Anahita Sadighi

Plexiglas und persische Antike

Die Berliner Galeristin Anahita Sadighi bezieht neue Räume, in denen sie asiatische Antiquitäten und zeitgenössische Kunst zusammenbringt

Von Christiane Meixner
30.05.2023
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 213

Wie Anahita Sadighi sich die Zukunft vorstellt, kann man schon jetzt in den Berliner Kant-Garagen sehen. Dort hat die junge Galeristin eine komplette Etage zur Verfügung – und sie nutzt die weitläufige Architektur aus den späten 1920er-Jahren, um antike Objekte aus Vorderasien und Fernost mit zeitgenössischer Kunst und jüngst auch Mode zu kombinieren. In Charlottenburg gingen ihre beiden Galerien Arts of Asia und Anahita Contemporary in den vergangenen Jahren überwiegend getrennte Wege: hier die Antiquitäten, dort die zeitgenössischen Werke von Amalia Valdés oder Stella Meris. Doch das ist vorbei. Die schönen Räume von Arts of Asia werden aktuell umgebaut, mit neuen Wänden, Nischen für Präsentationen und viel Tageslicht, das durch die hohen Fenster flutet. Spätestens im Frühsommer findet dann alles zusammen seinen Platz am neuen alten Ort.

„Jetzt fühlt es sich richtig an“, meint die Mittdreißigerin, die Arts of Asia 2015 eröffnete. Ihre enorme Medienpräsenz der vergangenen Jahre hat Anahita Sadighi genutzt, um für alle ihre Passionen zu werben: für persische Lyrik ebenso wie für Künstlerinnen außereuropäischer Herkunft, Musik, die eigene Identität als Person of Color, die Rechte von Frauen und ein Ende der Hierarchien im Kunstbetrieb. Eigentlich hatte sie eine Karriere als Pianistin im Sinn, lebte in London und war nicht daran interessiert, den Kunsthandel ihres Vaters, der 1980 ebenfalls in Berlin die Galerie Neiriz – Non European Art gegründet hatte, zu übernehmen. Mit Arts of Asia lebte dieser Teil ihrer Geschichte dann aber doch wieder auf. 2020 eröffnete Sadighi zudem mit drei weiteren Galeristinnen das „Studio 4 Berlin“ als experimentelle Bühne. Hier stehen Kunst, Design, Mode und Interieur gleichberechtigt nebeneinander, zur Premiere korrespondierten antike Amphoren aus dem 17. Jahrhundert mit Keramik von Lisa Tiemann, deren schwungvolle, farbig glasierten Wülste wie zum Trocknen auf Drahtbügeln hingen. Dazwischen schimmerte „Anni“, eine sternförmige Skulptur aus goldenem Plexiglas vom Berliner Bildhauer Dieter Detzner.

Solche Dialoge reizen Anahita Sadighi. Sie weiten den Horizont und machen sensibel für die inneren Verbindungen zwischen den Kulturen. „Was auch mich ausmacht“, bringt es die Galeristin auf den Punkt. Es ist ihr eigener Impuls, der sie umtreibt und immer wieder neue Projekte anschieben lässt. Auch im internationalen Kunstbetrieb ist sie angekommen: Auf Messen wie der Tefaf in Maastricht oder der jüngsten Art Cologne im November, wo Direktor Daniel Hug die Galerien für Vintage-Design oder Antikes zwischen den Ausstellern von moderner wie zeitgenössischer Kunst aufgehen ließ, zeigt sich ebenfalls der Reiz der produktiven Gegenüberstellung.

In der Schlüterstraße 16 in Charlottenburg schafft das renommierte Architekturbüro Gonzalez Haase nun die Voraussetzung für eine langfristige Verwirklichung von Anahita Sadighis Ideen. Nach dem „Rebranding“ werde der Ort nicht wiederzuerkennen sein, verspricht die Galeristin, während sie die Baustelle begutachtet und gleich auch wieder verschwindet, weil noch ein Projekt im Hôtel de Rome auf sie wartet. Und natürlich die Kant-Garagen mit ihrer monumentalen Ausstellungsfläche, die man ihr dort im Herbst vor einem Jahr angeboten hat – für ein temporäres Vorhaben im Rahmen des „Design & Art Festivals“, aus dem eine längerfristige Kooperation entstanden ist. Sie ermöglicht es der Galeristin, auch während der Umbauphase weiter sichtbar zu sein. Die Ausstellungen während der vergangenen Monate haben außerdem gezeigt, wie klug und zugleich spielerisch sie ihre Konzepte umzusetzen vermag. Es sei höchste Zeit, so Sadighi, sich zu öffnen.

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