Nach ihrer Covid-19-bedingten Pause öffnet die Art Cologne im November zum 54. Mal ihre Pforten – und spürt den herbstlichen Gegenwind
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12.11.2021
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 192
Nach ihrer Covid-19-bedingten Pause im vergangenen Jahr öffnet nun die älteste Messe für moderne und zeitgenössische Kunst zum 54. Mal. Schaut man auf die Ausstellerliste, so wird klar, dass die Art Cologne beim diesjährigen Termin im Herbst mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen hat. Galerien wie David Zwirner oder Hauser & Wirth, sonst verlässliche Teilnehmer, reisen der Pandemie wegen in diesem Jahr nicht an. Andere wie Sies + Höke aus Düsseldorf mussten sich für eine der vielen ebenfalls internationalen Messen, die wegen Corona geballt im Herbst stattfinden, entscheiden. Dass die Zahl der Stände aktuell auf 145 reduziert ist – beim letzten Mal waren es 40 Aussteller mehr – liegt jedoch im neuen Wegesystem begründet, das konform mit den aktuellen Auflagen mehr Platz einnimmt und weniger Schaufläche zulässt. Ein Ausgleich schafft die Cologne Fine Art & Design, die in diesem Jahr parallel stattfindet und das Angebot um Skulpturen seit der Antike, Malerei und Designklassiker ergänzt.
Schließlich vermeldet die Art Cologne auch neue, wichtige Galerien wie Esther Schipper und Neugerriemschneider aus Berlin. Letztere nehmen zum ersten Mal überhaupt teil und bringen Werke etwa von Ai Weiwei, Olafur Eliasson, Sharon Lockhart oder Tomás Saraceno mit. Ebenfalls aus der Hauptstadt reisen die Global Player Sprüth Magers mit Arbeiten von Andreas Schulze und Barbara Kruger sowie Eigen+Art an, die Bronzeskulpturen von Louisa Clement (5000 bis 28000 Euro) dabei hat. Die junge Künstlerin erregte zuletzt mit ihren Doubles Aufsehen: Die Körper lieferte ein chinesischer Sexpuppenfabrikant, ihre Persönlichkeit stellte sie mithilfe künstlicher Intelligenz nach. Flankiert wird Clement vom Neo-Rauch-Schüler Stefan Guggisberg.
Ebenfalls aus Berlin reist Alexander Levy mit Werken von Julius von Bismarck, Egor Kraft und Mischa Leinkauf an, der sich für die Foto-Werkreihe „Fiktion einer Nicht-Einreise“ mit Grenzen beschäftigt. Die König Galerie setzt auf Gemälde von Mona Ardeleanu und Conny Maier sowie eine blutrote Puppenhaus-Skulptur von Chiharu Shiota. Am Stand von Kadel Willborn aus Düsseldorf gibt es neben Shannon Bool und Vivian Greven erstmals Arbeiten von Jan Paul Evers und Bernd Ribbeck. Die Galerie Bärbel Grässlin aus Frankfurt postiert sich mit Filiale, ihrer zweiten Galerie für junge Kunst, sowie Künstlern der Stammgalerie: Markus Oehlen (55 000 Euro) und Stefan Müller (23 000 Euro). Rosemarie Schwarzwälder reist aus Wien mit Gemälden von Katharina Grosse und einer Skulptur von Michał Budny (20 000 Euro) an.
Die Dortmunder Galerie Utermann setzt auf Emil Nolde (700 000 Euro) und Emil Schumachers Gemälde „Taurira I“ von 1998 für 420 000 Euro. Die Züricher Galerie von Vertes glänzt mit Werken von Alexander Calder, Roy Lichtenstein, Henry Moore, Gerhard Richter und Pierre Soulages. Die Galerie Ludorff trennt sich für 1,45 Millionen Euro von Noldes „Huldigung“ (1947). Ein weiteres Gemälde, „Die Selbstsichere“ (1970) von Konrad Klapheck, porträtiert in klaren Linien einen Wasserhahn und ist auf 290 000 Euro beziffert. Die Münchner Galerie Thomas bietet Gabriele Münters „Landschaft bei Kallmünz“ (1903) für 135 000 Euro.
Zum Sektor Neumarkt für junge Galerien gesellen sich Addis Fine Art aus Addis Abeba, die schon an der Armory Show in New York oder der Art Dubai teilgenommen haben. Sie bringen Gemälde des in Brüssel lebenden Äthiopiers Ermias Kifleyesus mit. Ein Debütant reist aus dem georgischen Tiflis an: Die Galerie LC Queisser, die neben der Berliner Malerin Stefanie Heinze die ebenfalls in der Hauptstadt lebende Fotografin Ketuta Alexi-Meskhishvili im Programm hat.