Andrea von Goetz ruft im Kurort Bad Gastein eine neue Messe ins Leben. Wir sprachen mit ihr über Kunst und Entschleunigung
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22.07.2022
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Erschienen in
WELTKUNST Nr. 200
Das historische Kraftwerk direkt am Wasserfall ist ein magischer Ort. Es wurde liebevoll restauriert und bekommt eine von dem jungen Designerteam Victor Foxtrot ausgestattete Art Lounge. Und der Verlag für moderne Kunst aus Wien eröffnet einen Shop mit Books und Design-Items.
Die erste Ausgabe unserer kleinen, feinen Messe art:badgastein startet mit ausgewählten deutschen Galerien. Wir freuen uns auf die Galerien Kewenig, Feldbusch/Wiesner/Rudolph, The Fairest, Anna Jill Lüpertz, Kuckei+Kuckei und PSM aus Berlin, Carolyn Heinz aus Hamburg, van Horn aus Düsseldorf und Knust Kunz aus München. Im kommenden Jahr möchten wir auch ein bisschen internationaler werden. Die Messe wird an zehn Tagen jeweils halbtags geöffnet sein. Für die Galeristen ist der Aufenthalt hier in der grandiosen Natur eine Art „workation“.
Ja, es geht darum, mehr Zeit zu haben für die Kunst, den Austausch, gemeinsames Wandern. Ich stelle es mir als Entschleunigung, ein Innehalten vor.
Der Bildhauer Olaf Holzapfel errichtet zusammen mit lokalen Zimmerleuten einen seiner Holzbauten, wie man sie von der letzten Documenta kennt. In Sportgastein entsteht die Skulptur in realer Größe, wie ein echtes Haus. Es war schon lange mein Traum, dieses auf drei Jahre angelegte Projekt im Nationalpark Hohe Tauern zu realisieren. Nach sehr viel Koordination mit dem Naturschutz, dem Tourismusverband und den Bauern, die hier ihre Kühe weiden lassen, ist es gelungen, alle Parteien dafür zu gewinnen. Hier arbeitet außerdem Kazunori Kura an seiner Installation aus Schiffsskeletten „In the name of a day“. Ulrike Theusner wird in Bad Gastein eine Ausstellung im Hotel Astoria haben, Xenia Lesniewski im Ike Room, und Barbara Probst wird ihre Fotografien im Pavillon an der Kaiser-Wilhelm-Promenade zeigen.
„Sommer Frische Kunst“ läuft bis 4. September. Nach der Kunstmesse ziehen Anfang August die „Masterclasses“ in die zwölf Räume im Kraftwerk am Wasserfall ein. Zwölf Studierende bespielen die Räume, sie kommen aus der Grafikklasse von Christian Schwarzwald aus Wien und von Anselm Reyle und Jorinde Voigt von der Hochschule für bildende Künste in Hamburg – als Hamburgerin habe ich natürlich die engsten Verbindungen zur HFBK.
Auf jeden Fall – aber auch zur Biennale in Venedig kann man schnell und direkt kommen. Mit dem Zug von Bad Gastein geht es schwuppdiwupp durch den Tauerntunnel, und in weniger als vier Stunden ist man in Venedig.