Die wichtigste Kunstmesse der Welt präsentiert sich in diesem Jahr mit zarten Neujustierungen
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08.06.2023
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Erschienen in
WELTKUNST Nr. 213
Konkurrenz kann die Art Basel sich nur selbst machen – und tut das möglicherweise auch, trotz gegenteiliger Beteuerungen. Die Premiere der „Paris+ par Art Basel“ vergangenen Herbst war ein Erfolg. Die französische Metropole erscheint als neue Destination momentan weit attraktiver als das eher beschauliche Basel. Wenn es also jetzt in beiden Städten eine Art Basel gibt, fragen sich wahrscheinlich viele, weshalb sie ab dem 15. Juni wieder in die Schweiz reisen sollen?
Die Antwort ist noch einfach: Weil die Art Basel nach wie vor die wichtigste Kunstmesse der Welt ist und die Galerien hier ihre besten Arbeiten zeigen. Und weil die Zahlen für Basel sprechen. 285 Galerien nehmen an der aktuellen Ausgabe teil. In Paris waren es nur 156, für viel mehr bieten das Grand Palais Éphémère und nach seiner Sanierung das Grand Palais schlicht keinen Platz.
Es ist aber nicht nur die schiere Masse der Aussteller, warum Basel trotz allem immer wieder eine Reise wert ist. Allein schon die alljährliche Großinstallation auf dem Messeplatz, dieses Jahr von Latifa Echakhch gestaltet, ist eine Attraktion. Und die Sektion „Unlimited“ sucht mit ihren aktuell 76 Projekten – etwa von Monica Bonvicini, Martha Jungwirth oder Olaf Nicolai – nach wie vor ihresgleichen. Über die Stadt verteilt lädt außerdem der „Parcours“ zu ortsspezifischem und kostenlosem Kunstgenuss, unter anderen von Julian Charrière, Berlinde De Bruyckere und Julian Irlinger. Man darf gespannt sein, wie Maike Cruse, die gerade erst ernannte neue Direktorin der Art Basel in Basel, das Profil der Messe künftig weiterentwickeln wird. Die bisherige Direktorin des Gallery Weekend Berlin tritt ihren Job im Juli, also nach der diesjährigen Ausgabe, an.
Geografische Vielfalt versprechen in diesem Jahr die „Statements“, mit denen Galerien ihre Visitenkarte abgeben und sich für einen Platz im schlicht „Galleries“ genannten Hauptfeld empfehlen können: Broadway, Cooper Cole, Gaga, HUA International, Jhaveri Contemporary, LC Queisser, Kendra Jayne Patrick, SMAC Gallery und Soft Opening heißen die Neuzugänge. Bei „Feature“, wo zumeist historische Positionen im Fokus stehen, sind mit Jacky Strenz (Frankfurt) und Galerie Bene Taschen (Köln) immerhin zwei deutsche Galerien dabei. Direkt in das Hauptsegment der Messe sind Blank Projects aus Kapstadt, Empty Gallery aus Hongkong und Offer Waterman (London) gelangt. Neu ist das „Kabinett“ für kuratierte Präsentationen.
Die Parallelmesse Liste in einer benachbarten Halle bildet nach wie vor das inoffizielle Sprungbrett und die Warteschleife für die Hauptmesse. Die deutsche Beteiligung ist hier überschaubar. Nur sechs Aussteller zählt das Verzeichnis: Drei (Köln) und Lucas Hirsch (Düsseldorf), Nir Altman und Sperling aus München sowie mit Schiefe Zähne und Sweetwater zwei Galerien aus Berlin.
Die ganz hippen Veranstaltungen, die Messe June und der Basel Social Club, dürfen sich des Interesses der aktivsten Sammler und Kuratoren sicher sein. Die Messe Volta ringt um Besucher und Niveau. Mit knapp 40 Ausstellern hat sich die Photo Basel für ihr Segment Fotografie mit einem qualitativ gemischten Sortiment etabliert. Daneben existieren Klein- und Kleinstveranstaltungen. Es sind jedoch nicht zuletzt all diese Satellitenmessen, die Basel nach wie vor zu dem Event im Messekalender machen.