Die Messe Art & Antique gastiert erneut in Salzburg und bietet eine Bandbreite von Miró bis zum Smaragdarmband
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03.08.2023
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Erschienen in
WELTKUNST Nr. 216
Die silbernen Fäden auf dem Glas wirken wie gekämmt, an der äußeren Hülle der gut 17 Zentimeter hohen Vase sammeln sich drei dicke, leuchtende Tropfen und geben dem schlanken Gefäß zusätzlich Halt. Dass die Vase 1902 nach einer Idee des österreichischen Gestalters Koloman Moser gefertigt wurde, macht sie über ihre hundertjährige Geschichte hinaus zu einem Objekt von hohem Wert: Die „Vase Argus“ im Angebot der Wiener Galerie Kovacek Spiegelgasse liegt mit 35.000 Euro noch ein Stück über dem Künstlerabzug von Joan Mirós Bild „Personnes et animaux“. Miró mag populärer sein. Doch handelt es sich bei seinem charakteristischen Motiv um eine Farblithografie von 1950 und damit um ein Auflagenobjekt aus einer anderen Zeit als Mosers visionärer Jugendstilentwurf, in dem eine neue Epoche aufscheint.
Die Galerie Française Gérard Schneider (München) bietet das schöne Miró-Blatt und dazu eine zweite Edition aus dem Pariser Druck-Atelier Adrien Maeght (42.000 Euro) im Salzburger Residenzhof an. Dort schlägt die Art & Antique erneut ihr Messezelt auf und lädt zur sommerlichen Präsentation. Das klimatisierte Zelt ist ein Experiment aus Corona-Tagen und hat sich bewährt, es bleibt deshalb Teil der Boutique-Messe, die sich im Carabinierisaal wie auch im zentralen Prunksaal der Residenz fortsetzt. Ansonsten kann sich die Art & Antique ebenso auf ihre knapp 20 Aussteller verlassen wie auf deren exquisites Programm.
Die Galerie Brenske zeigt eine russische Ikone vom Beginn des 19. Jahrhunderts, die sich in Temperamalerei der theologischen Idee vom Endschicksal des einzelnen Menschen und der Welt widmet. Ein seltenes Thema auf einer Tafel von musealer Qualität (Preis auf Anfrage). Weiter zurück reicht das Angebot der Galerie Blue im Carabinierisaal mit dem Kopf eines indischen Buddhas und einem Musikanten aus der Tang-Dynastie, Chinas goldenem Zeitalter. Und bei Lilly’s Contemporary Art Exclusive Antiques findet sich eine gotische Büste des heiligen Sigismund aus dem Umkreis des Tiroler Bildschnitzers Hans Klocker (um 1500) im spannenden Dialog mit einem abstrakten Selbstporträt von Gottfried Helnwein aus dem Jahr 1986.
Andere goldene Zeiten spiegeln sich am Stand von Pintar. Die Salzburger Schmuck-Expertinnen fokussieren diesmal auf goldene Armbänder und Spangen des 20. Jahrhunderts, darunter ein Armreif aus den Siebzigerjahren in gehämmertem Design mit großem, aufgesetztem Frosch und Smaragden (35.000 Euro). Das auffallende Objekt wurde vom New Yorker Designer David Webb signiert.
Der ewige Malerstar Alfons Walde ist verlässlich bei mindestens zwei Galerien vertreten. Am Stand des Linzer Kunsthandels Freller hängt das eindrückliche Porträt eines Tiroler Bergbauern (um 1935), dessen Antlitz von der Sonne geradezu gegerbt wirkt. Bei Kovacek findet sich ein früheres Gemälde mit dem Titel „Nach dem Kirchgang“, untypisch in seiner die Figuren vereinfachenden Art, in der noch der Jugendstil nachklingt. Der Preis für Waldes Werk in Öl auf Karton liegt bei 580 000 Euro.