Sie finden die Kunstmarktpreise oft schwindelerregend? In unserer neuen Reihe „10 unter 10.000“ durchforsten wir jeden Monat Galerien und Auktionshäuser nach Kunst, die (noch) erschwinglich ist. Teil 1: von der Grit-Richter-Edition bis zum sapphischen Paar
ShareWie lassen sich Erinnerungen, Emotionen und Unterbewusstes bildlich darstellen? Diese Frage bewegt die in Hamburg lebende Malerin Grit Richter und ist der Ausgangspunkt für ihre farbintensiven Arbeiten. In ihren humorvollen und gleichzeitig beruhigenden Bildwelten bewegt sie sich am Rande der Abstraktion. Auf dem Pigmentdruck „Not Over Yet“ (2022) sind zwei ineinander verschlungen Spiralen auszumachen, die, wie der Titel suggeriert, sich nicht voneinander lösen können. Ein dünner Arm berührt zärtlich die Oberfläche der lilafarbenen Figur. Neben Gemälden fertigt die vielseitige Künstlerin auch Skulpturen und Objekte aus Neonröhren an. Editionen sind eine günstige Gelegenheit, in ihren Kosmos einzusteigen. Die amorphen Gestalten, die zum Markenzeichen der Künstlerin geworden sind, zeichnen sich durch ihre Drehungen und Rundungen aus, die zum Anfassen verführen. Die Galerie Tanja Wagner bietet den leuchtenden Print (30 × 37,5 Zentimeter, Edition von 50 + 10 AP) für 600 Euro an.
Wer kennt sie nicht, die gelben Bananen, die mittlerweile weltweit an über 4000 Museums- und Galerieeingängen zu finden sind. Sie entstammen der Hand von Thomas Baumgärtel, dem Künstler, der seit den 1980er-Jahren das krumme Stück Obst im Stil von Andy Warhols „Velvet-Underground-Banane“ an Hauswände und Fassaden sprayt. Der hohe Wiedererkennungswert seiner Arbeit hat dem heute 62-Jährigen den Spitznamen „Bananensprayer“ eingebracht. Ob alle Kunstkäuferinnen und -käufer den Weg ins Paradies finden, ist natürlich ungewiss, doch sicher ist, dass Baumgärtels Wegweiser uns beim Betrachten schmunzeln lässt. Irene Lehr ruft das signierte und datierte Metallschild (28 × 42 Zentimeter) am 29. Oktober in ihrem Auktionshaus in der Berliner Sybelstraße auf, der Schätzpreis liegt bei 400 Euro. Bis zum 27. Oktober finden dort täglich von 11 bis 19 Uhr Vorbesichtigungen statt.
Erotische Motive interessierten den belgischen Maler und Buchillustrator Armand Rassenfosse besonders. Die Zeichnung „Sapphic Couple“ (27 × 19,5 Zentimeter), die er um 1899 anfertigte, zeigt zwei eng umschlungene Frauenkörper beim innigen Kuss. Zu Rassenfosses bekanntesten Arbeiten zählen seine Illustrationen von Charles Baudelaires berühmten Gedichtband „Les Fleurs du Mal“. Die Lust und das Vergnügen zu schockieren teilte der Künstler mit Baudelaire und war somit prädestiniert dafür, das damals skandalöse Werk zwischen den Jahren 1899 und 1901 mit verführerischen Zeichnungen zu bebildern. Die Auflage zählt nur 130 Exemplare und gehört zu den Meisterwerken der Buchillustration. Die Kunstgalerie Colnaghi mit Sitz in London verkauft die mit roter Kreide gefertigte Arbeit, die denen aus „Les Fleurs du Mal“ sehr ähnlich ist, für 5000 Pfund.
Die Faszination für Glas hat die beiden Künstlerinnen Marie Jeschke und Anja Langer zusammengebracht. 2016 gründeten sie Jeschkelanger Studio und erforschen seither das Thema aus einer künstlerischen Perspektive. Das Berliner Künstlerinnenduo rettet Brocken des Materials, das als Überschuss in deutschen Glashütten anfällt. Aus diesem farbenfrohen Fundus schöpfen sie beiden, wenn sie ihre Intarsien in Betonblöcke setzen. „Basis Rho“ nennen sie das bunte Komposit, aus dem sie Skulpturen, Tischplatten oder Vasen fertigen. Die Hybride aus Glasabfällen und gefärbtem Beton sind ein absoluter Hingucker. Jedes Stück ist ein Unikat. Die Galerie Anahita Contemporary bietet die Objekte von Jeschkelanger Studio an. Der Preis der Vase (20 x 45,5 x 6 Zentimeter) liegt bei 950 Euro.
Ein Minion für Zuhause? Für alle Fans der kleinen gelben Wesen gibt es nun die Möglichkeit, die eigenen vier Wände mit einem Kevin, Bob oder Stuart zu schmücken. Indem der in Berlin lebende Künstler Marc Taschowsky Figuren wie die Minions, das Krümelmonster oder Yoda mit dem Pinsel auf die Leinwand bringt, führt er uns die oft chaotische und omnipräsente Welt der Popkultur vor Augen. Seine Kreaturen sind wiedererkennbar und greifen auf unsere Faszination für die kleinen und großen Stars der Medienwelt zurück. Die oft großformatigen Gemälde des 50-jährigen Berliners überhöhen im wahrsten Sinne das Banale und spielen so mit unseren Sehgewohnheiten. Die Galerie Friedmann-Hahn in Berlin-Charlottenburg widmet ihm bis zum 5. November eine Einzelausstellung. „Minion Kevin“ misst nur 24 × 18 Zentimeter und gehört mit einem Preis von 490 Euro zu Taschowskys günstigeren Werken.
Am 26. Oktober erscheint der zweite Teil von „10 unter 10.000“.