In Kopenhagen trumpfen mit der Chart Art Fair und der Enter Art Fair gleich zwei Messen zum Saisonbeginn auf
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26.08.2024
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Erschienen in
Kunst und Auktionen 13/2024
Von null auf hundert. Die erst 2019 gegründete Enter Art Fair in Kopenhagen hat sich innerhalb weniger Jahre zu Skandinaviens größter Kunstmesse entwickelt. In diesem Jahr werden rund 20.000 Gäste erwartet. Die auf Gegenwartskunst spezialisierte Messe findet etwas abseits des Stadtzentrums in der Lokomotivværkstedet statt, einer 10.000 Quadratmeter großen Halle mit industriellem Flair, in der einst die Dampflokomotiven der dänischen Staatsbahn gewartet wurden.
96 Galerien aus 20 Ländern reisen an, um Arbeiten von mehr als 350 Künstlern und Künstlerinnen zu präsentieren. Das Spektrum reicht von Malerei über Zeichnung, Fotografie und Skulptur bis hin zu Videoarbeiten und digitaler Kunst. Gegründet wurde die Messe von Julie Leopold, die sie auch heute noch leitet. Die Messeentwicklerin hatte zuvor 20 Jahre Erfahrung mit der Ausrichtung von Design- und Lifestyle-Messen in Dänemark gesammelt.
Zum wiederholten Mal auf der Enter Art Fair dabei ist die Galerie von Bartha aus Basel und Kopenhagen. Claudio Vogt vom Team der Galerie stellt fest: „Die erste Teilnahme 2020 war ein Augenöffner, 16 Monate später haben wir unsere Galerieräume in Kopenhagen aufgemacht. Es ist aufregend, dem dänischen Publikum neue Positionen aus unserem Programm vorzustellen, in der Galerie wie auf der Enter Art Fair.“ In diesem Jahr zeigt von Bartha auf der Messe mit „Feministic Attack“ (2001) ein Schlüsselwerk der in Dänemark lebenden Deutschen Ursula Reuter Christiansen, deren Arbeiten Ende August auch im Arken Museum of Contemporary Art in Kopenhagen zu sehen sind. „In Basel gibt es von Bartha seit 1970, in Kopenhagen sind wir immer noch ein Startup“, so Vogt.
Zu den Rückkehrern gehört auch die Berliner Galerie Kuckei + Kuckei. Hannes Kuckei findet das Publikum „gut informiert, interessiert und aufgeschlossen“ der zeitgenössischen Kunst gegenüber. Diesmal zeigt die Galerie neben Arbeiten von Barbara Probst, Peter K. Koch und Michael Laube erstmals auch die feinen und filigranen Papierarbeiten der Berliner Zeichnerin Fiene Scharp.
Die parallele Chart Art Fair wurde bereits 2013 von fünf führenden Kopenhagener Galerien gegründet. Austragungsort der kleinen, feinen Messe ist der mitten in der Kopenhagener City gelegene
Charlottenborg-Komplex, der sowohl die Königlich Dänische Kunstakademie als auch die trendige Kunsthalle Charlottenborg beheimatet. Die Chart wird mittlerweile von einer gemeinnützigen Stiftung veranstaltet, ist also nicht gewinnorientiert. Mit ihrem breit angelegten Public Program, das Talks, Performances, Architekturprojekte und Konzerte umfasst, versteht sie sich als breit aufgestelltes, kulturelles Event für die Stadtgesellschaft. Seit drei Jahren integriert ist die Chart Print and Book Fair für Editionen und Multiples und limitierte Kataloge.
Logisch, dass die Chart auch den Tivoli Vergnügungspark, eine der großen Attraktionen Kopenhagens, mit einbezieht. Bereits 2022 und 2023 waren ortsspezifische Arbeiten zwischen Karussells und Achterbahnen installiert. In diesem Jahr sind unter anderem Skulpturen von Anselm Reyle, Jacob Dahlgren und Julie Falk zu sehen. 35 Galerien mit Bezügen zu Skandinavien zeigen auf der Chart Art Fair mehr als 100 künstlerische Positionen. Die Berliner Galerie Persons Projects etwa nutzt die Chart als Plattform, um auf ihre aktuelle „Helsinki School“-Ausstellung in der polnischen National Gallery in Sopot aufmerksam zu machen. „Die übersichtliche Größe der Messe in Kombination mit der Qualität der Arbeiten schafft eine kongeniale Atmosphäre“, findet das Galeristenpaar Asia Zak und Timothy Persons. Wer sich einen Überblick über die aktuelle künstlerische Produktion unserer nordischen Nachbarn verschaffen möchte, schaut am besten gleich auf beiden Messen vorbei.
Enter Art Fair und Chart Art Fair,
29. August bis 1. September