Kunstwissen

Nachruf auf Stephanie Manstein

Vor einem Monat starb Stephanie Manstein, die Leiterin Kommunikation Nordeuropa beim Auktionshaus Christie’s. Lisa Zeitz erinnert sich

Von Lisa Zeitz
15.11.2019

Wer sie kannte, war sofort im Bann ihrer Ausstrahlung. Eine schöne Gestalt mit langen dunklen Haaren und funkelndem Blick aus blaugrauen Augen, mit extravagantem Großstadt-Stil und immer voller Pläne. Sie war humorvoll und tiefgründig, charmant und prinzipientreu, eine Kosmopolitin mit großem Kunstverständnis und Sprachgefühl für die deutsche ebenso wie die englische Sprache. Immer wieder verstand sie es, Menschen und Themen zusammenzubringen.
Geboren am 1. Juli 1972 und in Darmstadt aufgewachsen, studierte Stephanie Manstein Kunstgeschichte, Philosophie und Kulturanthropologie in Frankfurt. Berufliche Erfahrungen sammelte sie unter anderem am Institut Mathildenhöhe in Darmstadt, bevor sie nach Berlin zog und die Galerie Johann König mit aufbaute. Anschließend ging sie nach Wien, wo sie ein Jahr lang das Education Department des Bank Austria Kunstforum leitete. Seit 2004 arbeitete sie bei Christie’s in London und fand dort eine berufliche Heimat bis an ihr Lebensende, zuerst im Bereich 20th Century Art, schließlich als Director of Communications mit Verantwortung für ganz Nordeuropa.

Wer sie, wie ich, als Teil des Teams von Christie’s kennengelernt hat, konnte sie als zugewandte, aufmerksame, einfühlsame Perfektionistin erleben, die sich im ganzen Spektrum des Kunstmarkts, der Kulturpolitik und des Kunstgeschehens bestens auskannte und originelle Geschichten möglich machte. Was für ein Erlebnis, als sie einen Auktionatoren-Crash-Kurs im Londoner Hauptquartier für mich organisierte, um einer Weltkunst-Story zum 250. Jubiläum von Christie’s authentischen Stoff zu geben! Auch ihr Engagement für eine Christie’s-Ausstellung während des Berliner Gallery Weekends mit Kunst von barocken Pretiosen bis zu Gerhard Richter in der futuristischen Architektur des Tschechischen Zentrums ist unvergessen. Seit fünfzehn Jahren organisierte sie außerdem mit viel Einsatz und Erfolg die hochkarätige Benefiz-Auktion der Freunde der Pinakothek der Moderne, ein Highlight im Münchner Kulturkalender.
Wer Stephi auch privat kennenlernen durfte, wie ich nach einigen Jahren beruflicher Kontakte, erlebte einen warmherzigen Menschen mit großem Künstlerfreundeskreis, dem die Familie über alles ging, mit grenzenloser Liebe zu ihren beiden Kindern. Am 16. Oktober hat ihr Leben ein viel zu frühes Ende gefunden. Wenn ich an sie denke, habe ich sie lachend vor Augen, und so will ich mich an sie erinnern.

Stephanie Manstein (Copyright: Christie's)
Stephanie Manstein (Copyright: Christie's)

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