Spektakuläre Museen von Paris über Berlin nach Hongkong werden in diesem Jahr nach Neu- oder Umbau ihre Tore öffnen. Eine kleine Vorschau
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08.01.2021
Während einem im zweiten Lockdown langsam die Decke auf den Kopf fällt und man sich verzweifelt nach kulturellen Erlebnissen außer Haus sehnt, steigern Meldungen aus der Museumswelt die Vorfreude auf das, was dieses Jahr noch alles kommt. Und dann hoffentlich auch so bald wie möglich zugänglich sein wird. Eine ganze Reihe von kapitalen Museumseröffnungen rund um den Globus sind angekündigt. Schon am 23. Januar soll in Paris das neue Domizil der Pinault Collection in der alten Börse (Bourse de Commerce) eröffnet werde. Nur einen kurzen Fußweg vom Louvre entfernt, wird dieses Haus im Kunstleben der französischen Hauptstadt einiges verändern und der Gegenwartsszene zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Dazu trägt auch der spektakuläre Umbau des Rundbaus durch den japanischen Architektenguru Tadao Ando bei. Ob die Eröffnung wie geplant trotz Corona stattfinden kann, ist derzeit noch unklar.
In Deutschland richten sich derweil alle Blicke auf das Berliner Humboldt Forum, das kurz vor Weihnachten fertiggestellt, aber dann wegen des Lockdowns nur digital eröffnet wurde. Sobald der allgemeine Museumsbetrieb wieder anläuft, kann das Publikum den 677-Millionen-Bau hinter den rekonstruierten Schlossfassaden in Besitz nehmen. Zu sehen sind erst einmal Wechselausstellungen, der archäologische Keller, der Wissenschaftsbereich der Humboldt Universität und die große Präsentation „Berlin Global“ des Stadtmuseums. In zwei Etappen im Herbst wird die Haupattraktion zugänglich werden: die enormen Sammlung der außereuropäischen Kulturen von Afrika über Asien, Ozeanien bis nach Amerika.
Das zweite große Museumsereignis in der Hauptstadt ist der Abschluss der fünfjährigen Sanierung der Neuen Nationalgalerie durch David Chipperfield. Schon strahlt der Glastempel wieder so, wie ihn Ludwig Mies van der Rohe erbaut hat. Im April soll das epochale Bauwerk übergeben werden, danach zieht die Kunst wieder ein. Die Eröffnung ist für August vorgesehen.
Wenn alles gut geht und Corona nicht wieder dazwischen funkt, wird die Kunstwelt im Juni gebannt die Eröffnung das gewaltige Grand Egyptian Museum in Gizeh verfolgen. Seit 2002 wird an dem 500.000-Quadratmeter-Bau gearbeitet, in dem rund 100.00 Objekte aus dem alte Ägypten bis zur Römerzeit zu sehen werden. Darunter erstmal fast alle 5000 Fundstücke aus dem Grab des Tutenchamun. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund eine Milliarde Dollar. Nur ein Drittel so teuer, aber genauso spektakulär ist das neue Munch Museum in Oslo, ein geknickter Hochbau, der in den Fjord hineinragt. Auch hier ist die Einweihung für den Sommer vorgesehen.
Im Herbst folgen die Eröffnung von David Chipperfields Erweiterungsbau am Kunsthaus Zürich, mit dem die hochbedeutende Bührle-Sammlung ins Haus einziehen wird. Hongkong kündigt derweil für Ende 2021 das M+ als eines der größten Museen der Welt, erbaut von Herzog & de Meuron. Ein Herzstück darin wird die Sammlung chinesischer Gegenwartskunst von Uli Sigg sein.
Noch mehr Museumsneubauten, die in diesem Jahr öffentlich werden, lassen sich nennen, etwa Renzo Pianos Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles oder Frank Gehrys Stahlturm in der Luma-Stiftung in Arles. Das Rad des Kunstbetriebs dreht sich also weiter, und sobald sie können, werden die Menschen kulturhungrig in die neuen Häuser strömen. Wer weiß, vielleicht wird es am Ende sogar ein gutes Kunstjahr.