Italiens Kunst lockt Reisende seit Jahrhunderten. Wir haben unsere persönlichen Highlights der Kunstgeschichte zusammengestellt. Teil 1: von Padua bis Ancona
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10.01.2021
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 180
Mit seiner von der Antike bis heute herausragenden Bildhauerkunst, Malerei und Architektur ist Italien die Schatztruhe Europas – und Pilgerstätte für Kulturliebhaber aus aller Welt. Wir haben unsere persönlichen Favoriten für Sie zusammengestellt, von Padua in Venetien über die Toskana bis in den tiefen Süden nach Riace in Kalabrien und Monreale auf Sizilien.
Dass Heilige auch nur Menschen sind, das hat uns Giotto di Bondone gelehrt. Er gab seinen Figuren Persönlichkeit und bot ihnen die Tiefe des Bildraums als Wohnung an. Das Mittelalter machte der Renaissance Platz: Am schönsten ist das in Giottos 1306 geschaffenen Fresken für die Cappella degli Scrovegni in Padua zu sehen. „Der Traum des hl. Joachim“ war gleichzeitig ein Erwachen der Malerei.
Wer nur an den Schinken denkt, versäumt die bedeutenden Kunstschätze von Parma. Das Herzstück ist der romanische Dom, Machtdemonstration von Bischof Cadolo, der sich 1061 zum Gegenpapst wählen ließ. Der Höhepunkt des Ensembles aber ist das Baptisterium (ab 1196) mit seinem ausgeklügelten System aus Laufgängen in den Mauern. Der Architekt: Benedetto Antelami, der zugleich ein genialer Bildhauer war – Letzteres ist an den zahlreichen, höchst sinnlichen Fassadenreliefs zu bewundern.
Giovanni Francesco Barbieri (1591–1666) soll als Kind seit einem Unfall „Guercino“, Schielauge, genannt worden sein. Daran denkt bei seinem Namen heute niemand mehr: Er ist der Inbegriff italienischer Barockmalerei. Sein Bild des Heiligen Peter Martyr in der Gemäldegalerie von Bologna zeigt, wie meisterhaft er mit Hell und Dunkel modelliert und Pathos mit Menschlichkeit verbindet.
Für ihre Stillleben und Porträts auf Pergament war Giovanna Garzoni (1600–1670) zu ihrer Zeit berühmt und fand damit Arbeit an den Höfen von Neapel, Turin und Florenz: Noch immer sind in der ehemaligen Residenz der toskanischen Großherzöge, im Palazzo Pitti in Florenz, viele ihrer zauberhaften Kompositionen zu sehen. Fast surreal mutet die Szene mit Melone, Hund und Hühnern an.
Der Venezianer Carlo Crivelli war in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vor allem in der Region Marken tätig. Sein Stil pflegt klare, manchmal geradezu harte Konturen und verbindet Elemente der Gotik und der Renaissance. In der Pinakothek von Ancona ist Crivellis besonders eindrückliche Madonna mit dem Kind zu finden. Wie fein sie mit ihren langen Fingern den Fuß des Jesuskindes berührt! Typisch für den Maler sind die heiteren Pastelltöne, die prächtigen Oberflächen – und die Gurke, die er auf seinen Altarbildern oft in Fruchtgirlanden unterbringt.