Nach Kritik aus Äthiopien hat ein Auktionshaus in England die Versteigerung eines mutmaßlich im 19. Jahrhundert geplünderten Artefakts gestoppt
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01.03.2024
Wie das Auktionshaus Anderson & Garland in Newcastle auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, wurde der Kriegerschild, der am Donnerstag hätte versteigert werden sollen, „nach gründlicher Überlegung“ zurückgezogen. Die Angelegenheit sei an den Verkäufer verwiesen worden, hieß es in der Mitteilung weiter.
Der aus Leder gefertigte Schild mit Silberbeschlägen war als Teil der Beute einer Strafexpedition der Briten im 19. Jahrhundert beworben worden. Er trägt die Inschrift „Magdala 13th April 1868“. In Magdala besiegten damals britisch-indische Truppen die Verteidiger einer Festung des abessinischen Kaisers Theodor II. – anschließend plünderten sie dessen Palast und eine Kirche. Anlass war die Geiselnahme mehrerer Missionare und britischer Gesandter. Theodor II. (Tewodros II.) beging Suizid. Neben erheblichen Kulturgütern wurde auch sein minderjähriger Sohn, Prinz Alemayehu, nach Großbritannien verschleppt, der dort bereits im Alter von 19 Jahren starb. Theodor II. gilt inzwischen als eine Art Nationalheld in Äthiopien.
Die äthiopische Regierung setzt sich für eine Rückgabe der sterblichen Überreste des Prinzen und der Gegenstände ein, die im Besitz verschiedener Museen, Institutionen und von Privatpersonen sind. Dem Autor Andrew Heaven zufolge, der ein Buch mit dem Titel „The Prince and the Plunder“ über die Beutestücke geschrieben hat, befinden sich auch mehrere davon in Deutschland, darunter Manuskripte in der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn und der Staatsbibliothek in Berlin sowie ein Trinkhorn im Ethnologischen Museum in Berlin.
Vor der geplanten Auktion hatte ein Komitee im Auftrag der äthiopischen Altertumsbehörde gefordert, die Auktion zu stoppen und Gespräche mit den Verkäufern über die Rückgabe des Schilds zu vermitteln. Das Komitee begrüßte den Rückzug am Donnerstag. Eine Kontaktaufnahme seitens des Verkäufers habe noch nicht stattgefunden, sagte ein Vertreter auf dpa-Anfrage. Man sei aber hoffnungsvoll, dass ein Abkommen über die Rückgabe und Rückführung nach Äthiopien ausgehandelt werden könne. (dpa)