Auf nach München! Dort sind die Karten neu gemischt – das erfreuliche Ergebnis: Es wird im Oktober statt drei Kunstmessen nunmehr zwei geben mit zusammen über 100 Ausstellern. Auf unserer virtuellen Vorschau greifen wir täglich weitere Sammelgebiete und besondere Objekte heraus. Und da es letztendlich um den Kunstkauf geht, wurden uns für die meisten auch die Preise verraten.
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17.10.2016
Die „Highlights Internationale Kunstmesse München“ lädt wie schon in den letzten Jahren in den Kaiserhof der Residenz ein. Dort wird Tom Postma wieder ein Messezelt errichten, das maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der 44 Teilnehmer zugeschnitten wird. Zwar fühlt man sich dort „der alten Kunst und ihrem kulturellen identitätsstiftenden Charakter verpflichtet“, doch ist man „aufgeschlossen gegenüber neuen Tendenzen“, so Dr. Alexander Kunkel, seit Januar dieses Jahres Co-Geschäftsführer der Messe, die auch ein „Ort der Begegnung“ sein soll.
Die traditionsreiche „Kunst & Antiquitäten“- Veranstaltung, die seit über einem Jahrzehnt im Paulaner-Festsaal auf dem Nockherberg abgehalten wurde, musste sich wegen des bevorstehenden Pächterwechsels ein neues Quartier suchen.
Unabhängig davon hatte die „Kunst Messe München“, die seit Jahren im Postpalast untergebracht war, peu-à-peu an Attraktivität und Besucherzuspruch verloren, obwohl weder die Aussteller noch deren Programm der Grund dafür waren. Das hatte zur Folge, dass Veranstalter Wolf Krey für 2016 keine relevante Ausstellerzahl mehr zusammenbekommen konnte und die „Kunst-Messe“ München abgesagt wurde. Die Gunst der Stunde wusste Andreas Ramer, der langjährige Messeleiter von „Kunst & Antiquitäten“ bei der Suche nach einer neuen Spielstätte zu nutzen. Schnell wurde er mit der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Firma Käfer, ebenfalls eine Münchner Institution und neuer Betreiber des Postpalastes, einig: Die „Kunst & Antiquitäten“ wird erstmals im Oktober zum 94.(!) Mal und in den nächsten Jahren genau zu ihren Wunschterminen in dem attraktiven denkmalgeschützten Bau an der Hacker-Brücke stattfinden.
Der „Kunst-Messe“ München, wie sie in den allerletzten Jahren stattfand, muss man nicht nachtrauern. Tophändler wie der Kunsthandel Langeloh von Friedel Kirsch mit frühem Porzellan oder die Silberspezialistin Dr. Eva Toepfer wechseln zu den Highlights. Eine Reihe anderer guter Vertreter ihres Fachs bleibt im Postpalast, nun unter der Flagge der „Kunst & Antiquitäten“, die hier im Oktober über 60 Aussteller vereint.
Damit haben die jahrelangen, teils auch öffentlich ausgetragenen Messe-Querelen ein Ende. Das vielfache Gegen- statt Miteinander unter den Veranstaltern und die unkoordinierten Termine führten zu einer regelrechten Ermüdung im Münchner Kunstmesse-Betrieb. Der nötige Glamour, der den Kunstmarkt so reizvoll macht, schien verflogen, Käufer wie auch Händler blieben weg.
Das ist nun Geschichte. Die Animositäten unter den Altvorderen spielen keine Rolle mehr. Die Vorstände sind verjüngt. Sie wissen, dass der Feind des Kunsthändlers nicht der Kollege, sondern nur der Kunstbanause ist. Die Vertreter der sogenannten jungen Generation Dr. Alexander Kunkel von den Highlights und Max Lerch im „neuen“ Postpalast pflegen bei aller beflügelnden Konkurrenz einen konstruktiven Umgang miteinander. Erfreulicherweise gesellt sich bei beiden Veranstaltungen zu den über die Jahre und Jahrzehnte hin treuen, unverzichtbaren Händlern eine Anzahl junger, engagierter (Erst-)Aussteller, darunter wiederum einige, die sich dem Kunsthandel bereits in zweiter Generation verschrieben haben.
Erstmals ist es gelungen, dass sich die beiden Messen an immerhin fünf Tagen überschneiden. Was vor allem die auswärtigen Besuchern begrüßen. Dass beide Veranstaltungen letztendlich an einem Strang ziehen – München wieder zu einem Kunstmesse-Zentrum im Herbst zu machen – dazu tragen selbst die Eintrittskarten bei: Wer für die eine Veranstaltung eine erwirbt, bekommt bei der anderen einen Bonus. Natürlich sind das nur erfreuliche Petitessen.
Viel wichtiger ist, und das werden die Besucher schnell erleben, dass sich beide Messen sowohl vom Anspruch als auch der Angebotspalette auf das Glücklichste ergänzen. Der „Einsteiger“, der sich erst langsam an den Erwerb von Kunst und Antiquitäten herantastet, kann ebenso fündig werden wie der kenntnisreiche Sammler, dem die eine oder andere Trophäe noch fehlt. Die Schwerpunkte sind unterschiedlich gesetzt – im Postpalast reicht das Spektrum von qualitätsvoller Volkskunst über Kunsthandwerk und Möbel vom Barock über viel Biedermeier bis ins 20. Jahrhundert. Asiatika sind ebenso umfangreich vertreten wie Gemälde mit Focus auf dem 19. Jahrhundert. Die Highlights punkten mit höfischen Sammelobjekten aller Epochen. Zudem decken sie die Moderne und zeitgenössische Kunst nicht zuletzt mit Arbeiten auf Papier von namhaften Künstlern breit ab. Bedauerlich allerdings, dass die Antike auf beiden Messen komplett fehlt; denn das geschäftsschädigende Kulturgutschutzgesetz und die permanente öffentliche Verunglimpfung hat zum Fernbleiben des Antikenhandels geführt. Aber vom Mittelalter bis in unsere Tage wird eine verführerische Fülle für alle Ansprüche und Wünsche geboten.
Auf unserer virtuellen Vorschau beider Veranstaltungen greifen wir Objekte heraus, die uns eine Vielzahl Aussteller exklusiv genannt hat. Und da es letztendlich um den Kunstkauf geht, wurden uns für die allermeisten Objekte auch die Preise verraten. Los geht es mit Bibliophilem und dekorativer Grafik, es folgen Skulpturen und Kunstkammerobjekte, Gemälde Alter Meister, Kunst des 19. Jahrhunderts, Möbel, Silber und Porzellan, Jugendstil und Art-déco und schließlich Klassische Moderne, Zeitgenossen und Fotografie.
Fritz Richter-Elsner (1884-1970), Bronzefigur, braun und schwarz patiniert, 57,5x55x22,5cm (Foto: Kunsthandel Seckendorff, Bamberg)
Kunst & Antiquitäten, Postpalast, München, 22. bis 30. Oktober
Highlights – Internationale Kunstmesse, München, Residenz, 26. bis 30. Oktober