Kunsthandel / Über einen Kamm geschoren

Die Enttäuschung ist grenzenlos: Das Sommermärchen der Münchner Highlights, mit dem sich für Anfang Juli so viele Hoffnungen und Erwartungen verbanden, endet als Trauerspiel. Denn obwohl die Sieben-Tage-Inzidenz der bayrischen Metropole im Moment der Entscheidung pro oder contra Kunstmesse bei 21,1 lag und damit weiterhin kontinuierlich sinkt, kann das Event in der Residenz nicht stattfinden. Genauer: Es ist aktuell völlig unklar, ob im Juli schließlich eine Genehmigung vorliegt. Die Verantwortlichen haben deshalb die Reißleine gezogen und die Highlights in den Oktober verlegt.

Das „Nein“ kam im letzten Moment vom Kreisverwaltungsreferat. Dort berief man sich auf die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vom Mai dieses Jahres und ging auf die Möglichkeit einer Sondergenehmigung, die entsprechend einer sich verändernden pandemischen Situation und der Hygienemaßnahmen des Veranstalters gesetzlich durchaus eingeräumt wird, nicht ein. Eine Ausnahmegenehmigung würde einen Präzedenzfall schaffen, hieß es. Dann „müssten auch andere Messen im Rahmen der Gleichbehandlung zugelassen werden“, so die Begründung.

„Mit der Nichtgenehmigung des frühen Termins ist eine Chance auf einen schnellen kulturellen und wirtschaftlichen Neubeginn verspielt“, resümiert bitter Messeleiterin Juana Schwan. Vielleicht sollte sich die Highlights umbenennen: in Kunstspaziergang oder Flaniermeile für Antiquitäten. Denn mit den Mega-Veranstaltungen in der Messestadt Riem haben die Highlights ebenso wenig zu tun wie atmosphärisch mit der nahen Fußball-EM, die am 15. Juni in der Allianz-Arena startet – und der Erlaubnis, dass pro EM-Partie rund 14.000 Fans in das Fußballstadion dürfen.

Entsprechend kritisch reagiert auch Thole Rotermund, von Anbeginn Aussteller der Highlights: „Ich bin unglaublich traurig und enttäuscht. Es ist mir bei derart niedrigen Inzidenzzahlen und den geplanten Maßnahmen vom geregeltem Besucherzugang bis zur Abstandseinhaltung unverständlich, dass die Highlights, allein weil sie den Zusatz „Messe“ trägt, von den Behörden verhindert wird – während Fußballstadien und Kaufhäuser mit wesentlich mehr Besuchern öffnen dürfen.“

Zwar blickt auch Bayerns wichtigste Messe für Kunst und Antiquitäten auf erfolgreiche Jahre mit über 10.000 Besuchern zurück. Im Laufe einer Woche allerdings, während derer die Sammler distinguiert durch die prächtigen Säle der Residenz spazieren. Im vergangenen Oktober, als die Highlights mitten in der Corona-Pandemie räumlich wie inhaltlich reduziert statt- fanden, waren es gerade einmal 3000 Besucher – ein Drittel der sonst üblichen Zahlen. Dennoch verbuchte das Direktoren-Trio mit Schwan, Alexander Kunkel und Christian-Eduard Franke die Veranstaltung als Erfolg, weil sie überhaupt stattfinden konnte.

Nun helfen weder das elaborierte Hygiene-Konzept für Kunden und Aussteller, noch die Erfahrungen vom letzten Mal. Dabei fühlte sich die Highlights gut gewappnet, unter den aktuellen Bedingungen einen großartigen Messe-Auftritt zu organisieren. Zumal die Nachfrage von Seiten der Kunsthändler „groß wie selten“ gewesen ist, sagt Kunkel und sieht den Kunsthandel durch die Entscheidung geschädigt.

Tatsächlich bleiben am Ende nur Fassungslosigkeit und der Eindruck einer fortgesetzten Entwertung von Kultur – selbst jetzt, wo sich Covid-19 auf dem Rückzug befindet. Auch der Kunsthandel hat eine kultur- und identitätsstiftende Funktion, und eine Kunstmesse wie die Highlights fungiert als „Museum auf Zeit“, in dem Wissen anschaulich vermittelt wird.

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