Kunstwissen

Kunst im Netz - Toonopedia und Comiclopedia

Besondere Suchmaschinen halten Bildergeschichten aus drei Jahrhunderte bereit

Von Peter Dittmar
26.10.2016

Mehr als eine halbe Million Nachweise bietet die Suchmaschine an, wenn man sie nach „Comics“ fragt. Nur leider erweist sich das meiste davon als Werbung der Verlage oder Bewunderungsgemurmel. Und das bezieht sich dann vorwiegend auf die Hefte und Helden, die seit dem „Golden Age“, also seit 1938 erschienen sind. Trotzdem lassen sich in dieser Ansammlung des Beiläufigen mit einiger Geduld auch solide Informationen und gute Abbildungen finden. So verbirgt sich unter der scheinbar kryptischen Adresse konkykru.com „Andy’s Early Comics Archive“, eine Sammlung von Beispielen aus der Zeit der „Comics vor den Comics“, also der witzigen Bildserien seit 1730. Dabei wird deutlich, dass sich das Grotesk-Komische seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in seinen grafischen Varianten offensichtlich großer Beliebtheit erfreute.

Davon profitierten vor und nach der Jahrhundertwende die Comics in amerikanischen Zeitungen. Das dokumentiert „Barnacle Press“ (www.barnaclepress.com/comic) mit der Reproduktion von knapp einem halben Tausend komischer Serien, die vor dem Zweiten Weltkrieg erschienen (die Superheroes bleiben ausgeschlossen). So kann man auf dieser Seite etwa 80 Folgen der Katzenjammer Kids, 310 von Buster Brown, 1458 von Bringing up Father betrachten. Sie sind von A bis Z nach ihren titelgebenden Hauptfiguren geordnet, lassen sich jedoch genauso über die Suchfunktion nach Zeichnern und Zeitungen finden. So erfährt man, dass die Chicago Tribune, für deren Sonntagsausgabe Lyonel Feininger 1906 The Kin-der-Kids zeichnete, im selben Jahr auch andere deutsche Künstler wie Karl Staudinger, Victor Schramm und Karl Pomerhanz beschäftigte. Aber eine Erfolgsgeschichte war das offenbar nicht, denn es blieb bei wenigen Folgen.

Die sicherlich umfangreichste Sammlung zur Geschichte des Comics besitzt die Ohio State University mit „The Billy Ireland Cartoon Library & Museum“. Das sind neben rund 300 000 Originalen von Cartoons rund 67 000 Serien als Buch und 2,5 Millionen Comicstrips als Ausschnitte und Zeitungsseiten. Die Comic-Sammlung geht auf Bill Blackbeard zurück, den manischen Sammler und Gründer der San Francisco Academy of Comic Art. Denn als die Zeitungsverlage begannen, ihre alten Ausgaben auf Mikrofilm zu archivieren und die Originale zu schreddern, rettete er die gedruckten Exemplare. Unter bit.ly/2dP1qLb kann man sich durch die Fülle der Wochentags-Strips und Sonntagsbeilagen graben und charakteristische Bildbeispiele nach Titel, Autor und Zeitung aufrufen – allerdings in einer bescheidenen Auflösung und mit einem Copyright-Überdruck.

Die Protagonisten der Comics, ob aus The Spirit von Will Eisner oder Fritz the cat von Robert Crumb, findet man mit allem Drum und Dran in „Don Markstein’s Toonopedia“ (www.toonopedia.com). Ein Lexikon der Comic-Autoren ist außerdem als Nebenwerk des Amsterdamer „Comic Shop Lambiek“ entstanden, der sich rühmt, die älteste Spezialhandlung in Europa zu sein. Seine „Comiclopedia“ verzeichnet, mal sehr ausführlich, manchmal nur karg, etwa 1500 Zeichner, jeweils unterstützt durch typische Blätter. Dass dazu in einer Randleiste gelegentlich die lieferbaren Titel aufgeführt werden, akzeptiert man bei so viel Fleiß.

Service

Dieser Beitrag erschien in

KUNST UND AUKTIONEN Nr. 17/2016

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