Ganz Basel wird von der Art Basel eingenommen? Nein: Kleine, spezialisierte Messen wie die Photo Basel finden ihren Platz
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12.06.2023
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Erschienen in
Kunst und Auktionen Nr. 10/23
Es kann nur eine geben. Das gilt für die Art Basel als größte und wichtigste Kunstmesse weit über die Schweiz hinaus ebenso wie für jenen kleinen Satelliten, den ihr Schatten immer mal zu verdunkeln droht. Manchmal fragt man sich, wie es in Basel überhaupt möglich ist, neben der mächtigen Institution für den Kunsthandel einen Platz zu finden.
Die Photo Basel hat es dank ihrer Spezialisierung geschafft. Schon 2016 entschied sich Direktor Sven Eisenhut für eine starke Beschränkung. Thematisch mit dem Fokus auf Fotografie wie auch zahlenmäßig: Knapp 40 Galerien finden Platz im zentral gelegenen Volkshaus, das vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron renoviert und zu einem außergewöhnlichen Ort gemacht wurde: Hier feiert die Schau mit knapp 400 teils sehr unterschiedlichen fotografischen Positionen ihren großen Auftritt.
Was sicher ebenso an der wechselnden künstlerischen Direktion – diesmal wurde Kuratorin Alessa Widmer gefragt – wie den attraktiven Preisen für die meist in kleiner Serie aufgelegten Werke liegt. Und natürlich an ihrer Qualität. Die Fotos von Arnold Odermatt, dessen Nachlass von der Berliner Galerie Springer gezeigt wird, feiern nahezu ein Heimspiel. Der Schweizer Polizist, Jahrgang 1925, fotografierte mit seiner Rolleiflex Unfälle einmal für das Protokoll – und einmal für sein eigenes Archiv. Meist aus einer anderen Perspektive, was für skurrile Motive sorgte. Es hat aber ebenso mit Odermatts Sinn für schräge Momente zu tun. Wüsste man es nicht besser, dann hielte man jede dieser Situationen für aufwendig inszeniert.
Odermatts Sujets zählen zu den Highlights der Photo Basel, genau wie die Soloschau von Michal Chelbin (Galerie Axel Schlesinger). Die Fotografin aus Israel hat sich einen Namen mit sensiblen Porträts gemacht. Als intim und poetisch gelten auch die Landschaften und Stillleben von Shen Wei. Der in Shanghai geborene Künstler wird von der Galerie Foreign Agent (Lausanne) vertreten, die erstmals zur Photo Basel kommt. Aus Santa Monica reist die Fetterman Gallery an und feiert ebenfalls ihre Premiere in Basel.
Mit Fisheye und Galerie S, beide in Paris ansässig, Francis Boeske Projects (Amsterdam) oder Fotonostrum (Barcelona) vermeldet die Messe weitere Neuzugänge. Art is Bond kommt aus Houston und vertritt Künstler an der Schnittstelle von Fotografie und Malerei. Alexandra de Viveiros (Paris), The Bridge Gallery (Paris) und WBB Gallery aus Zürich komplettieren das Feld der Neuzugänge – was bei den beschränkten Platzverhältnissen allerdings gleichbedeutend mit dem Verlust anderer Galerien ist.
Dennoch hat sich die Photo Basel ihren Platz im Kosmos der Messen erstritten, die rund um die Art Basel Aufmerksamkeit erregen. Ihr Ableger in Miami findet im Dezember parallel zur dortigen Art Basel statt. Hier ist für Stars wie Cindy Sherman oder Andreas Gursky, dessen Bild „Rhein“ 2020 mit 4,3 Millionen Euro für kurze Zeit die teuerste Fotografie überhaupt war, immer Platz. Die Baseler Ausgabe der Fotomesse versteht sich hingegen als ein Ort für Kenner und Entdecker.
Für sie gibt es Sonderschauen etwa der Alex Kayser Foundation – Kaysers Porträt der Künstlerin Meret Oppenheim stellt ein weiteres Highlight dar. Schließlich wird als Novität der Maurice de Mauriac Award verliehen. Die Uhrenmanufaktur erstellt ihre eigene Shortlist anhand der ausgestellten Arbeiten und kürt zur Eröffnung eine Fotografin oder einen Fotografen. Auch das kann ein Wegweiser durch die immer noch überbordende Fülle zeitgenössischer Fotografie sein.
Photo Basel, Basel,
13. bis 18. Juni