.

Mit Risikobereitschaft zum Erfolg

Neben Qualitätsanspruch und beharrlichem Fleiß war damals auch finanzielle Risikobereitschaft vonnöten. Diese drei Wesenszüge brachten Walter Senger immer weiter voran. Der nächste entscheidende Schritt in die erste Liga der Kunsthändler erfolgte 1991 mit der Teilnahme an der Tefaf in Maastricht, auf der er bis heute ohne Unterbrechung vertreten ist. Hier erweiterte er den Kundenstamm über Europa hinaus bis nach Japan, Kanada oder die Vereinigten Staaten.

Senger Kunsthandel ist ein Familienbetrieb

Dass Walter Senger optimistisch in die Zukunft blickt, verdankt sich nicht zuletzt den ausgeprägten Familienbanden. Vor dreißig Jahren trat Thomas Herzog in die Firma ein, 2015 übernahm der Schwiegersohn die Firmenleitung. Vor zwei Jahren ist zu den Geschäften in den denkmalgeschützten Altstadthäusern in der Karolinenstraße auch das schräg gegenüber gelegene historische Palais hinzugekommen. Es trägt ganz die Handschrift der nächsten Generation. Denn Thomas Herzog hat es nicht nur denkmalpflegerisch vorbildlich umgestaltet. Er verbindet überdies alte Kunst, sakrale Skulpturen und zeitgenössische Werke zu einem harmonisch neuen Ganzen. „Wenn die Qualität durchgehend stimmt, verträgt sich das bestens“, erklärt Walter Senger. Als Folge ist der Kundenkreis weit gefächert. Der Unternehmer Reinhold Würth zählt ebenso dazu wie der Dirigent Christian Thielemann.

Imkerei und Optimismus

Die aktuelle Situation am Kunstmarkt sieht Senger trotz aller Krisen optimistisch: „Höhenflüge und Flauten wechseln sich gelegentlich ab, aber auf lange Sicht hat sich der Umsatz verbessert.“ Was sicherlich auch daran liegt, dass er zu jenen Kunsthändlern zählt, die kaufmännische Integrität mit reichem Fachwissen und höchstem Qualitätsanspruch vereinen. Weniger ins Tagesgeschäft eingebunden als noch vor einigen Jahren, hat der tief in seiner fränkischen Heimat Verwurzelte vor einiger Zeit und nicht zuletzt auf Anregung seiner Enkeltochter sein früheres Hobby der Imkerei wieder aufgenommen. Nun erfreuen den Jubilar neben seiner drei Generationen umfassenden Familie auch zwei Bienenvölker.

Service

DIESER BEITRAG ERSCHIEN IN

Weltkunst Nr. 168/2020

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