Kunsthandel / Nachruf auf Konrad Bayer

Freunden und Sammlern der Kunst des späten 19. Jahrhunderts ist der 1958 in München geborene Kunsthändler Konrad Bayer seit den 1990er-Jahren ein gleichermaßen kompetenter wie geschätzter Ansprechpartner gewesen. Die Werke seines Galerieprogramms zeigten in individueller Weise die vielseitigen, nicht selten gegenläufigen Strömungen einer im Umbruch befindlichen Epoche, deren verbindendes Element in der Sehnsucht nach überzeitlicher Schönheit lag. Mit diesem Grundthema gelang es Bayer ein Band zwischen den Vertretern der Spätromantik, des Historismus und des Symbolismus zu knüpfen.

Konrad Bayer war nicht nur ein Ästhet, sondern auch ein Meister der Inszenierung. Seine Stände auf den Kunstmessen in München und Köln konzentrierten sich meist auf wenige Gemälde und Skulpturen, deren spezifische Qualitäten dank eleganter Präsentation umso besser zur Geltung kamen. Dunkle Rot- und Blautöne an den Wänden schufen einen vornehmen, fast musealen Charakter, der die Wertigkeit seiner mit Kennerblick und Passion zusammengestellten Bildwelten unterstrich. Nicht zuletzt durch diese auch in seiner Münchner Galerie gepflegte Handschrift gelang es Bayer immer wieder vormals gefeierte, jedoch fast in Vergessenheit geratene Künstler in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Zu nennen sind vor allem die in den letzten Jahren durch umfassende Retrospektiven geehrten Maler Karl Wilhelm Diefenbach (Museum Villa Stuck/München), Albert von Keller (Kunsthaus Zürich) und Gabriel von Max (Städtische Galerie im Lenbachhaus/München). Zu letzterem, den man sowohl den Affenmaler als auch den Seelenmaler nannte, fühlte sich der über viele Jahre in Ammerland am Starnberger See lebende Naturfreund Bayer in besonderer Weise hingezogen.

Wer Konrad Bayer näher kannte, der wusste um seine Vorliebe für Kunstwerke, die ein Hauch von Melancholie umgab. Sie entsprach dem Naturell des stattlichen, jugendlich charmanten und mit feinem Sinn für Ironie begabten Mannes, den man bei aller Freude an Geselligkeit als eher introvertiert beschreiben darf. Dieser Grundzug seines Wesens ist durch harte Schicksalsschläge in jüngerer Vergangenheit sicherlich nicht abgemildert worden.

Der zuletzt zurückgezogen im Allgäu lebende Konrad Bayer starb am 13. März 2023 im Alter von 64 Jahren. Mit ihm verliert der deutsche Kunsthandel einen profunden Kenner und engagierten Verfechter der Kunst des späten 19. Jahrhunderts. Seine langjährigen Wegbegleiter werden einen treuen Freund und noblen Menschen vermissen.

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