Claudia Roth von den Grünen ist die neue Staatsministerin für Kultur und Medien. Wird sie im Verhältnis zum Kunstmarkt die Verhärtungen der Ära Grütters überwinden? Ein Streiflicht
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10.12.2021
Viele aus der künstlerischen und intellektuellen Szene hatten sich auf Carsten Brosda als neuen Kulturstaatsminister eingestellt und diesen schon ausreichend mit Vorschusslorbeeren bedacht. Doch es kam anders in den Koalitionsverhandlungen. Der Hamburger SPD-Politiker wird es nicht, stattdessen Claudia Roth, ein Urgestein der Grünen. Als Kulturpolitikerin tat sie sich bislang nicht hervor, obwohl sie in jungen Jahren in Theatern arbeitete und Managerin der Rockband Ton Steine Scherben war. Allseits bekannt dagegen ist die ehemalige Parteivorsitzende als immer engagierte Idealistin im Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt. Am Kunstmarkt hofft man natürlich, dass sich die unter der bisherigen Amtsinhaberin Monika Grütters entstandenen Verhärtungen aufweichen lassen.
Ganz oben auf der Wunschliste steht eine Reform des ungeliebten Kulturgutschutzgesetzes, das der Branche nur unnötige bürokratische Hindernisse brachte und Deutschland im internationalen Wettbewerb schwächte. Genauso wichtig wird es sein, Claudia Roth von der Rückkehr zur niedrigeren Mehrwertsteuer zu überzeugen. Die Erhöhung von 7 auf 19 Prozent hat gerade vielen kleineren Galerien und Händlern nachhaltig geschadet. Womöglich lässt sich hier eine Allianz mit dem neuen FDP-Finanzminister Christian Lindner schmieden, der ja unnötige staatliche Hemmnisse für die Wirtschaft abbauen will. Claudia Roths Verhältnis zum Kunstmarkt lässt sich schwer einschätzen. Sicher ist nur eines: Langweilig wird es mit ihrem emotionalen Politikstil nicht.