Kunstwissen

Kunst im Netz – Von Shakespeare inspiriert

Vor 400 Jahren starb der englische Dramatiker, dem wir die berühmten Klassiker wie Hamlet, Othello oder Macbeth verdanken. Unser Autor Peter Dittmar hat im Netz Bilddatenbanken aufgespürt, die einen Einblick in die von Shakespeare inspirierte Kunst geben.

Von Peter Dittmar
22.04.2016

Shakespeares Stücke sind ein Spiegel der Welt – seiner und unserer. Ein Bild dieser Welt zu gewinnen, ist der Ehrgeiz der Theater – und der bildenden Künste. Mit dem „First Folio“, sieben Jahre nach des Dramatikers Tod, erschienen seine Stücke erstmals im Druck. Fortan wurde ihr theatralischer Auftritt in Bildern festgehalten, die zwischen Reportage und „Moral von der Geschicht“ schwanken. Ein Beispiel dafür sind Daniel Chodowieckis Kupfer zu „Hamlet“, „Macbeth“, „Heinrich IV.“ etc. für den Göttinger Taschen-Calender und ähnliche Almanache. Sie sind im gemeinsamen „Virtuellen Kupferstichkabinett“ des Braunschweiger Herzog Anton Ulrich-Museums und der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel (http://bit.ly/1Spqhpm) zu finden – ausführlich bibliografiert und mit umfangreichen Verweisen versehen.

Man begegnet ihnen auch im „Bildindex der Kunst und Architektur“ (www.bildindex.de), der unter dem Suchwort „Shakespeare“ 446 Beispiele für von Shakespeare inspirierte Bilder auflistet. Das sind neben Chodowieckis Illustrationen ein umfangreiches Konvolut von Kostümentwürfen, die Franz Gaul Ende der 1870er-Jahre für das Wiener Burgtheater entwarf, ein Skizzenbuch von Alban Ramboux, aber auch Zeichnungen und Grafiken von Franz Pforr, Peter von Cornelius oder Wilhelm von Kaulbach, die den Eifer spiegeln, sich ein Bild von Shakespeare und seinem Personal zu machen. Dazu kommen Rollenfotos, Plakate von Theatern/Filmen und Illustrationsserien wie die von Josef Hegenbarth aus den Fünfzigerjahren. Mit wenigen Ausnahmen beschränkt sich die Auswahl auf die Shakespeare-Rezeption in Deutschland und Österreich. Weit weniger ernsthaft, wenngleich museumswürdig, geht es in Sachen Shakespeare in Londons Victoria & Albert Museum zu (http://collections.vam.ac.uk). Denn das Suchwort „Shakespeare“ öffnet den Blick in eine Galerie, die Seriöses, Komisches und Nippes munter vereint.

Franz Gaul entwarf Ende der 1870er-Jahre für das Wiener Burgtheater zahlreiche Kostümentwürfe zu Shakespeares Stücken

Was Amerika und England betrifft, bietet die Folger Shakespeare Library in Washington überreiches Material (www.folger.edu). Ihr Ausgangspunkt war 1889 ein Bücherkauf: Für 107,50 Dollar erwarb Henry Folger damals das „Fourth Folio“. Eine Passion, die 1932 in die Bibliothek mündete, die sich rühmt, der Welt größte Shakespeare-Sammlung zu beherbergen. Dazu gehören heute 82 (von 233 existierenden) Ausgaben des „First Folio“, 200 frühe Drucke einzelner Stücke („Early Quartos“) sowie zahlreiche spätere Editionen. Der Bogen wird bis in die Gegenwart gespannt, Pressendrucke und Comics eingeschlossen. Doch nicht nur der Leser kann hier Shakespeare frönen. Unter den rund 200 Gemälden sind neben Salonstücken und mehr oder minder fiktiven Porträts von Shakespeare auch respektable Bilder von Heinrich Füssli, Benjamin West oder George Romney. Unter http://bit.ly/1NifIlX wird man zur Besichtigung von 104 372 Digitalisaten eingeladen. Der Link „Browse Selected Collections“ öffnet eine Sitebar zu allen Sammlungen, während sich „Browse Folger Digital Image Collection“ auf die 99 515 Bilder konzentriert. Da kann man dann über die Rubriken „What“, „Where“, „Who“ und „When“ die Suche grob eingrenzen oder über „Show More“ lange Listen von Orten oder Personen aufrufen. Ganz im Hamlet’schen Sinn: „Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt.“

 

Diesen Artikel finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe der Kunst und Auktionen (07/2016).

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