10 unter 10.000

Unter die Haut

Sie finden die Kunstmarktpreise oft schwindelerregend? In unserer Reihe „10 unter 10.000“ durchforsten wir jeden Monat Galerien und Auktionshäuser nach Kunst, die (noch) erschwinglich ist. Folge 7: von Alien-Vasen bis „Star Wars“ in der Küche

Von Clara Zimmermann
25.01.2023

„Iran Irak Ikea“ von Daniel Josefsohn

Daniel Josefsohn, geboren 1961 in Hamburg, begann seine fotografische Karriere als Autodidakt. Mitte der Neunzigerjahre machte ihn eine Werbekampagne für den Musiksender MTV über Nacht berühmt. Seine Porträts von Jugendlichen aus diversen Subkulturen prägten das Bild einer Generation, die sich in den wilden Neunzigerjahren zwischen Eskapismus und Hedonismus bewegte. Josefsohn war stets mittendrin. Er arbeitete für zahlreiche Magazine und Zeitschriften wie Frieze, Spex und Tempo. Nach einem Schlaganfall dokumentierte er für das ZEIT Magazin unter dem Titel „Am Leben“ seinen Alltag vor und nach der folgenträchtigen Erkrankung. Der frühe Tod des Punk-Fotografen löste bei vielen seiner Fans große Betroffenheit aus. Nun kümmern sich seine Nachlassverwalter gemeinsam mit der Galerie Crone um sein visionäres und stets provokatives Werk. Ausgewählte Serien werden in streng limitierten Versionen herausgebracht. Darunter auch vier Motive seiner bekannten „Stormtrooper-Serie“. Der analoge C-Print „Iran Irak Ikea“ aus dem Jahr 1989 kann in verschiedenen Größen erworben werden. Der 50 x 37,3 Zentimeter große Abzug kostet 5500 Euro.

„Have you ever fallen in love with a clock?“ von Shannon Finnegan

Der Rhythmus der Zeit ist ein wiederkehrendes Thema bei Shannon Finnegan. Die Tagesuhren „Have you ever fallen in love with a clock?“ bewegen sich so langsam, dass schwer zu sagen ist, ob sie überhaupt funktionieren. Denn statt Stunden und Sekunden zeigen uns die Uhren nur den Wochentag an. Entschleunigung pur! Finnegans Werke stellen häufig Möglichkeiten bereit, um Zeit mit Kunstwerken anderer zu verbringen. Dafür stellt sie gerne große Sitzbänke in Ausstellungsräume, die die Besucherinnen und Besucher dazu einladen sich auszuruhen, sich die Zeit zu nehmen, um dem Körper eine Pause zu genehmigen. Dabei richtet sich die New Yorker Künstlerin insbesondere an Menschen mit Behinderung, die sie mit und durch ihre Kunst miteinbeziehen möchte. Die Münchner Galerie Deborah Schamoni bietet die Tagesuhr (Durchmesser: 34 Zentimeter, Edition 3 + 1 AP) für 2500 Euro an.

Shannon Finnegan Clock
Shannon Finnegan „Have you ever fallen in love with a clock?" von 2021. © Ulrich Gebert/Courtesy the artist and Deborah Schamoni

„On The Continuing Journey“ von Dorothy Iannone

Der Neue Berliner Kunstverein (n.b.k.) gründete im Jahr 1970 eine der ersten Artotheken in Deutschland. Die Sammlung umfasst mittlerweile über 4000 Werke, die kunstinteressierte Mitglieder gegen eine geringe Versicherungsgebühr ausleihen können. Im Standort in Berlin-Mitte finden regelmäßig Ausstellungen und Veranstaltungen zur Gegenwartskunst statt. Außerdem bietet der Verein eine vielfältige Auswahl von Editionen an. Hier sind sowohl renommierte als auch aufstrebende junge Kunstschaffende vertreten. Der Siebdruck der vor Kurzem verstorbenen amerikanischen Künstlerin Dorothy Iannone aus dem Jahr 2008 trägt den poetischen Titel „On The Continuing Journey“ (60 x 45 Zentimeter, Auflage 10 +4 AP). In ihren verspielten und bunten Bildern zelebrierte Iannone, die seit 1967 in Berlin lebte, weibliche Sexualität und die Stärke der Frau. Die Edition kann für 5400 Euro erworben werden, Kunstverein-Mitglieder zahlen nur 4900 Euro.

Dorothy Iannone Siebdruck
Dorothy Iannone, „On The Continuing Journey“ von 2008. © Dorothy Iannone, Foto: Jens Ziehe

„Up 2 U (Nils)“ von Logan T. Sibrel

Die Werke des amerikanischen Künstlers Logan T. Sibrel, Jahrgang 1986, erzählen von Sehnsüchten und Ängsten, aber auch von Freude und Schönheit. Intimität ist ein übergreifendes Motiv in seiner Malerei. Obwohl die dargestellten Personen meist unerkenntlich bleiben, gelingt es ihm, Vertrautheit und Zärtlichkeit zu vermitteln. Dabei schöpft er auch aus seinen eigenen Erfahrungen als queerer Künstler. „Ich interessiere mich für eine verkürzte Darstellung von Intimität: Wie anonym können diese Szenen sein und dieses Gefühl der Nähe aufrechterhalten?“, kommentiert der in Brooklyn lebende Künstler seine Arbeit. Das Ölgemälde „Up 2 U (Nils)“ (27,9 x 35,6 Zentimeter) kann für 3300 Euro in der Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs erworben werden. Es ist Teil der Gruppenausstellung „Intimacy“, die dort noch bis zum 11. Februar zu sehen ist.

Logan T. Sibrel
Logan T. Sibrel „Up 2 U (Nils)“ von 2022 © Courtesy Galerie Thomas Fuchs

„Alien Vase“ von Violaine Toth

Die französische Künstlerin Violaine Toth lebt seit fünf Jahren in Berlin. In ihrem Studio in Neukölln kreiert sie außergewöhnliche Keramik. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch schwungvolle Ornamente und verspielte Henkel aus. Dabei ist jedes Stück ein Unikat. Als Inspiration dienen ihr kosmische und botanische Formen. So auch bei der „Alien Vase 6“, die nicht nur im Titel an ein außerirdisches Wesen erinnert. Egal ob mit oder ohne Blumen ist die 37 Zentimeter hohe schwarze Vase ein echter Hingucker. Wer sich gerne selbst an der Drehscheibe versuchen möchte, kann bei Violaine Toth auch Töpferkurse buchen. Die Vase aus schwarzem Steingut kostet 330 Euro. Doch im vielfältigen Angebot der queeren Keramikkünstlerin ist für jeden Geldbeutel etwas dabei.

Violaine Toth Vase Keramik
„Alien vase 6“ von Violaine Toth. © Violaine Toth

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