Wir erkunden nordische Kunst der Gegenwart im Kunstmuseum Tønder, spazieren zum barocken Drøhses Haus und setzen dann über nach Sylt
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ShareGrenzen scheinen in Corona-Zeiten mitunter unüberwindbar. Doch langsam kommen wir unseren Nachbarn wieder näher. So auch Dänemark, das nur einen Sprung von der deutschen Nordseeküste entfernt liegt. Im grenznahen Tønder richtet das Kunstmuseum sein Augenmerk auf nordische Kunst der Gegenwart. „Nordisch“ steht für jene Symbiose aus Melancholie und Sinnsuche, Humor, Einsamkeit und Sehnsucht, wie sie Werke von Asger Jorn, Vilhelm Hammershøi, Jens Søndergaard oder Brita Barnekow ausdrücken. Die Wechselausstellungen sind hier stets bestückt aus dem hauseigenen Fundus. Auch eher unbekannte Künstler kann man in den großen hellen Räumen entdecken. Die aktuelle Sonderausstellung „Landschaft: Vom Paradies zum fremden Land“, die noch bis zum 5. August 2022 zu sehen ist, bietet Einblicke in die unterschiedlichen Beziehungen zwischen Mensch und Natur. Danach geht das Kunsterlebnis im Wasserturm weiter, wo das Möbeldesign von Hans Jørgensen Wegner zu erleben ist. Von Etage zu Etage darf man von ihm entworfene Stühle und Sessel ausprobieren.
Vor dem Stadtrundgang durch Tønder braucht der Mensch einen Happen. Im Restaurant Tønderhus gleich gegenüber gibt es Smørrebrød-Variationen und diverse Lunch-Teller. Gestärkt beginnt die Erkundung der puppigen Kleinstadt an der Vidå. Man flaniert an der Alten Apotheke in der Østergade 1 vorbei, heute ein Laden mit dänischem Kunsthandwerk. Oder zum barocken Drøhses Haus in der Storegade 14, das in die vergessene Welt der Spitzenklöppelei führt. Auch die gotische Christkirche lockt, die größte und wegen des Inventars bedeutendste Backsteinkirche Süddänemarks.
Nun geht es zurück über die Grenze: nach Sylt, zur größten Nordseeinsel Deutschlands. Schon vom Hindenburgdamm aus zeichnen sich die Dünenketten und der markante Glockenturm von St. Severin ab. Keitums Seefahrerkirche ist eine gotische Schönheit, die am Kliff seit dem 12. Jahrhundert Wind und Wetter trotzt. Kuschelige, reetgedeckte Häuser, die uralten Alleen, Hecken aus Wildrosen und Flieder sind die Zutaten für das malerischste Inseldorf.
Der Initiative des Sölring-Vereins ist der Erhalt des Altfriesischen Hauses von 1640 zu verdanken, eines stolzen Kapitänshauses, in dem die Lebenswelt von einst erfahrbar wird. In den Räumen des Sylt Museums gibt es wechselnde Kunstausstellungen. Bis zum 15. Mai 2022 ist hier „Der Schimmelreiter. Theodor Storms Novelle in der Kunst“ zu sehen. In Kampen engagiert sich Armin Sprotte in der Galerie Falkenstern Fine Art für zeitgenössische Kunst und zeigt Werke seines 2004 verstorbenen Vaters Siegward Sprotte. Malerische Höhepunkte des Impressionismus und Expressionismus bringt die Galerie Herold nach Sylt. Im Inselsüden überrascht das Hotel Budersand mit einer großen Kunstsammlung. Begleitet von Hochkarätern wie Joseph Beuys, Yoshitomo Nara oder Benjamin Butler lassen wir hier den Abend ausklingen.