Die Brüsseler Brafa, eine der wichtigsten europäischen Messen für Kunst und Antiquitäten, findet in diesem Jahr weltweit in den Galerien statt
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28.01.2021
Beatrix Bourdon steht allein in der leeren Turn & Taxis-Halle. Sonst pulsiert hier um diese Zeit das Leben, versammeln sich weit über 100 Händler in Brüssel zur Brafa als der wichtigsten europäischen Messe für Kunst und Antiquitäten jenseits der Tefaf. Corona hat auch diese Veranstaltung aktuell unmöglich gemacht. Doch Brafa-Direktorin Bourdon sieht alle andere als geknickt aus. Statt die Messe in ihrem kleinen Video auf der Website abzusagen, weist sie auf die temporäre Alternative hin: „Brafa in the Galleries“.
Den Impuls dazu gaben nicht zuletzt die 126 Teilnehmer selbst, die für dieses Jahr schon zugesagt hatten und das Event nicht ausfallen lassen wollten. Das neue Format ist eine Reaktion auf ihren Wunsch, nach Monaten im Lockdown endlich wieder Präsenz zu zeigen. Neben vertrauten Namen wie David Aaaron (London), den belgischen Altmeister-Spezialisten Berko Fine Paintings oder Didier Claes (Brüssel) sind auch Neuzugänge unter den Ausstellern: Tenzing Asian Art aus San Francisco etwa, Van der Meij Fine Arts als Spezialist für das 19. Jahrhundert oder Arts et Autographes aus Paris; insgesamt elf etablierte Kunsthändler. Ihnen allen gibt „Brafa in the Galleries“ die Möglichkeit zur Ausstellung in den eigenen Räumen, weshalb sich die Messe diesmal weit über Brüssel bis nach London, Barcelona, München oder Amsterdam ausdehnt. Begleitet werden die Auftritte in 37 Städten von einer Onlinepräsentation auf der Website der Messe, einem gemeinsamen Logo und lokalen PR-Aktivitäten. Individuell sind dagegen die Hygieneregeln am jeweiligen Ort, wo die Teilnehmer ihre für 2021 ausgewählten Exponate zeige und im kleinen Kreis Sammler einladen. Für die Kunsthändler ist dieser Auftritt übrigens kostenfrei: Mit der belgischen Delen Bank übernimmt der Hauptsponsor der Brafa die diesjährigen Kosten.
Die vergangenen Monate hätten alle Beteiligten daran erinnert, „wie wichtig der direkte und persönliche Kontakt zwischen Sammler und Kunstwerk, Käufer und Händler“ sei, erklärt Harold t’Kint de Roodenbeke als Präsident der Brafa. Deshalb habe man sich überlegt, wie es trotz der momentanen Situation zu einem gemeinsamen Auftritt kommen könne. Tatsächlich bieten die Händler wie gewohnt erstklassige Objekte, nach denen sie teils lange suchen, um sie sonst exklusiv während der Brafa anzubieten. Zu den Highlights zählt sicher das Mobile von Alexander Calder, das der Künstler 1946 aus Stahl und Draht fertigte und anschließend farbig gestaltete. Auch wenn es nur knapp 17 Zentimeter hoch ist, weist es doch die typischen Elemente von Calders plastischem Werk auf, verbindet Fragiles mit Stabilem und wird in der Pariser Helene Bailly Gallery seine Fans finden. Ähnlich verhält es sich mit dem Mahagoni-Tisch aus dem 19. Jahrhundert im Angebot von Brun Fine Art (Mailand). Seine Platte zeigt in Mosaiktechnik ausgeführte Ansichten der Ewigen Stadt, das Möbel trägt den Stempel des bedeutenden italienischen Kunsttischlers Paul Sormani.
In Deutschland nimmt Die Galerie aus Frankfurt mit einem neongrünen „Concetto spaziale“ von Lucio Fontana aus den Sechzigerjahren als Spitzenwerk teil. Feste Größen der Messe sind auch Röbbig aus München mit frühem Meissner Porzellan und der Antikenexperte Günter Puhze aus Freiburg, der eine expressive, romano-ägyptische Maske als Highlight nennt. Und da Reisen weiterhin nahezu unmöglich sind, versammelt die Brafa online neben diversen Talks eine sehenswerte „Video-Bibliothek“ mit über 70 Kurzporträts der einzelnen Galerien. Manche stellen sich und ihre Highlights vor führen durch die eigenen Räume oder animieren wie der Brüsseler Händler Klaas Muller einen raren flämischen Altmeister, dessen gemalte Figuren die Ikonografie des Bildes selbst erklären.