Art Basel 2021

Zeichen der Zeit

Nach pandemiebedingten Verschiebungen und Absagen startet die Art Basel nun verkleinert und setzt auf Viewing-Räume

Von Alexandra Wach
16.09.2021
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 189

Die 50. Basler Ausgabe der Traditionsmesse Art Basel war einmal für den Juni geplant, doch die anhaltende Pandemie zwingt zum Umdenken. Nun findet sie im September in den Messehallen 1 und 2 statt, mit einer Schrumpfung um zwanzig Prozent bei Beibehaltung sämtlicher Sektionen. Immerhin, denn 2020 war die Großveranstaltung zunächst verschoben und dann ganz abgesagt worden. Auch der Einstieg von James Murdoch und seiner Firma Lupa Systems als Aktionär in die Schweizer MCH Group, die Trägergesellschaft der Art Basel, garantierte 2020 keinen reibungslosen Neustart, da Murdoch mit mehreren Personalwechseln zunächst für Unsicherheit sorgte.

Nun bemüht man sich um Schadensbegrenzung: Die Basler VIP-Eröffnung wird um einen Tag verlängert und beginnt mit dem Start des Unlimited-Bereichs am 20. September. An den Publikumstagen will man ein Drittel weniger Karten verkaufen. Teilnehmer wie Besucher müssen vollständig geimpft sein, einen negativen Test vorlegen oder von Covid-19 genesen sein. Zeitgleich wird das digitale Angebot, wie schon auf der Art Basel in Hongkong im Mai, für alle ausgebaut, die nicht anreisen können. Dazu gehört die digitale Plattform Art Basel Live mit Online-Viewing-Räumen, virtuellen Live-VIP-Begehungen der Ausstellungsfläche und dem Service Show Experience Assistant, der virtuelle Vor-Ort-Unterstützung bietet. Live angekündigt haben sich 273 Galerien aus 33 Ländern, 17 weniger als vor zwei Jahren. 24 reisen zum ersten Mal an. Auch die verschobene Parallelmesse Liste Art Fair Basel findet zeitgleich in Halle 1.1 statt. Ob sie so ihre Unabhängigkeit als Garant für Neuentdeckungen bewahren kann? Schließlich sorgte gerade das Gedränge in der alten Warteck-Brauerei für die besondere Atmosphäre.

Tony Oursler Art Basel
„ReVer" heißt Tony Ourslers Medienarbeit von 2020 im Angebot der Galerie Bernier Eliades auf der Art Basel. © Courtesy the artist and Bernier Eliades Gallery

Bei der großen Schwester Art Basel ist im begehrten Hauptsektor Galleries auf die Glitzerqualitäten der Schwergewichte jedenfalls Verlass. Die Kanadier Landau Fine Art bringen Klassiker der Moderne mit, darunter Pablo Picassos „Femme dans un fauteuil“ von 1949, ein Werk aus Dubuffets „Lieux abrégés“-Reihe mit dem Titel „Paysage avec six personnages“ und Le Corbusiers Opus magnum „Menace“. Hauser & Wirth aus Zürich kontern mit Meistern des 20. Jahrhunderts, darunter Alexander Calder, Philip Guston, Eva Hesse sowie Rita Ackermann oder Zeng Fanzhi mit einem Gemälde brennender Wälder (1,8 Mio. Dollar). Thaddaeus Ropac nimmt Alex Katz’ Ölbilder von ungewöhnlich einsamen Menschen im blauen Wasser mit, schwarz-weiße Porträts verhüllter Frauen von Robert Longo und Abstraktionen des Italieners Emilio Vedova. Von Robert Rauschenberg bietet er aus den 1980er-Jahren „Rollings (Salvage)“ für 4,5 Millionen Dollar an. Die Antwerpener Zeno X Gallery hat zum ersten Mal Arbeiten der senegalesischen Künstlerin Pélagie Gbaguidi im Gepäck.

Ob die Art Basel zum alten kosmopolitischen Geist zurückfindet, wenn Sammler demnächst aus ökologischen oder hygienischen Gründen ihre Lust am Reisen verlieren sollten, wird sich herausstellen. Vielleicht setzt sich auch ein weniger glamouröses Modell durch, bei dem Besucher aus der Region die analoge Messe wahrnehmen und sich internationale Interessenten online dazugesellen. Die Zeit der Begegnungen zwischen Menschen, Kunstwerken und Perspektiven aus allen Winkeln der Welt wäre dann endgültig vorbei.

Service

MESSE

Art Basel,

24. bis 26. September 2021

artbasel.com

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