Die Galerien bleiben auch im Corona-Lockdown geöffnet. Das staatliche Hilfsprogramm kommt allerdings nur Händlern von Gegenwartskunst zugute, alte Kunst und Antiquitäten fallen durchs Rost. Ein fatales Zeichen
Von
13.11.2020
Corona betrifft jeden: die gesamte Menschheit, rund um den Globus. Wer meint, er habe damit nichts zu tun und könne sich wie Trump, Bolsonaro oder andere Corona-Leugner aus den bislang einzig hilfreichen Maßnahmen ausklinken, der schadet allen. Darum bringt es auch wenig, wenn jetzt während des zweiten Lockdowns die besonders stark betroffenen Branchen lauthals die Schließungen der Gaststätten, Hotels, Theater, Museen oder Sportstudios kritisieren. Natürlich ist es ungerecht, aber es geht eben leider nicht anders angesichts der explodierenden Infektionszahlen.
Der Kunstmarkt hat Glück, diesmal trifft es ihn nicht so schlimm wie im Frühjahr. Natürlich bleibt das Kardinalproblem der jetzt schon wieder verbotenen Messen, auf denen ein Großteil des Umsatzes gemacht wird. Hier ist erst einmal keine Besserung in Sicht, wenn sich die Pandemie weiter so entwickelt wie derzeit. Überhaupt ist das Messewesen in allen Branchen eine der am schlimmsten betroffenen Sparten. Tausende von Arbeitsplätzen sind gefährdet, überall fehlen sie als entscheidende Handelsorte. Doch dichtgedrängte Hallen sind nun einmal das Letzte, was derzeit für Politiker und Gesundheitsfunktionäre vorstellbar ist – auch wenn die Positions in Berlin und die Münchner Highlights erfolgreich vorführten, wie man es als Kunstmesse in Zeiten niedrigerer Infektionszahlen machen kann.
Immerhin können alle Galerien, Kunsthandlungen und Auktionshäuser weiter arbeiten, Besucher empfangen und öffentlich ihre Werke zeigen. Sie werden wie der Einzelhandel eingestuft, damit hat die Politik ihre Bedeutung für das Wirtschaftsleben anerkannt. Und auch ihre kulturelle Rolle, denn die Ausstellungen der Galerien und die Vorbesichtigungen der Versteigerer sind die einzigen Kunstveranstaltungen, die es derzeit noch gibt. Gegenüber der Situation im Frühjahr ein deutlicher Fortschritt, auch wenn gerade unter den kleinen und mittleren Galerien viele Akteure schwer zu kämpfen haben und ernsthaft um ihr Überleben bangen müssen.
Da ist das Hilfsprogramm von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die mit 16 Millionen Euro Ausstellungen in Galerien fördert, eine wichtige Hilfe. Es wird manche Not lindern, aber insgesamt auch nicht ausreichen. Und eines ist völlig unverständlich: Warum wird ausdrücklich nur die Präsentation von Gegenwartskunst unterstützt? Ein fatales Zeichen. Der Handel mit alter Kunst und Antiquitäten scheint im Hause Grütters niemand zu interessieren.