Der italienische Fotokünstler Paolo Ventura ist während der Corona-Krise ohne seine Kamera in der mittelalterlichen Ortschaft Anghiari gestrandet. Seit zehn Tagen darf er die Wohnung nicht verlassen – so hat er mit dem Malen begonnen
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17.03.2020
Gut. Na ja, ich werde irgendwie verrückt. Es ist wie ein Gefängnis. Ich bin hier in einer Ferienwohnung in einem alten toskanischen Kloster für zwei Wochen in freiwilliger Quarantäne, weil ich aus der „roten Zone“ Mailand komme. Da ich mein Equipment nicht hier habe, nur ein paar Farben und große Papierbögen, habe ich angefangen zu malen.
Ich male, was ich um mich herum sehe. Ich spioniere die Nachbarn aus, die ich im Innenhof an ihren Fenstern stehen sehe, Blütenzweige, die Kaffeemaschine. Draußen ist es frühlingshaft, die Vögel singen, aber die Menschen sind voller Angst und versuchen, so weit voneinander wegzubleiben wie möglich.
Zum Mittagessen gibt es Kekse und Tee, und abends mache ich mir etwas Einfaches zu essen. Es geht schon. Am Freitag darf ich meine Frau und meinen Sohn wiedersehen.
Ich habe sie aus der Erinnerung gemalt.
Ja, ich habe gerade eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Budapest. Schon kurz vor der Eröffnung im Februar bekam ich einen Anruf, dass es wohl besser wäre, nicht zur Vernissage anzureisen. Sie soll bis Mitte Juni gehen.
Der künstlerische Prozess ist komplett anders, wenn man bei Null anfängt. In gewisser Weise genieße ich es. Manchmal denke ich sogar, wenn das hier vorbei ist, will ich noch einmal in Quarantäne. Ich muss an nichts anderes denken als an das, was ich gerade mache. Nicht an die Hausaufgaben meines Sohnes, nicht an die Angst, die Panik… wenn ich mich konzentriere, bin ich mit dem Kopf in einer anderen Dimension und kann einfach nur malen.