Welche Museen besitzen die besten Sammlungen chinesischer Bronzen? Welche Händler und welche Auktionshäuser sind auf dem Gebiet aktiv? Unser Service zum Sammlerseminar gibt Antworten und nennt die wichtigsten Adressen
Von
26.08.2020
Faszinierend ist es, die antiken chinesischen Bronzen im Land ihres Ursprungs zu erleben. Das Palastmuseum in Peking besitzt 15 000 Bronzen, zwei Drittel davon aus der „archaischen“ Zeit. Eine der weltbesten Sammlungen befindet sich im Shanghai Museum, darunter auch seltene Stücke der Xia-Zeit vor der Shang-Dynastie. Auch die Architektur ist ein Erlebnis: Der 1996 eröffnete Neubau ist einem Bronzegefäß des Ding-Typs nachempfunden. Da im Bürgerkrieg viele Werke aus der Verbotenen Stadt nach Taiwan gelangten, befinden sich im National Palace Museum in Taipeh rund 4000 Bronzeobjekte. Sehenswert sind einige japanische Museen, vor allem das Nara National Museum, dem der sagenhafte Kunsthändler Gorō Sakamoto 380 Ritualbronzen schenkte, oder das Fujita Museum in Osaka. In den USA kommen Liebhaber dieser Kunstgattung voll auf ihre Kosten. Fantastische Sammlungen chinesischer Bronzen besitzen das Metropolitan Museum in New York, die Freer Gallery of Art in Washington oder das Art Institute of Chicago. Aber auch abseits der großen Metropolen finden sich exzellente Ensembles, so im Arthur M. Sackler Museum der Harvard University in Cambridge, im Minneapolis Institute of Art oder im Nelson-Atkins Museum of Art in Kansas City. An der Westküste ist das Asian Art Museum in San Francisco die beste Adresse. In Europa gilt die Sammlung antiker Bronzen im Pariser Musée Guimet als eine der schönsten außerhalb Chinas. Bitte dort auch das Musée Cernuschi nicht vergessen. In London wird man das British Museum ansteuern, in Stockholm das Östasiatiska Museet, wo zahlreiche Stücke aus der Sammlung Orvar Karlbeck gelandet sind. Das Museum für Asiatische Kunst in Berlin, bald im neuen Humboldt Forum, hat nach Kriegsverlusten wieder einen ansehnlichen Bestand aufgebaut. Bestens bestückt ist das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln. Grundstock ist das Lebenswerk von Hans-Jürgen von Lochow, der von 1921 bis 1955 als Eisenbahningenieur in China lebte und fantastische Bronzen erwarb, die er dem Museum stiftete.
Eine Legende unter den internationalen Händlern chinesischer Kunst ist Giuseppe Eskenazi in London, der im Spitzensegment von Stücken im zweistelligen Millionenbereich mit den großen Auktionshäusern mithalten kann. Aber auch J.J. Lally & Co. in New York oder Christian Deydier in Paris gehören in die Topriege. Letzterer betreute etwa 20 Jahre die Bronzen der berühmten Meiyintang Collection. Archaische Stücke von erlesener Qualität sind immer wieder bei Gisèle Croës in Brüssel zu finden, ebenso bei Ben Janssens in London, wo auch Michael Goedhuis und A&J Speelman zu nennen sind. Wer in Paris ist: Es lohnt der Besuch bei Eric Pouillot. Nicht zu vergessen Vanderven aus ’s-Hertogenbosch, dessen Angebot regelmäßig auf der Tefaf in Maastricht beeindruckt.
Die spektakulärsten und teuersten Ritualbronzen kommen bei den Global Players Sotheby’s und Christie’s zum Aufruf, wahlweise an den Standorten London, New York oder Hongkong. Immer wieder gut für exzellente Stücke sind Bonhams in London und die deutschen Häuser Nagel (Stuttgart/Salzburg) und Lempertz (Köln/Brüssel). Auch bei Van Ham in Köln lohnt der Blick in die Kataloge, gerade für Stücke im mittleren und unteren Preissegment. In der Schweiz ist Koller bei den Asiatika führend, in Österreich teilen sich das Dorotheum und die Galerie Zacke den Markt. Die Pariser Tradition der antiken chinesischen Kunst halten vor allem Artcurial und Millon hoch.
Eine gute Einführung bietet „Chinesische Bronzen“ von Christian Deydier (1981). Immer noch lesenswert ist auch Jessica Rawsons „Chinese Bronzes. Art and Ritual“ (1987). Die große Kunsthistorikerin und Sinologin beschreibt hier Stücke des British Museum vor allem aus stilgeschichtlicher Perspektive. Die Darstellung ist von britischer Nüchternheit und unterscheidet sich wohltuend von Versuchen, die Bildwelt der Bronzen mit weit ausgreifenden natur- und geistesgeschichtlichen Deutungen zu entschlüsseln – was alles Spekulation bleiben muss. Einen geradezu enzyklopädischen Einblick bietet der Bestandskatalog „The Freer Chinese Bronzes“ der Freer Gallery in Washington (1967). Der Geschichte der späteren chinesischen Bronzegefäße, also nicht der archaischen, sondern der archaisierenden vom 12. bis 18. Jahrhundert, widmet sich Rose Kerr in „Later Chinese Bronzes“ (1990).
Hier geht’s zum Sammlerseminar: Chinesische Ritualbronzen