10 unter 10.000

Swinging Pools

Sie finden die Kunstmarktpreise oft schwindelerregend? In unserer Reihe „10 unter 10.000“ durchforsten wir jeden Monat Galerien und Auktionshäuser nach Kunst, die (noch) erschwinglich ist. Folge 15: Strawinsky am Klavier und Sommerfotos von Martine Franck

Von Clara Zimmermann
31.05.2023

„Cardinals“ von Nikola Irmer

Die Motive für ihre Tiergemälde findet Nikola Irmer, Jahrgang 1970, nicht etwa in der Natur, sondern im Museum. Denn sie verewigt präparierte Affen, Vögel oder Echsen auf der Leinwand. Schon seit langer Zeit geht die Künstlerin in den Depots von Naturkundemuseen auf Entdeckungsreise und erforscht dabei die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Die Gruppe bunter Kardinäle aus dem Jahr 2015 ist Teil ihrer Ausstellung „Birds“, die am 15. Juni im Salzburger Haus der Natur eröffnet wird. Das Gemälde (190 x 180 Zentimeter) haben wir auf ihrer Website entdeckt, es steht für 9800 Euro zum Verkauf.

„Igor Strawinsky am Klavier“ von Jean Cocteau

Das Pariser Auktionshaus Artcurial versteigert am 7. Juni Werke aus dem Nachlass des französischen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez. Rund 60 Lose werden aufgerufen, die alle einen sehr persönlichen Bezug zum Leben des 2016 verstorbenen Musikers haben. Die Tuschezeichnung von Jean Cocteau zeigt den russischen Komponisten Igor Strawinsky am Klavier und wird zur Taxe von 4000 Euro aufgerufen. Pierre Boulez, der im Jahr 1977 das Institut de Recherche et de Coordination Acoustique/Musique mitgründete, plante gemeinsam mit Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle den berühmten Strawinsky-Brunnen nahe des Centre Georges Pompidou in Paris. Denn dort war auch sein Forschungsinstitut beheimatet.

Jean Cocteau Artcurial
Jean Cocteau „Igor Strawinsky am Klavier“. © Artcurial, Paris

„Swimming Pool designed by Alain Capèilleres“ von Martine Franck

Die belgische Fotografin Martine Franck (1938–2012) war Mitglied der berühmten Fotoagentur Magnum Photos. Im Jahr 1970 heiratete sie den Fotografen Henri Cartier-Bresson. Bis zu ihrem Tod verwaltete sie dessen Nachlass und die nach ihm benannte Fondation Henri Cartier-Bresson. Franck studierte Kunstgeschichte in Mailand und Paris, auf einer Reise durch Ostasien entfachte ihre Leidenschaft für Fotografie. Von da an arbeitete sie für Vogue, Life und die New York Times. Am 4. Juni ruft Grisebach den Silbergelatineabzug (24,1 × 36 Zentimeter) aus dem Jahr 1976 in seiner „Photography Online Only“-Auktion auf. Der Schätzpreis liegt bei 5000 Euro.

„Lichtverschmutzung“ von Brigitte Kowanz

Seit den frühen Achtzigerjahren experimentiert Brigitte Kowanz mit Schwarzlicht und reflektierenden Elementen. Dabei hinterfragt sie nicht nur unsere Sehgewohnheiten, sondern auch den Einfluss von lichterzeugenden Medien auf die Gesellschaft. Die Edition „Lichtverschmutzung“ aus dem Jahr 2021 (Auflage 75) besteht aus zwei Schwarzlichtglühbirnen und einem langen neonfarbenem Kabel. Auch wenn die Glühbirnen ausgeschaltet sind, leuchtet das Kabel und ist so nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ein integraler Bestandteil des Werkes. Die Galerie Max Goelitz in Berlin zeigt noch bis zum 24. Juni die Einzelausstellung „4≠4“ der österreichischen Künstlerin. Der leuchtende Raumschmuck kostet 1500 Euro.

Brigitte Kowanz Max Goelitz
Brigitte Kowanz „Lichtverschmutzung“ (2021). © Courtesy of max goelitz/Copyright of Estate Brigitte Kowanz/Photo: Marjorie Brunet Plaza/ VG Bild-Kunst, Bonn 2023

„A Fire That Burns Haunts Me“ von Jung A Lee

Die großformatigen Arbeiten von Jung A Lee gleichen einem bunten Ameisenhaufen. Sie geben Einblicke in ungeahnte und facettenreiche Tiefen des menschlichen Bewusstseins und visualisieren zugleich die Verbindung zwischen der inneren und äußeren Welt. Die südkoreanische Künstlerin, Jahrgang 1995, studiert an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. In diesem Frühling zeigte die Weserhalle in Berlin-Neukölln ihre erste Einzelausstellung in Deutschland. Die Wachspastell-Arbeit „A Fire That Burns Haunts Me“ (2022) misst 135 x 90 Zentimeter und kann dort für 2800 Euro erworben werden.

Jung A Lee Weserhalle
Jung A Lee „A Fire That Burns Haunts Me“ (2022). © @dotgain.info, 2023

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