Die kleine Salzburger Messe Art & Antique hatte die Zahl ihrer Aussteller im Vorjahr auf knapp zwei Dutzend verdoppelt und bleibt auf diesem Niveau – auch der hohe Qualitätsanspruch wird gehalten
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10.08.2022
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Erschienen in
Kunst und Auktionen 12/22
Franz Sedlacek erweckt in seinen Bildern Pflanzen zum Leben, Räumen haucht er einen Moment des Unheimlichen ein. Als Künstler war der Oberösterreicher Autodidakt, von Beruf Chemiker − was ihm bei der Erforschung und Wahl seiner Malmittel half, die Sedlaceks Werke so speziell machen. Am Stand der Wiener Kunsthandlung Schütz Art Society, die das Gemälde „Blüten und Insekten“ von 1935 zur Salzburger Art & Antique mitbringt, lässt sich die Extravaganz dieser Kunst studieren: das Groteske ebenso wie das Minutiöse der Motive unter spiegelglatten Oberflächen.
Sedlaceks Stillleben zählt zu den Highlights der sommerlichen Messe. Zu Lebzeiten war der 1945 in Breslau Verschollene ein Malerstar, später geriet sein Werk in Vergessenheit; was auch an den Sympathien gelegen haben mag, die er dem Nationalsozialismus entgegenbrachte. Heute verteilt sich sein Œuvre auf diverse Museen und private Sammlungen.
Ebenfalls zu den Wiederentdeckten gehört Emilie Mediz-Pelikan. Ihre impressionistischen, detaillierten Landschaften erregten Ende des 19. Jahrhunderts einiges Aufsehen, doch nachdem die Malerin 1908 mit nur 46 Jahren starb, untersagte die Alleinerbin jede weitere Ausstellung der Bilder. Was den Zeitgenossen dadurch entging, zeigt nun die Wiener Galerie Kovacek Spiegelgasse mit dem Gemälde „Löwenzahn im Dresdner Land“, das 180.000 Euro kosten soll. Für einen Bruchteil dieser Summe – 8500 Euro – steht bei Kovacek Glas ein oranger „Pulcino“-Vogel zum Verkauf, den Alessandro Pianon 1961 auf Murano für das italienische Unternehmen Vetreria Vistosi schuf. So fächert allein das Angebot der beiden Galerie-Dependancen von Kovacek die Bandbreite jener Messe auf, die traditionell als „Summer Edition“ während der Salzburger Festspiele abgehalten wird.
Trotz Corona konnte die Art & Antique hier schon im Vorjahr wieder starten. Die Nachfrage war enorm, auch aus den Reihen der Teilnehmer, die sich 2021 auf knapp zwei Dutzend verdoppelten. Diesmal sind unter anderen Artblue mit Asiatica wie der Statue eines sitzenden Lohan aus dem 17. Jahrhundert oder die Galerie bei der Albertina dabei, zu deren Prunkstücken eine Bronzeskulptur von Joannis Avramidis gehört, die 1962 in einer Auflage von fünf Exemplaren gegossen wurde (240.000 Euro).
Bei der Brenske Gallery hängt neben Ikonen aus drei Jahrhunderten ein kleinformatiges, strahlendes Werk des abstrakten Expressionisten Paul Jenkins. „Phenomena Prism Veil“ von 1985 soll 32.000 Euro kosten. Christoph Bacher Archäologie – Ancient Art präsentiert einen dekorativen Sarkophagdeckel der Spätzeit aus einer belgischen Privatsammlung (48.000 Euro) und das lebensgroße Porträt eines römischen Athleten in Marmor. Es stammt aus dem Nachlass des New Yorker Kunsthändlers Edward H. Merrin und wird für 100.000 Euro angeboten.
Der Runge Kunsthandel bietet ein Werk der Malerin Xenia Hausner, die in jüngerer Zeit enorme Aufmerksamkeit erfährt: „In Erwartung“ (2000) heißt ihr expressives Frauenbildnis, aus dessen Gesicht diverse Farben herausleuchten. Johann Fischbach, der neben Moritz von Schwind zu den wichtigsten Vertretern des österreichischen Biedermeier zählt, ist beim Kunsthandel Giese & Schweiger mit zwei Genreszenen vertreten. Wie übrigens auch Franz Sedlacek, dessen magischer Realismus noch einmal am Stand des Kunsthandels Freller bewundert werden kann. Seine „Landschaft mit Jäger“ (1929) enthält, bei aller genauen Schilderung der Umgebung, ebenfalls ein surreales Element: Diesmal ist es der Jäger selbst, der auf überlangen Beinen durch eine Kulisse im Stil der Renaissance pirscht.