Welche Museen zeigen die schönsten Werke von Fabergé? Wo kann man diese Objets d’art bedenkenlos kaufen? Unsere Übersicht nennt die wichtigsten Adressen
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29.03.2021
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 182
Einst modisches Accessoires, geschaffen für den Augenblick, gelten die in alle Himmelsrichtungen verteilten Fabergé-Objekte den Russen heute als Kulturgut, das repatriiert werden sollte. Diese Mission hat der Milliardär Viktor Vekselberg erfüllt: Mit über 1000 Exponaten bietet das von ihm gegründete Fabergé Museum in St. Petersburg eine imposante Parade, als Herzstück neun kaiserliche Ostereier. Nur die Rüstkammer im Moskauer Kreml besitzt mehr: Hier finden sich zehn dieser berühmten Objets de fantaisie und viele weitere kostbare Fabergé-Stücke. In Moskau lohnt zudem der Besuch des Fersman Mineralogischen Museums mit 30 Werken von Fabergé, darunter das „Sternbild-des-Zarewitsch-Ei“ von 1917, das letzte und unvollendete der kaiserlichen Ostereier. Es wurde erst 2002 in diesem Museum entdeckt.
Nicht ganz so üppig ausgestattet sind die 2015 in der Petersburger Eremitage eröffneten Fabergé-Räume. Bis Mitte März lockt die Ausstellung „Fabergé, Jeweller to the Imperial Court“ Besucher an – ungeachtet der Tatsache, dass die Echtheit einiger Leihgaben zumindest von dem Londoner Händler Andre Ruzhnikov vehement bestritten wird. In der Provenienzkette des (unstrittigen) „Rothschild-Eis“ im Besitz der Eremitage erscheint auch der russische Sammler Alexander Iwanow, der dem privaten Fabergé Museum in Baden-Baden vorsteht.
Einer der besten Orte, um Originale der Spitzenklasse zu betrachten, ist die Queen’s Gallery im Londoner Buckingham Palace. Viele der Objekte wurden von Queen Alexandra direkt bei Fabergé erworben. Mit einer großen Kollektion wertvoller russischer Ziereier der Zarenzeit wartet die Liechtensteinische Schatzkammer in Vaduz auf. Im Zentrum dieser Schenkung des Mäzens Adulf Peter Goop: das „Apfelblüten-Ei“ von Fabergé.
Der Charme dieses Sammelgebiets verfing in den Dreißigerjahren vor allem bei amerikanischen Superreichen wie Lillian Thomas Pratt – ihre Kollektion ist heute ein Besuchermagnet im Virginia Museum of Fine Arts in Richmond – oder der General-Foods-Inhaberin Marjorie Merriweather Post. Diese war 1937/38 als Botschaftergattin in Moskau ansässig und brannte für russische Kunst. Das private Setting ihrer Villa in der Hauptstadt Washington ist im Hillwood Museum originalgetreu zu besichtigen, ein exquisites Beispiel dafür, wie rigoros ausgewählte Fabergé-Preziosen mit französischen Stiläußerungen des 18. Jahrhunderts harmonieren. Die Trophäen der Erbin und Mäzenin Matilda Geddings Gray sind bis 30. November 2021 in der Dauerausstellung des Metropolitan Museum zu sehen. In New York ein Muss für Fabergé-Liebhaber, nachdem sich das Brooklyn Museum unlängst bei Sotheby’s seiner Starstücke entledigt hat.
Wegen der vielen „Fauxbergés“ auf dem Markt sollte man sich an die wenigen seriösen Händler halten. Dazu gehören die Pioniere Wartski in London und A La Vieille Russie in New York, deren Unternehmenswurzeln bis in das 19. Jahrhundert zurückreichen und die seit den Fünfzigerjahren mit wissenschaftlichen Publikationen und Ausstellungen dazu beitrugen, den Markt zu etablieren. Immer wieder gelangen Objekte, die sie vor Jahren und Jahrzehnten auch an europäische Aristokraten und allerlei Geldadel vermittelt hatten, wieder zu diesen Händlern. In London ist zudem Andre Ruzhnikov zu nennen, der auf vierzig Jahre Erfahrung im Kauf und Verkauf zurückblickt und sich auf seinem Blog als kritischer Marktbeobachter erweist. Auch der seit 1880 in der britischen Hauptstadt ansässige Juwelier Bentley & Skinner, bekannt für die Einzelanfertigung von Damien Hirsts diamantbesetztem Toten-schädel, widmet sich dem Sujet und offeriert Originale in Museumsqualität. Als solide Adresse für die Cloisonné-Objekte Fedor Rückerts gilt John Atzbach Antiques in Redmond bei Seattle. In Deutschland bestehen gute Chancen, beim Bamberger Generalisten Christian Eduard Franke fündig zu werden. Den Auktionsmarkt beherrschen die weltweit agierenden Häuser Christie’s, Sotheby’s und Bonhams mit ihren Russian Sales.
Immer noch Standardwerke sind die Ausstellungskataloge „Fabergé. Hofjuwelier der Zaren“, der 1986 die erste deutsche Schau zum Thema in der Münchner Hypo-Kunsthalle begleitete, sowie Alexander von Solodkoffs „Fabergé. Juwelier des Zarenhofes“, der 1995 im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe erschien. Zum Schwelgen eignet sich „Fabergé Rediscovered“ (2018), die jüngste Publikation des Hillwood Museums. Für diesen Herbst geplant und von den Kennern mit Spannung erwartet: „Fabergé Highlights: Wigström Drawings in Context“, ein Buch über ein in Finnland wiederentdecktes Album des Hauptwerkmeisters Henrik Wigström. Wer Orientierung auf dem schwierigen Terrain sucht, findet sie materialreich und kompetent im Online-Forum fabergeresearch.com.