Die Kunstmesse FIAC in Paris zeigt sich in voller Präsenz und erstmals im neuen Grand Palais Ephémère, mit renommierten Galerien und zahlreichen Debütantinnen
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20.10.2021
Die bedeutendste französische Messe für internationale zeitgenössische Kunst – die FIAC – feiert vier Tage lang ihr Comeback: von Donnerstag, 21. Oktober, bis Sonntag, 24. Oktober. Nach der vollständig digitalen Ausgabe im vergangenen März, als die „FIAC Online Viewing Rooms“ an den Start gingen, wird die Schau diesmal wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden. Und zwar erstmals im Grand Palais Ephémère. Die im letzten Jahr neben dem Grand Palais – dem angestammten Austragungsort der Messe – errichtete Pavillon-Architektur wird mehr als 160 Aussteller aus rund 20 Ländern zusammenbringen. Insgesamt ist die Ausstellungsfläche damit von 13.000 auf 10.000 Quadratmeter reduziert worden – bei gleichbleibender Ausstellerzahl. Besucher und Händler sollen Armbänder und Aufkleber als Zeichen dafür erhalten, dass sie geimpft sind.
Zur zentralen Ausstellung kommen unter dem Stichwort „FIAC Hors les Murs“ Präsentationen internationaler Kunst an verschiedenen ikonischen Orten der Stadt – so im Tuileriengarten, am Place Vendôme, im Musée Delacroix etc. Und eine Besonderheit im Messeprogramm ist schon länger das Festival „Parades for FIAC“, das sich dieses Jahr bereits zum fünften Mal der Performance-Kunst und dem Dialog der Disziplinen an der Schnittstelle zwischen Musik, Tanz, Schauspiel und Poesie widmet. Umgesetzt wird es unter anderem im Centre Pompidou und in der Bourse de Commerce, den neuen Räumen der Pinault Collection.
Die FIAC setzt insgesamt also auf eine Durchdringung des Stadtraums – und damit ganz bewusst auf ein Konzept, wie es auch die in der Woche zuvor abgehaltenen Verkaufsschauen Frieze und Frieze Masters in London verfolgt haben. Dort allerdings hat der Aufwand für Zoll und Administration seit dem Brexit erheblich zugenommen – und so ist die Messeware teilweise auf dem Weg über dem Ärmelkanal steckengeblieben. Sehr zum Ärger der teilnehmenden Galeristen natürlich, die mitunter Werke nicht anbieten konnten und zudem für alle potenziellen Käufer aus der EU steuerlich wenig attraktiv erschienen.
Und die FIAC? Mittlerweile – nach „Corona“, möchte man sagen – präsentiert sich Paris so frivol und lebendig wie in besten Zeiten. Rund die Hälfte der ausstellenden Galerien haben ihren Sitz oder einen Ableger in Paris. Darunter viele Top-Galeristen, die bereits ihre Messeteilnahme in London für das kommende Jahr aus Gründen „des neuen britischen Provinzialismus“ öffentlich infrage gestellt haben – wie David Zwirner, Lévy Gorvy oder auch White Cube (die Galerie also, die viele bedeutende britische Positionen der Neunzigerjahre entdeckt hat). Die attraktivere Zoll- und Steuersituation in Frankreich lockt …
Und so präsentieren sich im neuen FIAC-Palais renommierte Galerien wie Gagosian, Marian Goodmann, Karsten Greve, Nathalie Obadia, Perrotin, Thaddaeus Ropac und White Cube mit ihrer internationalen Ware. In diesem Jahr feiern zudem 32 neue Aussteller ihr Messedebüt. Dazu gehört der Pariser Galerist Christian Berst, der auf Art brut spezialisiert ist. Ebenso die Düsseldorfer Galerie Sies + Höke. Die FIAC fördert zudem erstmals auch zehn aufstrebende Galerien durch finanzielle Unterstützung.
Neben der Präsenzveranstaltung verfolgt die FIAC aber auch weiterhin eine digitale Strategie, um zu expandieren. Und so wird auch die 47. Ausgabe der Messe von „FIAC Online Viewing Rooms“ begleitet, in denen sich Galerien ausschließlich digital präsentieren: etwa Delmes & Zander aus Köln, Nanzuka aus Tokio und Jessica Silverman aus San Francisco. In diesem Sektor findet die VIP-Eröffnung bereits Mittwoch, 20. Oktober, um 10 Uhr statt.
Insgesamt rechnen die Veranstalter mit mehr als 75.000 Besuchern, die an den verschiedenen Spielorten nahezu 1500 Künstlerinnen und Künstler zu sehen bekommen. Schon möglich also, dass die derzeitigen Marktentwicklungen – wie der aktuelle Art Basel Report prognostiziert – den Weltumsatz für Kunst-Transaktionen in Frankreich, der bis dato sieben Prozent ausmacht, schon sehr bald deutlich ansteigen lassen.