Der Brite Mike Oldfield wurde mit seiner Musik weltberühmt. Uns verriet er, dass er eigentlich lieber Maler geworden wäre und welches Gemälde ihn bis heute besonders fasziniert
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25.02.2018
Wenn ich an Gemälde der Impressionisten denke, stellen sich mir vor Begeisterung die Nackenhaare auf. Ich liebe diese Art der Malerei, besonders Renoir. Alle seine Bilder sind umwerfend, etwa der „Tanz im Moulin de la Galette“ im Musée d’Orsay in Paris. Van Gogh und Matisse haben es mir auch angetan. Ihr Können hat mich so neidisch gemacht. Eine Weile habe ich es sogar selbst mit der Malerei probiert. Da war ich noch jung und meine Musikerkarriere in weiter Ferne. Die Ergebnisse waren ernüchternd, aber dass ich das Bedürfnis hatte, mich als Künstler auszudrücken, stand früh fest.
Impressionismus ist für mich nicht auf die Malerei beschränkt. Auch Musik kann impressionistisch sein. Es ist eine besondere Perspektive in der Betrachtung der Welt, etwas anders darzustellen, als es aussieht. Es geht nicht darum, wie etwas ist, sondern wie es sich anfühlt. So ging ich auch meine Musik an. Ich habe nie Musikunterricht gehabt, sondern mich immer auf meine Intuition verlassen. Mit sieben Jahren habe ich am Klavier „The Dying Swan“ komponiert. Mein erster Song. Ein schreckliches und zum Glück vergessenes Stück Musik. Ich ahnte aber, dass ich ganz gut bin.
Mein Durchbruch „Tubular Bells“ war anfangs allen Plattenfirmen zu impressionistisch: kein Sänger, kein Schlagzeug und viel zu lang. Aber dann kam ich bei Virgin unter, und die sorgten dafür, dass die Platte überall im Radio gespielt wurde. Seitdem läuft „Tubular Bells“ und läuft und läuft – bis heute. In den letzten Jahren hat die Kunst mich wieder eingeholt. Wenn ich nicht Musik mache, versuche ich mich an Computerkunst. Da bin ich sehr viel geschickter als mit dem Pinsel. Viele Sachen, die ich in der virtuellen Realität gesehen habe, erinnern mich in ihrer lustvollen Fantasie durchaus an Werke der Impressionisten.
Aufgezeichnet von Christoph Dallach