„Art Security Tokens“ sind eine neue Möglichkeit, Kunst zu finanzieren und zu demokratisieren. Das Königliche Museum für Schöne Künste in Antwerpen macht vor, wie es geht
ShareDas Königliche Museum für Schöne Künste in Antwerpen (KMSKA) erwirbt als erstes Museum in Europa ein Gemälde von James Ensor über das „Art Security Token“-System. Das flämische Museum, welches nach einer Schließung von über zehn Jahren im September seine große Wiedereröffnung feiert, präsentiert bereits jetzt das neuste Werk seiner Sammlung. Es handelt sich dabei um das Bild „Carnaval de Binche“ (1924) des berühmten belgischen Symbolisten. In einer für Ensor typischen Bildsprache zeigt es eine bunte Gruppe an Kreaturen, die Karnevalsmasken tragen.
„Carnaval de Binche“ befand sich zuvor in Privatsammlungen und konnte erst mithilfe der sogenannten „Tokenisierung“ erworben werden. Diese innovative Art des Crowdfundings ist eine Premiere in der europäischen Museumslandschaft. Hierfür wurde das Werk virtuell in gleiche Teile zerstückelt, die seit dem 27. April 2022 auf der Rubey-Plattform zum Verkauf stehen. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen dem KMSKA, Tokeny und dem Blockchain-Kunstunternehmen Rubey. Interessierte können bereits ab 150 Euro in einen Anteil am Werk investieren. Die Einstiegsgebühr wird bewusst niedrig gehalten, um möglichst vielen Menschen die Chance zu geben Miteigentümer des Gemäldes zu werden. Das KMSKA erhält das Geld als langfristiges Darlehen und darf das Gemälde für zehn Jahre ausstellen.
Investitionen in tokenisierte Kunstwerke senken nicht nur die Eintrittsbarrieren am Kunstmarkt, sondern fördern gleichzeitig auch neue Formen des Community-Buildings, so erhoffen es sich die Initiatoren in Antwerpen. So werden die Miteigentümer des Werkes von James Ensor beispielsweise exklusiv dazu eingeladen das Werk vor der Wiedereröffnung des Museums zu besichtigen. Außerdem werden sie regelmäßig darüber informiert, an welche ausländischen Museen das Gemälde verliehen wird oder, ob es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem gibt.
Indem die Eigentumsrechte an Ensors millionenschwerem Werk durch „Art Security Tokens“ (kurz ASTs) fragmentiert wurden, sind die faktischen Besitzer des Werkes nun die Bruchteilseigentümer. Die Anteile sind investier- und handelbar. Die Transaktionen finden auf der Polygon Blockchain statt.
„Art Security Tokens“ arbeiten in einem regulierten Markt und sind somit an die Finanzgesetzgebung gebunden. Bitcoins oder NFTs haben weniger klare Rechtsrahmen. Ein weiterer großer Unterschied ist, dass ASTs unabdinglich an ein physisches Produkt gebunden sind. In diesem Fall ist das Ensors „Carnaval de Binche“, ein einzigartiges und nicht reproduzierbares Gemälde. Darin sieht Peter Hinssen, Partner von Rubey und Technologieunternehmer, die große Zukunft für ASTs: „Ich bin absolut überzeugt, dass das kein Hype ist, sondern der Beginn einer Revolution.“