Kunsthändler

Nachruf auf Georg Britsch

Der schwäbische Kunsthändler Georg Britsch ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Weltkunst-Herausgeberin Gloria Ehret erinnert sich

Von Gloria Ehret
20.01.2023

Georg Britsch war ein Kunsthändler „vom alten Schlag“. Älteren Kunst-Liebhabern und Messebesuchern ist er sicherlich in bester Erinnerung als heiterer Aussteller auf den diversen bedeutenden Kunst- und Antiquitätenmessen, ob in München, Köln, Düsseldorf, Hannover, Berlin oder auch Innsbruck sowie der internationalen Waffenbörse Killesberg-Stuttgart. Waffen waren eines seiner Spezialgebiete. War Georg Britsch doch von Jugend an ein begeisterter Jäger. 1938 in Bad Schussenried als Sohn einer Gastwirtin und eines Viehhändlers und Landwirts geboren, absolvierte er eine Metzgerlehre in Ravensburg, dann eine Hotelfachschule, bevor er in die Gastwirtschaft der Familie eintrat. 1963 wollte er sich eine Jagdhütte bauen, ausgestattet mit schönen Antiquitäten! Seine diesbezügliche Leidenschaft führte dazu, dass er in den 1960er Jahren einen eigenen Kunst- und Antiquitätenladen eröffnete. Fortan war er auf allen einschlägigen Messen präsent, um Kontakte zu knüpfen und Kunden zu akquirieren. Ende der 1960er-Jahre trat er in den Baden-Württembergischen Verband der Kunst- und Antiquitätenhändler ein, war später jahrelang in dessen Vorstand, wo er alsbald als Ombudsmann amtierte. 1970 war er erstmals auf der Westdeutschen Kunstmesse als Aussteller mit einem eigenen Stand vertreten und von da an regelmäßig bis 2010 auf den eingangs erwähnten Veranstaltungen.

Georg Britsch
Der Kunst- und Antiquitätenhändler Georg Britsch ist am 31. Dezember 2022 im Alter von 84 Jahren verstorben. © Privat

Neben antiken Waffen galt sein zweites Spezialgebiet der sakralen Kunst. Dank seines diesbezüglichen Engagements konnte er wiederholt bedeutende oberschwäbische Objekte selbst aus Übersee in die Heimat zurückholen und hier weitervermitteln. Zu diesem Kerngeschäft gesellten sich Gemälde von Jakob Bräckle (1897-1987), den Britsch für sich anlässlich einer Ausstellung 1971 entdeckt hatte. In Biberach an der Riß tätig, widmete sich Bräckle erst dem bäuerlichen Genre, bevor er die Landschaft gleichsam in Konkrete Kunst umzusetzen begann. 37 Ausstellungen richtete Georg Britsch seinem bevorzugten Maler in den eigenen Räumen ein. Bis zuletzt hat er sein Geschäft betrieben, an Ruhestand hat er nie gedacht. Zudem war er seit der Gründung aktives Mitglied der Narrenzunft und lange Brauchtumsmeister und Zunftrat sowie als aktiver Jäger auch 65 Jahre lang Mitglied im Hegering. Unerwartet ist Georg Britsch am 31. Dezember 2022 wenige Tage nach der großen Feier seiner Diamantenen Hochzeit mit seiner Gattin Cornelia gestorben. Allen, die ihn kannten, bleibt er als zugewandter, optimistischer Lebensweggefährte in Erinnerung. Nicht nur die vier Kinder – der gleichnamige Sohn ist seit 1990 selbst erfolgreicher Kunsthändler – , elf Enkelkinder und 10 Urenkel werden Georg Britsch in sehr positiver Erinnerung behalten.

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